Mein Konto
    Bad Luck Banging Or Loony Porn
    Durchschnitts-Wertung
    2,2
    22 Wertungen
    Deine Meinung zu Bad Luck Banging Or Loony Porn ?

    3 User-Kritiken

    5
    0 Kritik
    4
    1 Kritik
    3
    0 Kritik
    2
    1 Kritik
    1
    1 Kritik
    0
    0 Kritik
    Sortieren nach:
    Die hilfreichsten Kritiken Neueste Kritiken User mit den meisten Kritiken User mit den meisten Followern
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

    711 Follower 942 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 8. Dezember 2021
    DIE KRUX DES EGOZENTRISCHEN WELTBILDES
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Es kann gut sein, dass mein Beitrag nach dem Teilen auf diversen Social Media-Plattformen von der Zensur geblockt wird. Das Wort „Porn“ kommt darin vor. Kann gut sein, dass die Zugriffe auf diesen Artikel dadurch in die Höhe schnellen. Kann alles sein. Kann sogar sein, dass ein Film wie dieser trotz oder gerade wegen seinen expliziten Darstellungen den Goldenen Bären der Berlinale gewinnen kann. Und auch, obwohl sich Banging und Porn in den Titel schummeln. Eine Vorverurteilung hat aber nicht stattgefunden, denn Radu Jude hat für seine virtuose Satire tatsächlich die höchste Auszeichnung erhalten. Gibt es also rund 50 Jahre nach Deep Throat ein Porno-Revival in klassischen Kinosälen? Nein, nicht wirklich. Bad Luck Banging or Loony Porn will das gar nicht. Dieser Film – wie soll ich sagen – ist zwar ein obszönes, aber gutgemeint groteskes Stück Kino, das sicherlich nicht zum besten Freund wird – auf den zweiten Blick jedoch kann man das, was da abgeht, so gut nachvollziehen, als wäre man mit diesem polemischen Stück publiker Selbstreflexion schon lange auf Du und Du.

    Man kann gut erkennen, was entsteht, wenn nichts und niemand einem Filmemacher ins Handwerk pfuscht. Radu Jude befindet sich inmitten der Pandemie, wir schreiben das Jahr 2020, und man merkt auch, dass für seine Ideen die Weltlage gar nicht besser hätte sein können. In dieser Pandemie, die Jude auf die aufreibendsten Arten des Maskentragens, Händedesinfizierens und nicht eingehaltene Sicherheitsabstände reduziert, ist der gesellschaftliche Sodbrand kurz davor, bis in den Rachenraum aufzusteigen. Zu keiner Zeit in der jüngeren Geschichte lässt sich die Doppelmoral des Menschen in der Dynamik einer Gesellschaft so sehr ans Tageslicht zerren wie in dieser. Dabei passiert nicht viel, und seit Thomas Vinterbergs grandiosem Rufmord-Drama Die Jagd wissen wir auch, wie Massenmedien im Computer- und Handyzeitalter zusätzlich Zunder geben. Zum Leidwesen der Kinder und derer, die des Berufs wegen für diese verantwortlich sind. Immerhin ist passiert, was nun mal so passiert: Die Lehrerin Emi hat Sex mit ihrem Ehemann – sie filmen sich dabei, und wir sehen das auch. Blöderweise stellt der nicht wirklich vorausdenkende Göttergatte das sogenannte Sex Tape auf Pornhub – wo dieses alsbald von den Schülern aus Emis Klasse gesehen wird. Empörter kann die Elternschaft nicht sein. Wie kann man nur! Sie fordern eine Konferenz, um die gute Frau zur Rede zu stellen. Oder ganz einfach fertigzumachen.

    Bad Luck Banging or Loony Porn hat drei Kapitel, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Nach dem gar nicht jugendfreien Vorspiel folgen wir Emi quer durch Bukarest. Es ist die Bestandsaufnahme einer verdorbenen Welt aus billigen Obszönitäten, Aggressionen und kompensierten Psychosen. Ein Panoptikum zwischen Zerfall und Übersättigung, dabei ruht die Kamera weniger auf Emis Spaziergang durch die Welt als vielmehr auf einen Alltag, der sich selbst zuwider zu sein scheint. Kapitel zwei ist ebenfalls ein Sammelsurium – eine alphabetische Abfolge diverser Begriffe, die, größenteils mit Archivaufnahmen bebildert, eine Collage dessen ergeben, was Rumänien bewegt. Kapitel drei dann der Elternabend des Grauens. Eine Geisterbahnfahrt des Fingerzeigens und des Besserwissens. Ich will nicht sagen: des Querdenkens.

    Wer mir dazu einfällt: Der Schwede Ruben Östlund beschäftigt sich nicht erst seit The Square mit ähnlichen Themen und seziert dabei menschliches Gruppenverhalten, über welches die Vernunft allzu leicht stolpert. Sei es nun, Eigenverantwortung zu übernehmen – oder die Verantwortung über den eigenen Nachwuchs. Jude spricht diese Fähigkeit der „Elterngeneration What?“ Ein für alle Mal ab. Seine Erzieherinnen und Erzieher verorten aus reiner Bequemlichkeit und nach erhörten Predigten über ein egozentrisches Weltbild die moralische Verantwortung jenseits der eigenen Familie. Dabei ist nicht das Problem, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, sondern die Wahl der immer bequemeren Mittel, um dieses Ziel zu erreichen. Was bleibt, ist ein Aneinanderrennen starrer Weltsichten und liberaler Koketterie. In Judes Groteske erkennt man letzten Endes mit Schrecken, selbst zu einer dieser Gruppen zu gehören. Was dagegen tun? Im Avantgarde-Kino von heute bleibt da nur noch die verzweifelte Möglichkeit, mit ätzendem Zynismus die Nimmerbelehrbaren in die Selbstreflexion zu nötigen.
    _________________________________________________
    Mehr Reviews und Analysen gibt´s auf filmgenuss.com!
    beco
    beco

    61 Follower 361 Kritiken User folgen

    1,5
    Veröffentlicht am 15. Juli 2021
    Und wieder einmal stehe ich einigermaßen verständnislos vor den Bewertungen eines Films. Goldener Bär bei der Berlinale Berlin.
    In der Einleitung, ein paar explizite Sexszenen. Dann folgt Teil 1. Wir sehen die Protagonistin durch Bukarest laufen. Die Kamera folgt ihr auf dem Weg zum Tribunal (Elterntreffen), verweilt immer wieder an Bildern des Verfalls. Eine ermüdend gute halbe Stunde erleben wir viel lauten Verkehr und ab und zu Aggressionen, in der Regel zwischen Auto und Fußgänger.
    Dann Teil 2. Ein Sammelsurium von (geschichtlichen) Szenen, die man wohl nur als Rumänen verstehen kann. Unterlegt werden diese Szenen mit Zitaten aus unterschiedlichsten Quellen.
    Nun folgt Tei 3, das Tribunal.
    Wir erleben Mütter und Väter mit ihren spießigen Vorurteilen und aberwitzigen Argumenten, aber das einzig originelle sind die Covid-Masken, die sie tragen. Auch hier zieht sich Rede und Gegenrede quälend hin.
    Und dann werden dem Zuschauer noch drei mögliche Enden angeboten, wobei das letzte, ein drastisches, aber wohl passendes zur Intention des Films ist.
    Als provokatives Statement mag der Film noch durchgehen, wer mehr erwartet, wird einigermaßen ratlos und enttäuscht das Kino verlassen.
    Frank_Bln
    Frank_Bln

    5 Follower 42 Kritiken User folgen

    2,5
    Veröffentlicht am 15. Juli 2021
    Nach all den Vorschusslorbeeren und tollen Kritiken war ich doch sehr enttäuscht. Interessant ist der erste Teil mit sein er Kanerafahrt durch Bukarest. Deise Stadt scheidet schonmal als Reiseziel aus :-) Sollte das gezeigte Realität sein, ist die Sprache der Rumänen stark sexualisiert und voll von Gewalt. In dieser Eindeutigkeit doch überraschend. Der zweite Teil wartet mit zunm Teil interessanten Anekdoten auf, die einen teilweise zum Nachdenken anregen. Aber was sollen die Filmchen zu "Blondinenwitze", "Blowjob" und "F**ze"? Absurd und irgendwie störend. Der Anfang des Filmes zeigt ja genug nackte Haut, die auch zum Film gehört. Diese Einsprengsel tun es nicht. Der dritte Teil, also "die Elternversammlung" ist ganz nett, erscheint mir aber völlig überzeichnet. Die Figuren agieren an der Grenze zur Karrikatur. Unterm Strich bleibt ein Film, der einfach mal was anderes ist. Aber der Goldene Bär? Echt nicht!
    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    • Die neuesten FILMSTARTS-Kritiken
    • Die besten Filme
    Back to Top