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    Minjan
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    Filmdoktor
    Filmdoktor

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    3,5
    Veröffentlicht am 14. Mai 2021
    Coming-of-Age zwischen orthodoxem Judentum und New Yorker Schwulenszene in den 1980ern

    Es gibt viele außergewöhnliche Aspekte in diesem Film: russisch-jüdische Immigranten in New York, die in ihrem eigenen Milieu leben, Holocaust-Überlebende in einer (jüdischen) Wohnanlage für alte Menschen, die 1980er-Jahre, die aus heutiger Perspektive eng und angestaubt wirken. Dazwischen der siebzehnjährige David, der sich über so manches klar werden muss: seine Familie, seine sexuelle Orientierung, seinen Glauben.

    Die Geschichte beginnt mit der Beerdigung von Davids Großmutter und ziemlich am Ende werden wir wieder eine Beerdigung erleben, bei der das jüdische Totengebet, das Kaddish, gesprochen wird. In den fast zwei Stunden Laufzeit zwischen diesen Beerdigungen passiert nicht viel. Vielmehr sind Alltagserlebnisse zu sehen, die nach und nach zu Erfahrungen für David werden, so dass er am Ende gereifter wirkt, ohne dass sich äußerlich allzu viel geändert hat. Er zieht zu seinem Großvater in die neue Wohnung, um mehr Abstand zu seinen ihn kontrollierenden Eltern zu gewinnen, außerdem fühlt er sich seinem Großvater sehr nahe. Vom jüdische Milieu will David sich abgrenzen (z. B. auf eine staatliche Schule gehen, wo er die Literatur James Baldwins kennen lernt) und zugleich nimmt er regelmäßig am Gottesdienst in der jüdischen Wohnanlage teil. Dies hat mit dem titelgebenden "Minjan" zu tun: Mindestens zehn Juden (orthodox: 10 jüdische Männer) müssen für einen Gottesdienst anwesend sein.
    Seine sexuellen Erkundungen führen David auch in einen Schwulenclub und er beginnt ein vorsichtiges Verhältnis mit dem Barkeeper. Hier wird auch in einer Szene das Thema "Aids" kurz eingespielt.
    Größeren Raum nehmen die Gespräche mit den beiden Nachbarn seines Großvaters ein, Itzik und Herschel, in denen die Erfahrungen des Holocaust eine wichtige Rolle spielen.
    Bei all dem bleibt das Gefühl, dass David eher der Beobachter seines eigenen Lebens ist und er noch keinen Weg aus der Passivität gefunden hat. Aber gerade dieses Treiben lassen, gepaart mit Begegnungen und (unspektakulären) Erlebnissen macht den Film sehr authentisch.

    "Minjan" ist ein sehr zurückgenommenes, eindringlich inszeniertes und gespieltes Coming-of-Age-Drama, welches sehr authentisch die Selbstfindungsphase eines jungen Mannes schildert, der sich als Teil gleich mehrerer Minderheiten als Außenseiter empfindet. Die einfühlsame, sehr ruhige Erzählweise verlangt Konzentration, beeindruckt dann aber umso mehr.
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