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    The World To Come
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    Marta McFly
    Marta McFly

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    4,0
    Veröffentlicht am 12. März 2024
    The World To Come ist eine Verfilmung einer Kurzgeschichte gleichen Namens von Jim Shepard. Da er mitverantwortlich für das Drehbuch war, hält der Film sich auch eng an die literarische Vorlage. Es ist typisch für seine Werke, dass sie oft aus der Perspektive der ersten oder zweiten Person geschildert werden, The World To Come ist da keine Ausnahme. Und so sind die Tagebucheinträge der Protagonistin Abigail der äußere Rahmen, in dem sich die Geschichte bewegt. Über den ganzen Film hinweg "liest" sie dem Zuschauer aus ihrem Tagebuch vor, und auch detaillierte Datumsangaben fehlen nicht.

    Die Erzählung beginnt am 1. Januar des Jahres 1856, Abigail und ihr Mann Dyer haben vor wenigen Monaten ihre vierjährige Tochter durch Dyphterie verloren. Es gelingt ihnen mehr schlecht als recht, sich von diesem Kummer durch Arbeit abzulenken. Dabei gibt es davon mehr als genug, eigentlich ist es das einzige, was ihr Leben ausmacht. Dieses eintönige, einsame, harte, karge Leben auf einer abgeschiedenen Farm in New Yorks Hinterland, angefüllt mit Pflichten und notwendigen Aufgaben und nur wenigen Freuden. Keiner der beiden hat dieses Leben gewollt oder findet darin Erfüllung. Dazu kommt, dass die Ehe der beiden keine Liebesheirat war, sondern einfach aus den Umständen und fehlenden Optionen heraus entstanden ist, wie das früher so oft üblich war.
    Anfang Februar zieht ein neues Paar in die Nachbarsfarm, Tallie und Finney. Die beiden Frauen freunden sich sogleich an, immer enger wird ihre Freundschaft. Die schüchterne, in sich gekehrte Abigail ist verwirrt darüber, wie sehr sie die Gesellschaft von Tallie genießt, und obwohl sie eine talentierte, wortgewandte Schreiberin ist, findet sie zunächst keine Bezeichnung für ihr Gefühlschaos. Der Film lässt sich Zeit für die Entwicklung der Geschichte der beiden und macht es dem Zuschauer einfach, die Beziehung der beiden nachzuvollziehen. Viele lange Einstellungen beherrschen das Bild, auf hektische Schnitte wird verzichtet.
    Es dauert bis Ende April und bis zur fünfzigsten Minute des Films, bis die Liebe der beiden Frauen sich, endlich, muss man fast sagen, in einem Kuss Bahn bricht. Das ist die wohl schönste Szene im gesamten Streifen, wunderbar zärtlich arrangiert. Phänomenal gespielt. Man spürt das Zögern der beiden, sich ihre Liebe einzugestehen und den für diese Zeit oft undenkbaren letzten Schritt, weg von der Freundschaft in eine neue Phase hinein, zu gehen. Inklusive geröteter Wangen, dem inneren Aufruhr geschuldet. Dann der Ausbruch von grenzenloser Glückseligkeit, wer kennt es nicht? Wirklich großartig!
    Besonders das subtile Spiel von Vanessa Kirby (Tallie) hat mir sehr imponiert. Was sie nur mit wenigen Mimiken auszusagen vermag, ist beeindruckend. Ein angedeutetes Lächeln, ein leichtes Zucken um die Mundwinkel, ein Augenaufschlag, und man sieht direkt in ihr Innerstes. Da die Geschichte fast komplett aus der Sicht von Abigail erzählt wird, ist es oft das einzige, was uns bleibt.
    Auch optisch und filmtechnisch unterstützt Regisseurin Mona Fastvold die aufkeimende Liebe. Während sie zu Anfang mit der Farbe geizt, sind die Farben nach dem Kuss satter, ein geschicktes Stilmittel.
    Dyer, eigentlich im Großen und Ganzen ein anständiger Kerl, bemerkt natürlich die Veränderungen an seiner Frau. Ob er die Beziehung der beiden akzeptiert oder ignoriert oder sich in der damaligen Zeit einfach nicht vorstellen kann, dass es eine Liebesbeziehung zwischen zwei Frauen geben kann, sei dahingestellt. Finney hingegen, ein bibelfester Mann, kann und will nicht hinnehmen, dass seine Frau nicht zuallererst ihm untersteht und ihm ihr Leben in voller Gänze widmet. spoiler: Und es wäre vermutlich keine Darstellung einer gleichgeschlechtlichen Liebe in einer historischen Erzählung, wenn den beiden Frauen ein Happyend beschieden wäre und so kommt es, wie es kommen muss


    Der Film hat mich noch mehrere Tage beschäftigt und man fragt sich unwillkürlich, wie das Leben der beiden Frauen wohl ausgesehen hätte, wenn sie nicht in dieser Isolation in ihrer Zeit festgesteckt hätten. Ob die introvertierte Abigail eine Karriere als Schriftstellerin gemacht hätte. Und ob die lebensfrohe, nach Freiheit strebende und selbstbewusste Tallie in unserer Zeit glücklicher geworden wäre.
    Es ist noch lange nicht alles gut als Frau in unserer Welt, aber wir sind dennoch schon weit gekommen...
    Sebastian Schlicht7
    Sebastian Schlicht7

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    2,0
    Veröffentlicht am 8. Januar 2024
    „Brokeback Mountain“ auf Wish bestellt...

    Spätestens seit „Brokeback Mountain“ erlebte die Filmlandschaft eine Revolution wenn es um LGBT-Inhalte ging. Natürlich gab es die Thematik auch schon vorher in der filmischen Welt, aber es ist vor allem das 21. Jahrhundert, in dem diese Filme zu neuem Leben erwachten. Gerade Werke über homosexuelle Beziehungen kamen immer mehr im Mainstream an und das ist wirklich wundervoll! Noch besser ist es, wenn diese Filme auch toll sind, wie etwa „Call Me by Your Name“ (2017), „Moonlight“ (2016) oder „Porträt einer Frau in Flammen“ (2019).
    2020 wollte auch die Regisseurin Mona Fastvold mitmischen und drehte den Film „The World to Come“, eine Geschichte über zwei Frauen im 19. Jahrhundert, die sich ineinander verlieben. Doch leider ist das Ergebnis sehr enttäuschend und oberflächlich geworden, trotz eines tollen Casts…

    1851: Abigail und ihr Mann haben ihr Kind verloren und leben seitdem nur vor sich hin. Als jedoch eines Tages neue Nachbarn einziehen, ändert sich alles. Die Nachbarin Tallie bringt frischen Wind in Abigails Leben und es dauert nicht lange, bis beide mehr als nur Freundschaft füreinander empfinden. Doch die Zeit und die Gesellschaft machen es den beiden unmöglich ihre Liebe frei auszuleben…

    Auch wenn die Story mittlerweile nichts Neues ist, so muss ich sagen, dass ich dem Film auch dann nichts abgewinnen könnte, wenn er einer der ersten seiner Art gewesen wäre. Was „The World to Come“ fehlt, ist Subtilität. Relativ schnell wird klar, in welche Richtung der Film laufen wird. Das ist ja nicht immer schlecht, aber dies hier ist einer dieser Filme, die einfach nicht viel Substanz haben und daher schnell langatmig werden. Doch was genau ist das Problem?

    Da wären zunächst die ziemlich trögen und bedeutungsschwangeren Dialoge. Die Erzählstimme von Abigail, die quasi wie eine Art Tagebucheintrag fungiert, soll immer wieder poetisch und tiefgründig durch die Geschichte führen, hat mich aber nur genervt. Und so fühlt sich der gesamte Film an. Er will bedeutend und aussagekräftig sein, will das Drama dieser beiden Frauen schonungslos aufzeigen und am besten noch bei den Oscars abräumen. Doch die Figuren sind größtenteils alle erschreckend eindimensional, infolgedessen wird der Film sehr schwarz-weiß in seiner Aussage. Die einzige Figur, die relativ facettenreich bleibt, ist Abigails Mann Dyer (Casey Affleck).

    Auch die Liebe zwischen Abigail und Tallie wirkt sehr unecht. Beide nähern sich schnell einander an und sind dann überraschend fahrlässig, was ihre Intimitäten angeht. Noch schneller ist diese Liebesgeschichte dann auch wieder vorbei und es geht in den „dramatischen“ Teil der Story. Und am Ende frage ich mich, wer diese beiden Frauen eigentlich waren. Sie erzählen zwar viel von ihren Sorgen und Freuden, aber ich konnte ihnen nichts glauben. Wenn ich das mit „Brokeback Mountain“ vergleiche, ein Film, der eine recht ähnliche Story hat, liegen Welten dazwischen. Die beiden verliebten Männer wirken dort wie echte Menschen, mit Stärken und Schwächen, während Abigail und Tallie wie Filmfiguren wirken. Auch die beiden Hauptdarstellerinnen, Katherine Waterston und Vanessa Kirby, wirkten für mich wie Schauspieler, die einfach eine Rolle spielen und nach dem Dreh nach Hause gehen. Und dabei sind beide Frauen wirklich gute Darstellerinnen… Ich denke, dass ein weiteres Problem die einfallslose Regie ist, denn der Film rast manchmal durch seine Story und lässt den Figuren nur selten Raum zum Atmen. Es muss immer etwas gesagt werden, der Film traut sich kaum mal ruhig zu sein.

    Wie gesagt: Die Schauspieler sind nicht das Problem, sie spielen recht solide (allen voran Casey Affleck, der den Film sogar mitproduzierte). Auch technisch ist der Film recht schick gedreht und gerade die wunderschönen Landschaftsaufnahmen erzeugen eine herrliche Atmosphäre. Der Score von Daniel Blumberg hingegen hat mich sehr gestört und war viel zu unpassend mit seinem Saxophon-Anteil. Die Musik wirkte generell sehr aufgesetzt, wie die Dialoge…

    Fazit: „The World to Come“ ist ein sehr enttäuschender Film, der auf Krampf versucht bedeutend und mitreißend zu sein. Das hat in meinen Augen überhaupt nicht funktioniert, auch wenn die Darsteller ok sind und das Ganze schick aussieht. Langatmig und zu „artsy-fartsy“ für meinen Geschmack…
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

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    2,0
    Veröffentlicht am 1. März 2022
    SCHMACHTEN UND LEIDEN AM BAUERNHOF
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Letztes Jahr lief dieser Festivalfilm, der vor einiger Zeit auf der Viennale präsentiert wurde, eine kurze Zeit lang unter dem Radar in einigen ausgewählten Programmkinos, bevor er wieder von der Bildfläche verschwand. Schade, der stand nämlich auf meiner Watchlist recht weit oben, denn Katherine Waterston und Vanessa Kirby in einem amerikanischen Heimatdrama, in dem es um queere Liebe geht, sind ja fast nicht auszulassen. Genauso klammheimlich wie die Liebe zwischen diesen beiden Charakterdarstellerinnen hat sich das Werk dann auch in ein Streamingportal geschummelt, wo es weiter vor sich hingedämmert wäre, würde ich mich nicht in periodischen Abständen nach Filmen wie diesen auf Fahndung begeben. Na endlich – The World To Come, jetzt vom Sofa aus. Das muss schließlich großes Kino sein, ähnlich wie Ammonite mit Kate Winslet und Saoirse Ronan. Beachtliches Schauspielkino zwischen tosendem Meer und zugeknöpfter Gesellschaft.

    The World To Come spielt Mitte des neunzehnten Jahrhunderts im Hinterland von New York. Es ist kurz nach Neujahr, der Winter hat die Wildnis hier fest im Griff. Es ist klirrend kalt auf dem Hof von Abigail und Dyer. Einem Ehepaar, das den Diphterietod seiner Tochter betrauert. Abigail schreibt Tagebuch, wir hören ihre Gedanken und ihre mit Tinte hingeworfenen Sätze als erschöpftes, melancholisches Gebet. Alles ist grau, halbdunkel, schwer. Kameramann Andre Chemetoff setzt auf grobkörnige Bilder fast schon im 4:3-Format. Erinnert unweigerlich an First Cow von Kelly Reichhart, ebenfalls ein Festivalfilm, ebenfalls volle Breitseite Arthouse. Auf dieser Farm im Nirgendwo geht Abigail also ihren Pflichten nach. Anna Wimschneider aus Herbstmilch lässt grüßen. Nicht weit von Abigails und Dyers Hof pachten Neuankömmlinge die Nachbarsfarm. Auftritt Vanessa Kirby als Tallie, die sich sofort zu Abigail hingezogen fühlt. Aus einer ersten Begegnung und regelmäßigen Besuchen wird bald mehr. Ehemann Casey Affleck, der wieder mal so spielt, als würde er sich gerne irgendwo hinlegen wollen, um ein Schläfchen zu machen, merkt natürlich nichts. Ist auch ständig unterwegs. Kirbys Gatte hingegen schwört auf die Bibel und die Unterwürfigkeit der Ehefrau. Dennoch entsteht von Frühling bis Sommer eine kleine, auch sexuell gepflegte Romanze, die ihrem Schicksal natürlich nicht entkommen kann.

    Wobei es wiederum ein Leichtes wäre, sich der Sogwirkung dieses Films zu entziehen. Will heißen: Es gibt keine. The World to Come ist träge und langweilig. Eine Tristesse, 109 Minuten lang. Getragen von bedeutungsschweren, poetischen Rezitationen und ungelenken Gesprächen. Die immer wiederkehrenden Inserts von Tag und Monat bringen die müde und eigentlich wenig aussagekräftige Geschichte noch mehr zum Stocken, da man befürchtet, hier ein ganzes Jahr den inneren Monologen von Abigail ausgesetzt sein zu müssen. Und es braucht ewig, bis der Sommer endlich ins Land zieht. Dann haben wir zumindest ein bisschen Sonne, und der Schneesturm ist nur noch eine vage Erinnerung an ein wenig mitreißende Dramatik in einem Film, der sich rettungslos und Bedeutung simulierend in der Lethargie seiner Opferrollen verliert.
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