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    Flight Girls
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Flight Girls
    Von Carsten Baumgardt

    Wenn ein Film zwei Jahre vom produzierenden Studio auf Eis gelegt wird, ist das nie ein gutes Zeichen. Im Gegenteil: In fast allen Fällen kündigt sich so eine filmische Leinwand-Katastophe an. Dieses Schicksal trifft auch Bruce Barretos Stewardessen-Komödie „Flight Girls“. Völlig uninspiriert pendelt der Film schwerelos zwischen verschiedenen Genres, ohne auch nur in einem einzigen zu überzeugen. Dazu ist Hauptdarstellerin Gwyneth Paltrow so wunderbar fehlbesetzt, dass es für die Zuschauer wenigstens doch etwas zu lachen gibt.

    Donna Jensen (Paltrow) hat es alles andere als leicht. In der amerikanischen Provinz in Nevada wächst sie bei ihrer schlampigen Mutter in einem Wohnwagen auf. Ihre berufliche Zukunft scheint sich im Baumarkt abzuspielen. Als sie ihr Freund verlässt, bricht für das naive Blondchen eine Welt zusammen. Doch eine Talkshow verändert ihr Leben. Die Erfolgsstory der berühmten Stewardess und Buchautorin Sally Weston (Candice Bergen) fasziniert Donna so sehr, dass sie ihr nacheifern will – koste es, was es wolle. Sie bricht aus dem miefigen Heimatkaff aus und heuert bei einer miesen Billig-Airline an. Von den ordinären Outfits lässt sie sich nicht abschrecken, findet außerdem in ihren Kolleginnen Sherry (Kelly Preston) und Christine (Christina Applegate) gute Freundinnen. Als Donna Größeres erreichen will und bei einem Test der angesehenen Royalty Air durchfällt, obwohl sie eigentlich am Tüchtigsten ist, verzweifelt sie. Sie wird ins unbeliebte Cleveland versetzt. Dort trifft sie auf ihren alten Freund Tim (Mark Ruffalo) und verliebt sich in den Jurastudenten. Kompliziert wird es, als Donna ihre zweite Chance bei Royalty Air bekommen soll...

    Was in aller Welt mag sich Gwyneth Paltrow („Besessen") bei der Auswahl dieser Rolle bloß gedacht haben? Die 30-Jährige stets grazil und leicht snobistisch wirkende Amerikanerin ist der Inbegriff von kühler Eleganz. In „View From The Top“ versucht sie scheinbar, ihr Image auf den Kopf zu stellen und tritt als White-Trash-Girl aus dem Trailer Park an. Das geht dermaßen spektakulär in die Hose, dass es fast schon eine Freude ist, diesem unrühmlichen Treiben zuzusehen. Paltrow gibt sich zwar alle Mühe, ist aber in keiner Szene wirklich glaubwürdig. Wie sie in merkwürdigen 50er Jahre Retro-Klamotten rumlaufen muss - obwohl der Film nicht in den 50ern spielt - entbehrt zudem einer gewissen Komik nicht.

    Ansonsten gibt es neben den quietschbunten Outfits wenig zu lachen. Beginnt der Film noch mit leicht satirischem Touch recht ordentlich, geht dieser mit fortlaufender Dauer immer mehr verloren. Besonders bitter wird es, wenn Candice Bergen als Mutter Theresa der Stewardessen ihren Motivationsspruch „Paris International, First Class“ als Ernsthaftigkeit verkauft, anstatt dieses Motto als Satire zu servieren. Im Prinzip spielt sie eine Karikatur einer überkanditelten Amerikanerin, mit dem Problem, dass der brasilianische Regisseur Bruce Barreto das Ganze ernst nimmt. Mehr und mehr rückt die lauwarme Love Story zwischen Paltrow und Ruffalo („Windtalkers") in den Vordergrund. Da können auch Mike Myers Versuche, die Geschichte als einäugiger Personal-Trainer der Fluggesellschaft mit Komik aufzuheitern, nicht viel helfen. Myers („Austin Powers“) wirkt mit seinem Verhalten wie ein Fremdkörper.

    Bruce Barreto scheitert mit seinem Hollywood-Debüt auf ganzer Linie, verpasst es, sein namhaftes Personal in die richtigen Bahnen zu leiten. Vor allem versagt er als Regisseur, weil „View From The Top“ nie Rhythmus findet und zwischen den Genres umherirrt. Am Ende als die Langeweile regiert, fragt man sich schon, was uns Baretto mit dieser Saftschubsen-Saga sagen wollte. Es wird zunächst sein Geheimnis bleiben. Zumal er „View From The Top“ am Schluss durch einen gezielten Schlag mit der Moralkeule den endgültigen K.O. verpasst. Da helfen auch die Outtakes im Abspann nichts mehr. Mal abgesehen davon, dass so was schon weit witziger zu sehen war.

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