WENN DEN IGEL FUCHST, WIE DER HSE LÄUFT
von Michael Grünwald / filmgenuss.com
Täusche ich mich, oder beschränkt sich Jim Carreys Filmkarriere momentan auf seine Performance als Bösewicht Dr. Robotnik im SEGA-Franchise Sonic the Hedgehog? Ein Blick auf Wikipedia bestätigt: tatsächlich dürften Carreys Agenten wohl kaum Überstunden schieben, aber vielleicht kommt das noch. Denn Carrey ist ein achtbarer Schauspieler, der in tragikomischen Filmen wie zum Beispiel Die Truman Show oder Der Mondmann genauso gut ankommt wie in Komödien. Für Sonic durfte er schon im Kick Off aus dem Jahr 2020 seinen Schnurrbart zwirbeln und wieder mal seine Grimassen schneiden, doch wenn man sich zu sehr auf sein exaltiertes Spiel verlässt, haben Zwischentöne zur Reifung eines Charakterbildes keine Chance. Die Figur beginnt zu nerven. Dafür entschädigt der brummige Knuckles – ein Ameisenigel, der hier nun seinen Einstand feiert und mit dem Feind gemeinsame Sache macht, da es um ein Artefakt von hoher Wichtigkeit geht. Der Master Emerald muss gefunden und in Gewahrsam gebracht werden, damit Gauner wie Dr. Robotnik nichts damit anstellen können. Der Finsterling allerdings nutzt die Leichtgläubigkeit des roten Wuschels, um ihn auf seiner Seite zu wissen, wenn es heißt, Sonic davon abzuhalten, als erster an den Stein zu gelangen. Der ist allerdings auch nicht mehr alleine: Ein zweischwänziger Fuchs namens Miles „Tails“ Prower, von welchem ich zuerst dachte, er sei weiblicher Natur, kämpft nun an seiner Seite.
Mit von der Partie ist auch wieder James Marsden als naiver Menschenfreund des blauen Aliens mit der deutschen Synchro von Julien Bam, dessen weichgespülte Tonlage durch das ruppige Timbre von Knuckles‘ Stimme (im Original Idris Elba) aufgefangen wird. Wo bei Sonic the Hedgehog fast schon zu wenige bunte Tierchen herumwuselten, hat die Fortsetzung einige Sidekicks mehr parat. Die Story selbst ist so geradlinig wie simpel – das Skript zum Game, wie soll es anders sein. All die SEGA-Spiele mit dem Flitzer sind ja auch nicht gerade die hackenschlagende Kampagne für Zocker, die die Challenge suchen. Natürlich ist das zu erwarten, doch in Summe ist das schließlich schon etwas anderes, interaktiv mitzumischen, als nur dabei zuzusehen. Sonic the Hedgehog 2 ist also ungefähr so, als würde man seinem Bro dabei zusehen, wie er Sonic zockt. Minutenlang erquickend, doch dann will man selbst an die Konsole, wird aber nicht gelassen, ist doch der andere mittendrin im Jump and Run. Hat man nichts zu knabbern in der Nähe, wird’s langweilig. Wenn dann der Showdown anrückt, ist das Abenteuer vielleicht wieder einen Hingucker wert.
Und tatsächlich wird Jim Carrey gefährlicher als jemals zuvor, erinnern so manche Szenen an das Ringen der Kolosse in Pacific Rim. Und nicht nur von dort borgt sich Jeff Fowler, natürlich bewusst, so seine Ideen. Reminiszenzen an Indiana Jones oder etwa Poltergeist sind dabei, welche die Jungen womöglich nicht erkennen werden. Mein Semester allerdings muss hier schon ein bisschen schmunzeln, wobei der Grund dafür nicht nur der sein kann, erwachsene Begleitpersonen bei Laune zu halten. Dafür sind die Eastereggs zu spärlich, und es ist ja nicht so, als wäre die kunterbunte Fantasy ein Blindgänger. Sonic the Hedgehog 2 gelingt der Spaß vor allem in der zweiten Hälfte ganz gut, davor aber eiert der Film auf familiengerechtem Durchschnittniveau heran, das auf einer fürs Franchise und dem SEGA-Konzern schadlosen, dafür aber auch vorhersehbaren Seite bleibt.
Brilliant und State of the Art hingegen ist das CGI – hier haben die Macher keine Kosten gescheut, um bis ins Detail das Interagieren der getricksten Figuren so zu animieren, dass sie ein perfekter Teil der realen Umwelt sind.
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