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    Return To Seoul
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    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

    718 Follower 942 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 8. Juni 2023
    DAS MÖGLICHE ANDERE LEBEN

    Auf die Frage, woher jemand kommt, der rein biologisch und ganz offensichtlich seinen Ursprung ganz woanders hat, erhält man sehr oft die Angabe der Staatsbürgerschaft. Dabei geht die Frage viel tiefer. Wo liegt die Geschichte der eigenen Familie? Diese Antwort wäre viel interessanter – und hat auch nichts mit Diskriminierung zu tun. Vielfalt ist etwas Berauschendes, Inspirierendes, Weltenverbindendes. Wer sich weigert, zu seiner Herkunft zu stehen, der hat das Wichtigste leider nicht verstanden. Wer keinen Sinn darin sieht, seine Herkunft zu ergründen, versteht sich ohnehin als Weltbürger. Oder will dem Schmerz entgehen, der sich empfinden lässt, wenn die leiblichen Eltern sich dazu entschlossen hatten, ihr Kind wegzugeben. Sowas mag dem Selbstwert ganz schön schaden, ist es doch eine Form der irreparablen Zurückweisung.

    Hirokazu Kore-eda hat sich diesem Thema bereits schon mit Broker angenommen, nur mit ganz anderem Zugang. Von dieser Art Kränkung und deren Heilung handeln aber beide Werke: In Return to Seoul, einer internationalen, nur keiner südkoreanischen Produktion, begibt sich eine junge Frau eigentlich rein zufällig und ohne es von langer Hand geplant zu haben, auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern, haben diese sie doch einem Adoptionsinstitut übergeben, welches Freddie an ein französisches Ehepaar weitervermittelt hat. Nun ist sie in Europa aufgewachsen, spricht kein Wort Koreanisch und hat sich auch noch nie für das Land ihrer biologischen Herkunft interessiert. Ganz klar, das Unbehagen einem Ort gegenüber, an welchem sie auf gewisse Weise nicht willkommen war, mag Hemmschuh genug dafür sein, diesen Breitengraden aus dem Weg zu gehen. Doch es kommt alles anders: Statt eines Fluges nach Japan, der leider ausfällt, wählt Freddie die Alternative Seoul – und sitzt schon bald im Kundenempfang des Adoptionsbüros, um mehr über ihre Vergangenheit herauszufinden. Siehe da – schon bald meldet sich der Vater. Er und seine ganze Familie – somit auch Freddies Familie – sind außer sich vor Freude, den verlorenen Spross wieder bei sich aufnehmen zu dürfen. Wie jemand, der ohnehin wenig innere Ruhe findet, damit umgehen soll? Die Geschichte über Annäherung, Loslassen und Verzeihen weiß zu berühren, und das ganz ohne Sentimentalitäten. Auch wenn – wie im Film vermittelt – Koreaner die Tendenz dazu haben.

    Wohl kaum würde man in Return to Seoul ein ganzes Epos vermuten. Tatsächlich umfasst die fiktive Biografie einer Entwurzelten ganze sieben Jahre, in welcher diese allerhand Entwicklungen durchmacht, psychologische wie existenzielle. Der kambodschanische Filmemacher Davy Chou liefert einen konzentrierten, dichten Autorenfilm ab, der Hauptdarstellerin Ji-Min Park keine Minute aus den Augen lässt. Sie gleitet, strauchelt und eilt durch ihre eigene Zukunft, sie kämpft mit der Enttäuschung, adoptiert worden zu sein genauso wie mit dem starken Bedürfnis des Vaters nach Nähe zu seiner Tochter. Es geht um Selbstfindung und Akzeptanz – formal reinstes Schauspielkino, irrlichternd, aufbrausend und ruhesuchend in der urbanen wie ländlichen Schönheit Südkoreas. Return to Seoul begegnet uns fremden Lebensweisen und schwört auf die zentrale Bedeutung einer ethnobiologischen Geschichte, die niemand einfach so abschütteln kann.
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    Kinobengel
    Kinobengel

    461 Follower 550 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 4. Februar 2023
    getriggerte Familienbande

    In einer prekären Situation hat sich das Elternpaar von Frédérique (Park Ji-min), die bei ihrer Geburt in Südkorea einen anderen Namen bekam, für deren Zukunft entschieden und sie zur Adoption freigegeben. Im Alter von 25 Jahren sucht die in Frankreich aufgewachsene Frau nach ihren Wurzeln.

    Der Regisseur und Autor von „Return to Seoul“, Davy Chou, zeigt eine lebensfrohe, geradezu experimentierfreudige „Freddy“, die andere Personen auf sich ziehen sowie in Verlegenheit bringen kann. Die Menge an getrunkenem Soju in Gesellschaft erinnert an Filme von Hong Sang-soo (z.B. „On the Beach at Night alone” von 2017 oder „Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall“ von 2022). Allmählich, das ist die wuchtige Stärke dieses Films, wird dem Publikum subtil die innere Zerrissenheit der tatsächlich eher fliehenden als feiernden Hauptfigur unterbreitet. Die Sprachbarriere (sie spricht kein Koreanisch) ist noch das kleinste Problem. In der unregelmäßig verteilten, aber auf ca. acht Jahre sehr gut ausbalancierten Erzählzeit, gewinnt Frédérique an Reife. Bohrende Ungewissheiten brodeln dennoch in ihr und beeinflussen sie.

    Selten werden seelische Schwierigkeiten um Adoptivkinder mit Migrationshintergrund so intensiv veranschaulicht. Die in vielen beeindruckenden Nahaufnahmen eingefangene, ausstrahlungsstarke Park Ji-min hebt das emotionale Niveau deutlich an. Auch das unaufhörlich verzweifelte Verlangen des leiblichen Vaters, dargestellt von Oh Kwang-rok, ist mitreißend.

    Davy Chou gelingt ein zunehmend berührendes Schauspiel, einfach über die energische, entblätternde Nähe zu Frédérique und die geschickt angelegte, Realität verströmende Inszenierung.
    CineMoenti
    CineMoenti

    14 Follower 194 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 23. Januar 2023
    Wenn dieser lange, irritierende Film eines ist, dann so etwas wie das Neue Kino unserer Zeit: realistisch bis über die Schmerzgrenze hinaus, völlig frei erzählt und gnadenlos intensiv. Er birgt in manchen Szenen, obwohl durchweg von Melancholie und Bitterkeit durchdrungen, eine leise Komik in seinen beinahe dokumentarisch anmutenden Szenen. Die Hauptdarstellerin Park Ji-Min bedient ihren Charakter genial und ohne Gleichen! - Der Regisseur hat sich an einem ihm bekannten und nahen Fall orientiert und intensiv mit dem Thema Adoption beschäftigt. Mit dem Ergebnis weicht er den üblichen Erzählmustern radikal aus, um uns mit seiner Hauptfigur vertrauter zu machen, als sie es mit den eigenen Eltern je sein wird.

    Eine Geschichte, die lange nachhallt.
    Bemerkenswert!
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