"Barbarian", aus 2022, fing eigentlich ganz gut an. Die Geschichte fängt, wie so oft, mit der Einführung der Hauptfigur "Tess" (Georgina Campbell) an, die nachts in ihr gemietetes Airbnb in einer fragwürdigen Gegend möchte und mit Schrecken feststellen muss, dass dieses bereits von einem anderen männlichen Gast namens "Keith" (Bill Skarsgård) belegt wird. Nach erster, berechtigter Skepsis, bleibt die junge Dame aufgrund keiner anderen Möglichkeit über Nacht und sucht am nächsten Tag ein Vorstellungsgespräch auf. Man bekommt zunehmend den Eindruck, Keith könnte das ganze inszeniert haben und sich als Bösewicht herauskristallisieren.
Ab der Hälfte (oder schon nach einem Drittel?) dreht der Film stattdessen allerdings ziemlich ab und ich weiß nicht so recht was ich von dem Wechsel in der Handlung halten soll.
Es stellt sich heraus, dass im Keller des Hauses eine entstellte Dame lebt und es noch einen weiteren bösen Bewohner gibt. Keith, den man ursprünglich für den Bösewicht halten konnte, verliert dann auch relativ schnell schon sein Leben
. Normalerweise finde ich überraschende neue Handlungsstränge oder auch das komplette Verwerfen der bisherigen Handlung ist ein gutes und interessantes Stilelement – allerdings nur, wenn es dadurch wirklich interessant wird oder es einen Aha- oder Schockmoment gibt.
Aber hier passt für mich irgendetwas einfach nicht. Der danach plötzliche Schwenk auf die Lebensgeschichte des Hausbesitzers "AJ Gilbride" (Justin Long), der daraufhin, aufgrund einer eigenen Misere, zum Haus fährt, weil er dieses verkaufen muss, wirkt anfangs interessant. Aber seine Hintergrundgeschichte bringt die eigentliche Story nicht im Geringsten voran. Ein Aha-Effekt blieb bei mir aus, da es gar keine tiefere Verbindung zwischen den beiden Handlungen gibt. Außer, dass nun die junge Dame vom Anfang und der Hausbesitzer gemeinsam vor einer unheimlichen entstellten Dame aus dem Haus auf der Flucht sind.
Eine Erklärungssequenz dazu, wieso diese wohl in diesem Keller lebt und warum dieses Haus in dieser absolut heruntergekommenen Gegend noch übriggeblieben ist, kann die anfangs gute Entwicklung der Geschichte für mich auch nicht mehr retten. Diese ist weder gut in die Hauptgeschichte eingebaut, da sie einfach von einem Obdachlosen mal so eben erzählt wird, noch besonders originell.
Hier verschenkt der Film meiner Meinung nach leider viel Potenzial und man hätte noch viel daraus machen können.
Das Ganze gipfelt in einigen üblen Todesszenen, die aber nicht über die zweifelhafte Story, in der Tess als einzige überlebt, weg täuschen konnten.
Für Horrorfans, die einen Streifen für zwischendurch benötigen, ist der Film sicher eine Empfehlung, da er immerhin einige "heftigere" Szenen enthält. Wer allerdings nicht nach einer anfangs gut aufgebauten Handlung, durch einen schlechten Wechsel in der Geschichte, enttäuscht werden will, der sollte den Film nicht schauen oder kann auch nach der Hälfte abschalten.