Bettina Wegner, Schauspielerin, Liedermacherin, Humanistin, Aktivistin, geboren 1947 in Westberlin, aufgewachsen in Ostberlin, war sie als Kind glühende Stalin-Verehrerin und als junge Erwachsene überzeugte sozialistische DDR-Bürgerin. Gleichzeitig wollte sie um jeden Preis offen sagen können, was sie denkt - Kritik anbringen können. Somit machte sie sich mit der Zeit immer unbeliebter, wurde, als sie Flugblätter gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die Tschechoslowakische Republik verteilte, verhört und zu 16 Monaten Strafarbeit verdonnert. Der DDR Apparat musste sie unter enormen Druck setzen, um die Musikerin endlich zum Übersiedeln nach Westberlin zu bewegen. Seitdem fühlte sie sich entwurzelt, nennt heute noch Wessideutschland "drüben", während sie dort schon seit Jahrzehnten lebt.
In dieser Montage aus Verhör-Mitschnitten, historischen Aufnahmen etlicher ihrer Auftritte und vielen aktuellen Interviews lernen wir Bettina Wegner aus nächster Nähe kennen. Dabei gelingt dem Filmemacher die Kunst, sich nicht groß einzumischen, denn die Person Wegner ist spannend genug. Da stehen viele Totalen lange, da wirkt selbst ein schweigsames Nachdenken. Wegner ist durchdrungen von Neugier, Humor, Melancholie, Wehmut und Schmerz. Sie ist ein Phänomen innerer Stärke und dem unbedingten Willen, die (Berliner) Schnauze aufzumachen. Von dieser Haltung erzählen viele ihrer Liedtexte, auch wenn sie sagt, sie hätte doch eigentlich (harmlose) Liebeslieder machen wollen. Und natürlich ist sie auch Zeugin einer kulturell und politisch spannenden deutschen Ära, begegnete Männern wie Thomas Brasch, war verliebt in Lafontaine, erhielt anwaltliche Hilfe von Gysi, sang mit Joan Baez...
Dieses Porträt hat mich als Unbedarften tief beeindruckt; es fühlt sich an, als hätte ich jetzt insgeheim eine neue Freundin. Lassen Sie sich Bettina nicht entgehen!
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