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    General Commander - Tödliches Kommando
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    General Commander - Tödliches Kommando

    Auch als Film ein Flop

    Von Lutz Granert

    Als TV-Serie um eine „geheime, paramilitärische Einheit, die Verbrecherorganisationen bekämpft, um den Dritten Weltkrieg zu verhindern“ wurde „General Commander - Tödliches Kommando“ im Mai 2017 von Produktionsfirma Saradan Media angekündigt. Die Besetzung mit Alt-Actionstar Steven Seagal brachte der auf neun Folgen à 45 Minuten angelegten Action-Serie die Aufmerksamkeit der internationalen Fachpresse ein. Neun Monate wurde auf den Philippinen sowie in Israel, Italien, Russland und Marokko gedreht, doch dann erschien „General Commander“ fast genau zwei Jahre nach der Ankündigung nicht als Serie auf einem TV-Sender oder Streamingdienst, sondern als eineinhalbstündiger Film fürs Heimkino. Der finale Actionthriller von Ross W. Clarkson und Philippe Martinez vermittelt eine vage Vorstellung davon, dass hier viel mehr Material im Schneideraum auf 90 Minuten eingedampft wurde. Angerissene Nebenhandlungen laufen ins Leere und generell bleiben bei dem wirr zusammengeschnippelten Szenario mehr Fragen offen als beantwortet werden.

    Eine geheime CIA-Spezialeinheit hat sich in Südostasien dem Kampf gegen den illegalen Organhandel verschrieben. Unter der Leitung von Jake Alexander (Steven Seagal) absolviert das siebenköpfige Team um die taffe Maria Lopez (Mica Javier) und den bärbeißigen Tom Benton (Byron Gibson) in Phnom Penh eine heikle Mission. Die läuft allerdings nicht wie geplant, was Teammitglied Zach Stevens (Billy Ray Gallion) mit dem Leben bezahlen muss. CIA-Agentin Megan Brown Martinez (Jessica Thompson) kommandiert das Team deswegen ab, doch die Truppe will Rache. Jake Alexander lässt seine Kontakte spielen und organisiert einen Einsatz, bei dem ein entscheidender Schlag gegen den Mafiosi Gino Orsetti (Edoardo Costa) gelingen soll, der beim illegalen Organhandel die Fäden zieht ...

    Jake Alexander will Rache …

    Nach den ersten 20 Minuten ist der fatale Einsatz in Phnom Penh gelaufen, bei dem wir uns sehr gut vorstellen können, dass es so ähnlich auch der ursprüngliche Serienauftakt war. Doch dann beginnt das Wirrwarr. Im zweiten Drittel lecken größtenteils die Teammitglieder nach dem Verlust von Zach öde und gähnend langweilig ihre Wunden. Verschlimmert wird dies noch, dass die Szenen grundlos an den verschiedensten Orten weltweit spielen: Schauplatzwechsel im 30-Sekunden-Takt, die nur ein paar ganz gelungene Postkartenansichten bieten, aber inhaltlich völlig unnötig bleiben, sind das Resultat. Da verhandelt zum Beispiel Jake Alexander mit einer russischen Oligarchin (Evgeniya Akhremenko) über ein Darlehen von fünf Millionen US-Dollar – in welcher Beziehung sie zu ihm steht und welches „Netzwerk“ sie anführt (wie es in einer Dialogzeile heißt), bleibt hingegen ungeklärt.

    Die Gespräche mit CIA-Agentin Megan Brown Martinez, die in einer Rahmenhandlung erst den Tod von Zach und dann bei späteren Befragungen das Verschwinden von Jake Alexander aufarbeitet, führen zu nichts und wirken wie ein ausbremsender Fremdkörper. Und nicht zuletzt taucht in der Mitte des Films unvermittelt ein Anzugträger namens Hayes (Rob Rownd) auf, der einen namenlos bleibenden Killer (zuletzt im Actionstar-Klassentreffen „Triple Threat“ zu sehen: Ron Smoorenburg) den Mord an Jake Alexander befiehlt, dann aber aus der Filmhandlung verschwindet, um am Ende als Lenker einer explosiven Drohne wieder in Erscheinung zu treten.

    Seagal: Sesselpupser statt Actionakrobat

    Dazwischen ist eine Vielzahl von komplexen Storyfäden zu erkennen, die womöglich als einzelne Serien-Episoden ganz gut funktioniert hätten. Doch nach der Verdichtung von über 400 geplanten Serien-Minuten auf einen Neunzigminüter fehlt sichtbar jede Zeit, um irgendwo in die Tiefe zu gehen. Erklärungen zu inhaltlichen Zusammenhängen und zum Hintergrund der Figuren darf man in „General Commander“ daher nicht erwarten. All das dürfte Seagal-Fans aber noch nicht schocken, schließlich kommt es bei den Filmen des Aikido-Meisters vor allem auf die Action an. Hier sitzt neben dem als Teil des Kamerateams auch bei größeren Produktionen wie „The Expendables 2“ erprobten Regie-Newcomer Ross W. Clarkson mit Philippe Martinez ein erfahrener Produzent am Steuer, der unter anderem dem Actioner „Wake Of Death“ mit Jean-Claude Van Damme schon selbst inszeniert hat und als Autor die treibende Kraft hinter der anvisierten Serie war.

    Clarkson und Martinez waren natürlich nicht als klassisches Regie-Duo tätig, sondern inszenierten eigentlich unabhängig voneinander Episoden und werden im Zusammenschnitt nun als Co-Regisseure genannt. Sie bescheren uns einige der besseren Momente. Zwei größere und durchaus spannende Actionszenen beeindrucken mit Pyrotechnik, dürften Seagal-Fans aber trotzdem nicht befriedigen, schließlich wollen die seine berühmten Handkantenschläge sehen. Der sichtlich gealterte Actionstar hat zwar hier deutlich mehr Präsenz als zum Beispiel zuletzt im Etikettenschwindel „China Salesman“, verbringt seine Zeit jedoch zum Großteil damit, per Funk Kommandos zu geben oder bedeutungsschwanger vor Bildschirmen zu sitzen – etwa, wenn IT-Expertin Anna Rosen (Soraya Torrens) auf Grundschulniveau erklärt, wie das Internet und Organhandel im World Wide Web funktionieren.

    Immerhin die Pyrotechnik ist recht beeindruckend.

    In der Mitte des Films blitzt kurz einmal die Hoffnung auf, den sichtlich gealterten „Alarmstufe: Rot“-Star in einem an alte Zeit erinnernden Duell zu sehen. Doch wenn er auf den für seine rekordverdächtig hohen Karate-Tritte bekannten Martial Arts-Kämpfer Ron Smoorenburg trifft, folgt schnell die bittere Enttäuschung. Die simpel choreografierte Prügelei in einem Hongkonger Parkhaus ist nach gerade einmal 25 Sekunden und einigen wilden Schnitten schon wieder vorbei. Es ist eine von insgesamt zwei enttäuschend kurzen Actionszenen, an denen Seagal wirklich beteiligt ist. Auch bei „General Commander“ ist es also die Hauptaufgabe des einstigen Hausstars von Hollywood-Studio Warner, mit seinem Gesicht auf dem DVD-Cover ein paar zusätzliche Interessenten anzulocken.

    Fazit: „General Commander“ ist ein wirres, im ruhigen Mittelteil etwas ermüdendes Schnitt-Deaster mit kaum Seagal-Action.

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