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Ulrike Tor
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3,0
Veröffentlicht am 2. April 2022
Sehenswert, aber nicht auszeichnungswert. Eine nervige Darstellung eines einzelnen Typen, welcher mindestens 50 % der Jugend von „heute“ entspricht, auch wenn der Film Mitte der 80er Jahre spielt. Ohne Rücksicht auf die Wünsche Anderer muss alles gleich im Hier und Jetzt auf einmal erlebt werden. Kein Innehalten, kein Besinnen und sie finden sich selbst ganz toll damit. Der Typ langweilt sich schnell mit bestehenden Lebenssituationen und kommt gar nicht auf die Idee, dass Andere ihn wegen seiner ständigen Hast und Lebensgier auch langweilig finden könnten.
"Sommer 85" ist schon ein interessanter Film. Optisch und musikalisch schafft er es ähnlich wie das Meisterwerk "Call Me By Your Name" das Gefühl der 80er Jahre authentisch aufzugreifen. Eine Seltenheit, die viele moderne Filme versuchen zu rekonstruieren, aber kläglich scheitern. Was aber bei "Sommer 85" ein wenig herauszieht ist die unpassende Tonalität. Im einen Moment ist der Film eine klare Romanze, die auch sehr glaubhaft vermittelt wird gerade von Felix Lefevre hervorragend gespielt ist, aber im nächsten Moment weichen dann urkomische Momente, sehr depressiven Momenten, die tonal nicht recht zusammenpassen. Zwar ergibt das ganze am Ende ein vernünftiges Gesamtbild, dem aber immer wieder ein paar skurrile Momente anhaften, die ein wenig herausreisen. Und einzelne Szenen sind auch super, die Witzigen, wie die Depressiven, aber sie passen hier nicht zusammen. Filme wie "Three Billbords Outside Ebbing, Missouri" haben diese Gradwanderung besser geschaffen. "Sommer 85" ist ein guter Film, der auch berührt und die Beziehung ist echt, aber leider fällt er im ganzen etwas ab, weil er kein perfektes Gesamtbild schaffen kann.
Es ist ein wenig, als hätte der Regisseur dem Film "Call me by your Name" nacheifern wollen, aber nicht dessen Grandezza hinbekommen. Allerdings hat er das Drehbuch vor seinem Durchbruch, nämlich mit 18 jahren geschrieben und erst jetzt realisiert. Leider können wir jedoch den Film nur mit unseren jetzigen Sehgewohnheiten anschauen...
Erzählt werden die sehr handelsüblichen Aspekte einer Urlaubs- bzw. Ferienromanze zwischen zwei jungen Jungs, Mitte der 1980er Jahre. Für viele der älteren Zuschauenden sicherlich eine Art Wiederbelebung verblasster Erinnerungen. Dafür, und für die recht gelungene Inszenierung und ein paar Bonmots, könnte sich für manche der Kinobesuch lohnen.