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    Räuberhände
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    Andreas S.
    Andreas S.

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    Veröffentlicht am 26. Oktober 2022
    Janik und Samuel sind beste Freunde. Zwei Jungens am Ende ihrer Schulzeit an der Schwelle zum erwachsen werden. Sie sind jung, unbedarft, noch recht orientierungslos und ständig vollgedröhnt. Janik kommt aus gutbürgerlichem Verhältnissen, Eltern Lehrer. Samuel kommt aus einer eher zerrütteten Familie. Vater unbekannt - wahrscheinlich Türke, Mutter Alkoholikerin. Diese grundlegenden Unterschiede scheinen ihre Freundschaft in Kinder-und Jugendtagen allerdings nicht zu berühren. Die beiden haben sich in einer Schrebergartenhütte vor den Toren der Stadt ihr eigenes kleines Domizil eingerichtet, in dem sie in Ruhe saufen, kiffen und ihren Jugendträumen nachhängen können. Unter anderem träumen sie von einem Trip nach Istanbul direkt nach dem Abi. Samuel will seinen Vater finden, von dem er nichts weiß. Kompletter Blödsinn also, aber ein guter Grund für die gemeinsame Reise.
    Janik verführt im Drogenrausch auf einem Rummelplatz Samuels Mutter, die trotz ihrer Alkoholsucht und Abgewracktheit eine magische Anziehungskraft auf ihn ausübt. Samuel erwischt die beiden. Anstatt darüber zu reden, brechen die Jungens daraufhin überhastet nach Istanbul auf.
    In Istanbul verbringen sie eine merkwürdige Zeit. Ohne Berührungsängste leben sie in irgendeiner Hinterhof-Spelunke. Sie lernen ein paar windige junge Männer kennen, die ihnen trotz aller Freundlichkeit einen kaputten Transporter verscherbeln, in dem sie zukünftig am Starßenrand hausen wollen, um die Kosten für die Unterkunft zu sparen. Jeder Blinde mit Krückstock hätte kommen sehen, daß sie übers Ohr gehauen werden. Janik und Samuel merken allerdings nur wenige bis keine Einschläge. Sie taumeln nachts volltrunken durch Istanbul, pissen gegen Hauswände, werden verhaftet, hängen rum. Ein Hoch auf die Unbedarftheit der Jugend. So einen Istanbul-Road-Trip kann man einfach nur durchziehen, wenn man noch frei ist vor den Warnungen der Leute, die vorgeben es besser zu wissen.
    Die beiden sind ein gutes Team. Aber spätestens in Istanbul wird ihre Freundschaft vor eine schwere Zerreißprobe gestellt. Jetzt, an der Schwelle angekommen, an der man sich schweren Herzens von seiner Jugend verabschieden muss, kommt ihre unterschiedliche Prägung durch die grundverschiedenen Elternhäuser immer mehr zum Vorschein. Während es Janik mehr und mehr zurückzieht, um den nächsten Lebensabschnitt einzuläuten, möchte sich Samuel eher als Glücksritter in Istanbul verdingen und das Leben auf sich zukommen lassen.
    Auch wenn der Film allen Interpretationen Freiraum bietet, so steht zu vermuten, daß beide ihren Lebensweg auf unsichtbar vorgezeichneten Wegen beschreiten werden. Janik reist zurück nach Deutschland und räumt die Wohnung von Samuels Mutter, die sich mittlerweile zu Tode getrunken hat. Er verpackt Samuels Sachen in Kartons. Ich denke sinnbildlich verpackt er auch die Freundschaft und lagert sie irgendwo. Samuel bleibt in Istanbul. Die magische Freundschaft, die beide in ihrer Jugend miteinander hatten, ist vorbei.

    Räuberhände ist auf seine Art ein sehr spannender Coming of Age Film der nicht zuletzt von dem herausragenden Schauspiel seiner beiden Hauptdarsteller lebt. Emil von Schönfels und Mekyas Mulugeta spielen exzellent und schaffen es tatsächlich einer weitestgehend belanglosen Geschichte Leben einzuhauchen. Es macht Spaß, sie auf ihrer letzten Reise als die Freunde, die sie einst waren, zu begleiten. So ist das halt. Wege trennen sich. Und wer weiß….
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