Neueste Kritiken: Amulet - Es wird dich finden

Möchte man mal einen so richtig langweiligen Abend verbringen, dann ist dieser sogenannte Horrorfilm dringend zu empfehlen. Der gesamte Film ist gefühlt in Zeitlupe gedreht und es passiert original nichts.
Es werden Bilder aneinander gereiht, die keinen Sinn ergeben. Vermutlich soll es wohl um einen traumatisierten Ex-Soldaten gehen. Guter Stoff für ein Drama, nicht jedoch für diesen Film.
Erst in der letzten Minuten kommt so etwas wie Fahrt auf, ohne erklärendes Handbuch allerdings völlig unverständlich.
Potenzial wäre durchaus vorhanden gewesen, leider wurde dieses komplett verschenkt.

Innere Dämonen -

Es beginnt wie in Märchenerzählungen: Ein Soldat versieht in einem nicht näher definierten Land an einem einsamen Posten mitten im Wald seinen Dienst, vielmehr schlägt er die Langeweile tot, weil niemand den Weg entlang kommt. Dann passiert doch etwas: Er findet im Waldboden eine Figur, die mit einer mythisch-religiösen Funktion verbunden scheint, und eine Frau auf der Flucht erreicht seinen Schlagbaum. Als der Soldat nun aufwacht, ist er in einer Art Obdachlosenunterkunft in London, durch den Bart sieht er älter aus. Er schlägt sich mit Jobs auf dem Bau durch. Schließlich kommt ein dritter Ort hinzu: Nach einem Brand nimmt den Soldaten - er heißt Tomas - eine resolute Nonne unter ihre Fittiche, bringt ihn in einem heruntergekommenen Haus unter, wo die junge Magda mit ihrer sterbenskranken Mutter lebt. Die Mutter ist aber vorerst nur auf dem Dachboden zu hören und die "Pflege" durch Magda wirkt eher wie ein täglicher Kampf. Die Erinnerungen an die Zeit als Soldat im Wald begleiten Tomas aber in seinen Albträumen. Er will das seltsam-unheimliche Haus verlassen, aber irgendetwas hält ihn hier und sein Verhältnis zu Magda entspannt sich mehr und mehr.

Das Regiedebüt von Romola Garai ist ein Film, der sehr viel Wert auf Atmosphäre und verschlungene Pfade des Erzählens legt. Die Verflochtenheit der Soldatengeschichte mit dem unheimlichen Haus in London macht neben den Darstellern und der auf Details achtenden Inszenierung viel von der Faszination des Films aus - obwohl kaum etwas passiert. Abgesehen von den nur zu hörenden Ereignissen auf dem Dachboden ereignet sich nicht viel. Auch die Erinnerung-Erzählung von dem Zusammensein des Soldaten Tomas mit der flüchtenden Frau im Wald bleibt lange in der Schwebe. Erst in der letzten halben Stunde überschlagen sich die Ereignisse und so manche Wendung lässt das zuvor Gesehene in anderem Licht erscheinen. Das titelgebende Amulett, die Frage nach Schuld und der Kampf mit inneren Dämonen werden miteinander verbunden.

"Amulet" ist über weite Strecken ein sehr atmosphärisches Drama, in dessen Zentrum der Soldat Tomas und seine späteren Erlebnisse in einem ("haunted") Haus in London stehen. Nur sehr langsam, dafür aber immer umgreifender entfalten sich Horror- und Thrillerelemente, die anfänglichen Anspielungen auf Märchenerzählungen gewinnen wieder Raum.
Die finale Wendung wird sicherlich nicht jeden Zuschauer überzeugen und erreicht auch nicht das Niveau des gesamten Films. Dennoch stellt "Amulet" einen interessanten Genre-Beitrag dar, der im Mittelteil etwas Geduld verlangt und schließlich mit ganz eigenen Aussagen Profil gewinnt.