In Alfred Hitchcocks Thriller "Der Fremde im Zug", erzählt der Brite die Geschichte des Star Tennisspielers Guy Haynes. Während einer Fahrt im Zug, wird Guy von dem zwielichtigen Bruno Anthony erkannt und angesprochen. Schnell stellt sich heraus, dass Bruno sich bestens im Tennis sowie im privaten Leben des Sportlers auskennt. So weiß er auch vom Plan einer Scheidung mit Guys aktueller Frau. Guy hat politische Ambitionen und möchte daher die Frau eines Senators heiraten. Doch seine aktuelle Frau ist gerissen und weigert sich die Scheidung anzunehmen. Daher macht ihn Bruno einen absurden Vorschlag. Er möchte einen perfekten Mord durchführen! Dazu soll Guy seinen Brunos verhassten Vater töten und er im Gegenzug seine Frau...Bruno nimmt den makaberen Plan nicht für ernst und belächelt Bruno nur. Doch für Bruno ist das alles andere als Spaß und er nimmt Guys Ironie ernst...
"Der Fremde im Zug" geht knapp 100 Minuten lang, ist sehr kompakt erzählt und bietet sehr viel Spannung für die kurze Dauer. Dieses Werk würde ich jetzt nicht zu den Meisterwerken von Sir Alfred Hitchcock zählen. Er ist zwar über weite Strecken ein typischer Hitchcock und beinhaltet seine typischen Elemente, aber mit den Großen wie "Psycho" oder "Vertigo" kann er sich nicht messen. Das macht den Film jedoch keines Wegs zu einen schlechten Streifen. Wie oben schon erwähnt, ist der Film recht kompakt. Es wird keine Zeit vergeudet und die eigentliche Handlung im Zug beginnt sofort. Um bei einem Thriller die Spannung aufrecht zu erhalten, ist es immer von Vorteil, nicht groß umzuschwenken. Auch die Grundidee der Handlung hat mich dazu bewegt mir diesen Film zu kaufen und anzuschauen. Das Thema "der perfekte Mord" wird in Hitchcocks Werken ja immer wieder thematisiert. Hier geht er ein wenig tiefer in die Materie. So wird zum Beispiel erwähnt, dass jeder von uns irgendwann Mal das verlangen hat einen unserer Mitmenschen uns zu entledigen. Was dagegen nicht weiter behandelt wird, ist der für Guy. War es Zufall, dass sich diese beiden Männer im Zug begegnet sind, oder hat sich Bruno gezielt dahin gesetzt? Ich hab bis zum Ende auf eine Auflösung gewartet. Leider wurde mir diese Frage nie vernünftig beantwortet. Allerdings verstärkt dies aber auch die These, dass in jedem von uns ein Mörder steckt und somit auch eine zufällige Begegnung diese Mordgelüste in uns wecken kann. Daher sollte man dies nicht als negativen Punkt anzählen, da es Ansichtssache ist wie man mit dem Thema umgeht. Da es nur sehr schwer ist, einen Hitchcock vernünftig zu bewerten, ohne wichtige Informationen preiszugeben, gehe ich nun auf die Schauspieler ein. Hitchcock hat immer penibel auf die Wahl seiner Darsteller geachtet. Hier jedoch anscheinend nicht. Hauptdarsteller Farley Granger war nur zweite Wahl und das merkt man auch. Für mich ist er auch der Schwachpunkt des Filmes. Er hat keine Ausstrahlung, kein Charisma und kein schauspielerisches Talent um solch einen Film zu tragen. Besonders in den Gesprächen mit Walker, merkt man seine Unerfahrenheit und sein mangelndes Talent. Heutzutage würde man sagen "er wird an die Wand gespielt". Dagegen ist sein Gegenspieler Walker absolut brillant und überzeugt in jeder Sequenz. Obwohl seine Figur recht krank und makaber erschien, freute ich mich auf jede einzelne Stelle. Der Grund für seine gestörten Persönlichkeit wird nebenbei auch erwähnt. Dazu sollte ich hier jedoch nicht eingehen. Der Rest ist recht passabel, aber nichts, was man ihn gesondert erwähnen sollte. Technisch gesehen ist der Film gewohnt hervorragend und Hitchcock zeigt hier einige Spielchen mit der Kamera. Oft war ich sogar recht erstaunt- denn, der Film stammt schließlich aus dem Jahre 1951 (!). So spiegeln sich Bilder aus Brunos Vergangenheit in Brillengläser. Die Kamera zeigt auch wunderbare Effekte wenn plötzlich in ein Gesicht hin- oder weggezoomt wird. Der Höhepunkt ist natürlich das Finale im Vergnügungspark. Hier zeigt Hitchcock seine komplette technische Raffinesse und treibt die Spannung fast schon ins unermessliche. Von dem Bild an sich, war mir dies jedoch teilweise etwas zu dunkel. Da hätte er von der Beleuchtung her mehr machen müssen. Besonders in den hektischen Szenen, ist es nur schwer zu erkennen, was da vor sich geht.
FAZIT: Mit "Der Fremde im Zug" hat Hitchcock gewohnt einen sehr spannend Thriller mit einer sehr starken Grundidee geschaffen. Ich persönlich hätte gewisse Szenen (Feuerzeug in der Kanalisation) ausgelassen und mich mehr auf die zwei Hauptfiguren gekümmert, aber auch so ist der Film sehr gut geworden. Der Hauptdarsteller kann zwar nichts bieten, aber dafür hinterlässt sein Gegenspieler einen sehr bleibenden Eindruck.