“I don't want realism. I want magic!“
„Endstation Sehnsucht“ gilt als ein Klassiker in der Theaterwelt und wird auch heute noch regelmäßig aufgeführt. Der Klassiker von Tennessee Williams aus dem Jahre 1947 wurde erfolgreich am Broadway gespielt und 1951 schließlich das erste Mal verfilmt, unter der Regie von Elia Kazan. Für die große Verfilmung wurden fast alle Schauspieler vom Broadway-Stück gecastet, darunter auch der junge, hübsche Marlon Brando. Das Werk wurde wie zu erwarten ein Hit und räumte auch bei den Oscars einige Preise ab: 12 (!) Nominierungen und vier Trophäen, darunter drei Oscars für die Schauspieler. Nur Marlon Brando ging leider leer aus. Mittlerweile ist der Film über 70 Jahre alt, Grund genug um zu schauen, wie sich das Ganze gehalten hat.
Die hübsche Blanche zieht gezwungenermaßen zu ihrer Schwester Stella und ihrem Mann Stanley. Blanche, die sonst ein kultivierteres und wohlhabenderes Leben genossen hat, muss nun in einer engen Wohnung zurecht kommen und gerät schnell mit dem direkten und launischen Stanely aneinander. Und so dauert es nicht lang, bis sich die Ereignisse überschlagen…
Anders als das Stück, gibt es hier ein paar Änderungen, die vor allem damit zu tun haben, dass der Film entschärft werden musste, aufgrund des unsäglichen Hays Code (der sorgte dafür, dass alle amerikanischen Filme zwischen den 30ern und 60ern deutlich konservativer wurden). Besonders interessant wird es am Schluss, denn auch hier wurde das Finale etwas abgeändert, um der Geschichte eine Art bittersüßes Ende zu geben. Mich persönlich hat das nicht wirklich gestört, der Film schafft es auch mit diesen Änderungen eine dreckige und düstere Atmosphäre der menschlichen Abgründe zu schaffen. Besonders die beiden Protagonisten zeigen ihre düsteren Seiten, wobei es vor allem an Stanely liegt, das Publikum und seine Mitmenschen zu schockieren.
„Endstation Sehnsucht“ trumpft vor allem mit seinen grandiosen Schauspielern auf. Marlon Brando und Vivien Leigh (zwei absolute Augenweiden) sind grandios! Es ist toll zu sehen, wie animalisch und authentisch ihre Darstellungen damals bereits waren, da viele Schauspieler aus der Zeit für heutige Verhältnisse steif und künstlich wirken. Nur die emotionalen Schock-Momente der weiblichen Darsteller haben mich ab und zu genervt, denn es ist immer wieder dieses typische, ruckartige Losreißen, gefolgt von einem weinenden Weglaufen oder auch ein energisches sich auf´s Bett schmeißen…
Dennoch überzeugen hier alle Schauspieler auf ganzer Linie. Es ist eben ein Theaterstück, das von einem starken Ensemble lebt und genau das bekommt man auch hier geboten. Und ich als Schauspieler bekomme sofort Lust selbst zu spielen!
Optisch sieht der Film klasse aus, die Schwarz-Weiß-Optik passt perfekt zur düsteren, farblosen Geschichte. Zudem gibt es (anders als im Stück) neue Locations, abseits des kleinen Apartments, um dem Ganzen etwas mehr Abwechslung zu geben. Auch die Musik von Alex North ist toll: Dramatische Score-Momente verbinden sich mit ruppigen Noir-Jazz.
Fazit: Es sollte kein Wunder sein, dass „Endstation Sehnsucht“ ein beeindruckendes Filmwerk ist, das sich bis heute wunderbar gehalten hat. Wenn es um Tennessee geht, mag ich zwar etwas mehr „Die Katze auf dem heißen Blechdach“, aber dieser Klassiker hat seinen Status zurecht verdient, vor allem wegen der fantastischen Darsteller!