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Michael S.
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4,0
Veröffentlicht am 18. Januar 2018
Manchmal lohnt es sich, trotz Schweiger und Schweighöfer den Glauben an die deutsche Komödie zu behalten. Denn "Lucky Loser" ist nicht so schlecht wie sein Soundtrack. Der suggeriert vor allem bei diversen Stimmungstiteln wie Hal Davids "In French The Words Are Beautiful" ein bisschen zuviel erzwungene Stimmung wie in einem heiteren Fernsehspiel im Dritten. "Rosenheim-Cops im Urlaub" oder so. Letztlich ist Nico Sommers vierter Langfilm aber wesentlich intelligenter und warmherziger, als es die brachialen Töne einer beschwingten Big Band jemals ausdrücken könnten.
Es sind vor allem die vielen kleinen und großen brillanten Momente, die "Lucky Loser" zu einem Erlebnis machen: Sei es der nach außen korrekte Anwalt Thomas, der sich per Video-Tutorial auf dem Klo einen Joint baut, Mikes Versuche Claudia zum Lachen zu bringen oder ein gelungener Seitenhieb auf Maren Ades Cannes-Hit "Toni Erdmann". Dazu gibt es eine ganze Reihe liebevoll gezeichneter Charaktere, von denen (mit einer Ausnahme) keiner einfach nur als Stichwortgeber herhalten muss.
Gerade die komplizierte Beziehung zwischen Mike, Claudia und Hannah funktioniert dank fähiger Darsteller trotz teilweise improvisierter Dialoge so gut, dass man diesen dreien einfach nur alles beste wünschen möchte. Zusätzlich fügt sich Elvis Clausen als unerwartet andersfarbiger Freund Hannahs wunderbar ins Team ein und ist sich auch nicht zu schade dafür, um des Familienfriedens Willen spontan den unterbelichteten afrikanischen Flüchtling zu mimen.
Zum Glück zeigt Mike im Gegenzug den Dorfnazis der Gegend wo der Hammer hängt, denn auch wenn er Hannah vor ihrer minutiös geplanten Entjungferung ("Die anderen machen es doch auch!") bewahren will, schließt er Otto sofort ins Herz. Dem Zuschauer ergeht es ähnlich, auch mit dem Rest den Ensembles. Die größte Stärke des Films liegt darin, die zahlreichen kleinen und großen Gags nicht mit Tusch und Trara anzukündigen, sondern sich auf wohlüberlegte witzige Dialoge und spielfreudige Schauspieler zu verlassen.
Damit ist "Lucky Loser" ein Gute-Laune-Film im positivsten Sinne. Einer, der die gute Laune nicht jedem aufdrängt und permanent derben Humor bemühen muss, um bloß niemanden zu langweilen. Hat man den Vorspann erst einmal überwunden, dann offenbart sich eine hervorragend arrangierte Komödie mit viel Herz und großem Unterhaltungspotenzial. Ganz ohne schlechtes Gewissen.
Ein deutscher Kinofilm bei dem man permanent das Gefühl aht einen verirrten TV-Film zu schauen: keine Schauwerte, mit Annette Frier ein solides Fernsehgesicht und ansonsten nur kleine zwischenmenschliche Szenen die stellenweise echt und wie mitgefilmt wirken. Mag sein daß der Film keine „Kinoausstahlung“ hat, an der Qualität schmälert das aber nicht. Mir glaubhaften Figuren und greifbaren Problemen und obendrein einigen sehr emotionalen Momenten packt und bewegt der Titel mehr als manch gelackte Streifen es kann. Faszinierend ist dabei auch welche extremen Momente hier stimmig unter einen Hut gebracht werden, von tiefer Trauer bis plumpe Komik und eine Menge Facetten dazwischen. Es bleibt leider zu befürchten daß diesem Film keine große Kinoauswertung beschienen ist, wer aber mal drüber stolpert (spätestens im „Streaming“ Angebot) sollte sich darauf einlassen und ist vielleicht überrascht wie viel darin steckt und darin zu finden ist.
Fazit: Restlos unspektakulär, dabei aber sehr bewegend und zuweilen ungemein witztig!
Witzige Komödie, gibt viel zu lachen. Lohnenswerte, kurzweilige Unterhaltung ohne allzuviele Überraschungen. Aber trotzdem wirklich sehenswert. Insbesondere die beiden Hauptdarsteller (Annette Frier, Peter Trabner) spielen wirklich überzeugend und emotional.