Nach einem Verlust das Leben neu sehen lernen -
Wie macht man weiter, wenn ein plötzliches Ereignis einen geliebten Menschen (die Schwester, die Mutter) aus dem Leben reißt und eine Lücke hinterlässt? Wie funktioniert Trauer und woher kommt neue Hoffnung? Diesen und ähnlichen Fragen wird in dem gefühlvoll inszenierten Drama um den in Paris lebenden Mittzwanziger David und seine siebenjährige Nichte Amanda nachgegangen.
Der Film nimmt sich viel Zeit, zuerst den Alltag zu schildern: Sandrine ist alleinerziehende Mutter von Amanda, Sandrines Bruder David hilft gelegentlich aus, holt Amanda von der Schule ab und passt auf sie auf. Da David aber zwischen seinem Beruf als Landschaftspfleger und der Betreuung der Mieter mehrerer Wohnungen in seinem Block hin- und herpendelt, ist er nicht gerade zuverlässig, was Pünktlichkeit betrifft. Die beiden Geschwister sind auf sich selbst gestellt, da der Vater vor einigen Jahren verstarb und die Mutter vor 20 Jahren in ihr Heimatland England zurückkehrte und den Kontakt abbrach. Sandrine würde nun gern auf einen kürzlich eingetroffenen Brief der Mutter reagieren, während David den Versuch der Kontaktaufnahme ignoriert. In diese Situation bricht der Tod Sandrines als Katastrophe ein und David muss sich nun um seine Nichte kümmern und entscheiden, ob er die Vormundschaft übernimmt. Amanda muss nicht nur ohne Mutter zurecht kommen, sondern muss auch den beständigen zeitlichen Betreuungswechsel zwischen einer (Groß-)Tante und ihrem Onkel David ertragen. Die Trauer bricht immer wieder schubweise aus David und Amanda heraus und dennoch nehmen sie gemeinsam die Zukunft in die Hand.
Der Regisseur Mikhaël Hers hatte bereits mit "Dieses Sommergefühl" einen eindrucksvollen Film vorgelegt, der von Trauer und Verlust handelt. "Mein Leben mit Amanda" ist trotz der über die Hauptfiguren hereinbrechenden Katastrophe ein sehr stiller und umspektakulärer Film geworden, der erneut Räume der Trauer erschließt, aber noch mehr der Frage nachgeht, wie ein (Weiter-)Leben nach einem Verlust positiv gelingen kann. Ganz nebenbei vermittelt das Melodram auch einen lebendigen Eindruck des Lebens in Paris und ist trotz seines schweren Themas voller Optimismus und berührt nachhaltig. Dies liegt vor allem auch an den hervorragenden Darstellern und ihren authentischen Figuren. Als Betrachter verlässt man David und Amanda nur ungern.
Ein wunderbar leichter (Sommer-)Film über durchaus schwerwiegende Fragen wie Verlust, Trauer, Lebensmut, Liebe und Familie. Ruhig und eindringlich inszeniert, ausgezeichnet gespielt. Sehenswert!