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    Sharknado 5 - Global Swarming
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Sharknado 5 - Global Swarming
    Von Christian Fußy

    Als Uneingeweihter könnte man meinen, Trashfilmfans seien in der Regel anspruchslose Gesellen, die selbst den inkompetentesten Werken noch etwas abgewinnen können. Die Realität sieht jedoch anders aus: Wer schon einmal einer Diskussion über „gute“ schlechte Filme beigewohnt hat, der weiß, dass echte Trashgourmets nicht nur über einen immensen Erfahrungsschatz und fest in Stein gemeißelte Meinungen verfügen, sondern auch genauso versnobt sein können wie eiserne Verfechter der „hohen Filmkunst“. Die „Sharknado“-Filme, die sich mit ihrer absurden Prämisse eigentlich direkt an Fans der gepflegten schlechten Unterhaltung richtet, scheinen bei diesen teilweise gerade deswegen einen schweren Stand zu haben. Schließlich entsteht auch guter Trash nicht aus Zielgruppendenken und Kalkül, sondern da, wo schöpferisch nach den Sternen gegriffen wird, wo Herzblut und Persönlichkeit zu erkennen sind. Besonders Teil vier der Hai-Horror-Comedy-Reihe ist dagegen derart ideenlos und selbstgefällig in seiner Formelhaftigkeit, dass jeder gute Wille, den man ihm entgegenbringt, schon in den Anfangsminuten aufgebraucht wird. Mit „Sharknado 5 – Global Swarming“ versuchen die Macher um Regisseur Anthony C. Ferrante nun, das Ruder herumzureißen und sind dabei zumindest in Maßen erfolgreich.

    Sharknado-Expertin Nova (Cassie Scerbo, „Randy Cunningham – Der Ninja aus der 9ten Klasse“) macht in einer Höhle unter den Säulen von Stonehenge („Transformers 5: The Last Knight“ lässt grüßen) eine schockierende Entdeckung: Primitive Malereien enthüllen, dass die gewaltigen Sharknados bereits seit grauer Vorzeit existieren. Druiden gelang es damals offenbar, die Haistürme mithilfe eines magischen Steinrelikts abzuwenden. Diese Entdeckung kommt keine Sekunde zu früh, denn das Schicksal des gesamten Planeten steht auf dem Spiel, als sich in einem Sharknado ein geheimnisvoller leuchtender Strudel bildet. Dieser teleportiert den Wirbelwind sprunghaft über den Erdball: Immer wenn die Forscher den Sturm mit Hilfe neuester Sharknado-Technologie lokalisieren, wütet der einfach am anderen Ende der Welt weiter. Gegen die stürmischen Hai-Attacken scheint kein Kraut gewachsen – da können höchstens der Sharknado-Veteran Fin (Ian Ziering) und seine Cyborg-Frau April (Tara Reid) noch helfen...

    Eine Offenbarung ist „Sharknado 5“ zwar nicht geworden, trotzdem ist gerade im Vergleich zu Teil 4 ein klarer Formanstieg festzustellen. Vor allem das hohe Tempo tut dem Film gut, denn man kommt kaum dazu, sich Gedanken über Fragen der inneren Logik zu machen oder sich über misslungene Pointen zu ärgern. Die Erweiterung der Katastrophe auf ein globales Level und der ständige Wechsel der Schauplätze sorgen zudem visuell für Abwechslung und bieten den Filmemachern zusätzlichen Spielraum für Gags und Actionsequenzen. Da geht es dann etwa nach Rom, Rio, Sydney, Tokio und in die Schweiz, wobei nicht nur weltberühmte Sehenswürdigkeiten von den Haien heimgesucht werden (die Effekte sind wie immer bestenfalls passabel), sondern auch der Papst, ein Sharkzilla sowie eine Ex-Freundin von Lothar Matthäus ihren Weg in den Film finden.

    Dabei sind übrigens auch wieder einige hiesige Berühmtheiten – die einheimische Prominenz von Oliver Kalkofe und Peter Rütten über Tim Mälzer bis Bela B. kommt bei einer kleinen Stippvisite in Deutschland zu Ehren. Ähnliches gilt für die anderen Stationen rund um den Globus – so sind viele der wieder fast unzähligen Gastauftritte zumindest halbwegs nachvollziehbar in die Handlung integriert. Beim Schauplatzwechsel informieren lokale Medienpersönlichkeiten und Nachrichtensprecher das Publikum über den Status der Verheerung vor Ort und tragen mit ihrer betonten Ernsthaftigkeit wie auch in den vorherigen Teilen erheblich zum selbstironischen Spaß bei. Auch bei der filmischen Präsentation hat sich einiges getan: Die musikalische Untermalung wechselt zwischen ironisch-epochal und angemessen daneben und überrascht zudem mit einigen bekannten Songs wie „The Kids Aren’t Alright“ von The Offspring. Sogar das Zeichentrick-Intro ist dank des knuffigen Designs und eines absurden Monty-Python-Verweises charmanter als das der Vorgänger.

    Trotz insgesamt positiver Entwicklung wird die Splatter-Reihe einige Altlasten leider nicht los. Auf jeden guten Spruch kommen drei, bei denen es einem vor Augenrollen schwindlig werden kann – die ständigen „Indiana Jones“-Verballhornungen etwa sind irgendwann nur noch anstrengend. Tara Reid schleppt sich immer noch erkennbar desinteressiert von Szene zu Szene und wirkt neben ihren immerhin soliden Co-Stars Ian Ziering und Cassie Scerbo völlig deplatziert. Zudem übertreiben es die Macher trotz des sorgfältigeren Einsatzes insgesamt wieder mit der schieren Menge an Gastauftritten. Manche der Cameos versprühen zwar einen geradezu rotzfrechen Charme (etwa, wenn Poison-Sänger Bret Michaels auf einen Bus trifft), auf Dauer beeinträchtigt das Promi-Schaulaufen jedoch das sonst angenehm hohe Tempo der Komödie. Wenn massenweise plastikgesichtige Trash-TV-Stars einfallslos nacheinander abgefrühstückt werden, dann wirkt der Film immer wieder wie ein zynisch durchkalkuliertes Produkt ohne Seele und ist von liebevollem Trash weit entfernt.

    Fazit: „Sharknado 5 - Global Swarming“ ist frecher und cleverer als einige seiner Vorgänger. Wer in der Vergangenheit Spaß an der Reihe gefunden hat, darf sich über eine willkommene Frischzellenkur mit vielen netten Einfällen freuen. Zur echten Trashperle ist es trotzdem noch ein weiter Weg, dafür bräuchte die Produktion mehr eigenen Charakter statt nur marketingwirksame Gaststars aus aller Welt.

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