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Josi1957
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5,0
Veröffentlicht am 9. Juni 2022
Null Anklage, kein erhobener Zeigefinger Richtung Rand der Gesellschaft, aber auch keine Schönfärberei: einer der besten und intensivsten Austro-Filme überhaupt!
Dieser Film hat mich auf mehreren Ebenen berührt. Und dies auf sehr positive Weise. Erstmals die tolle schauspielerische Leistung. Sowohl des Jungen, als auch der Mutter. Ich kannte eine Frau in Salzburg, mit einem Drogenproblem, die genau so war. Emotional, liebevoll, stark und gleichzeitig vollkommen verloren. Im Film wurden sehr gut die negativen Auswirkungen der Krankheit auf ein Kind dargestellt - so hatte er mehrmals Angst, und die Mutter war nicht greifbar. Sie war nicht verlässlich, hat ihn aber immer wieder sehr gut erklärt, warum. Auch die Umgebung war nicht verlässlich, manchmal sogar bedrohlich. Aber es gab auch positive Seiten: Schlafen im Freien am Fluss, immer sind Leute im Haus, Party und Phantasie, eine Mutter, die alles mitmacht und auf kindgerechte Weise erklärt. Kracher, obwohl er noch so klein ist und die Freunde sowas niemals ausprobieren dürften. Was gibt es schöneres für ein Kind. Diese Widersprüche sind gut dargestellt und vor allem ohne Schuldvorwürfe und Zeigefinger. Manchmal kann das Schöne und das Schlechte so nah nebeneinanderliegen. Und mit beidem muss man fertig werden, auch wenn man noch ein Kind ist. Genaugenommen kommt dies ziemlich oft vor.
"Die Beste aller Welten" von Adrian Goiginger ist eine wunderbar leicht erzählte, tief berührende Mutter-Sohn-Geschichte. Gesehen habe ich den Film auf der Berlinale, zusammen mit einer Freundin, und wir waren richtig glücklich, dass wir nicht nur überhaupt noch Karten für eine Vorstellung ergattert hatten, sondern auch und vor allem, weil wir dabei so ein tolles Filmjuwel erwischt haben. Ich hatte vorher nur kurz den Inhalt überflogen: Kleiner Junge wächst bei drogensüchtiger Mutter auf. Und da hatte ich befürchtet, das könnte schwere Kost oder überambitionierter Kunstquark werden ... aber nichts davon trifft zu.
Künstlerisch gut gemacht ist er auf jeden Fall, aber eben auch handwerklich, schauspielerisch und erzählerisch hervorragend gelungen. Die Traum- und Fantasiesequenzen des kleinen Adrian sind einerseits unheimlich, andererseits aber auch poetisch und verleihen dem Film eine federleichte Magie. Die Chemie zwischen den Schauspielern stimmt einfach - besonders zwischen Verena Altenberger als Mutter und Jeremy Miliker als Adrian funkelt und strahlt es. Doch auch insgesamt ist dies eine großartige Ensembleleistung. Auch, als die Schauspieler und der Regisseur nach dem Film auf die Bühne kamen, war noch eine Verbindung zwischen ihnen zu spüren. Der Regisseur und sein kleiner Alter Ego schienen sich ebenfalls toll zu verstehen. (Ich habe überhaupt erst am Ende begriffen, dass die Geschichte autobiographisch war
Noch hat sich kein Verleih gefunden, aber ich hoffe sehr, dass dies gelingt. Es wäre einfach zu schade, anderen Kinogängern diesen Film vorzuenthalten.
Fazit: Einfach toll! Bei erstbester Gelegenheit unbedingt reingehen!