Julian (Julian Radlmaier) kommt frisch von der Filmhochschule und hat trotzdem schon keine Flausen mehr im Kopf: Den Kapitalismus, da ist sich der Möchtegern-Kommunist sicher, kann man nicht überwinden. Denn dafür ist der viel zu komplex geworden! Und das ist vor allem auch deswegen blöd, weil Julian, dieser bürgerliche Windhund, als echter Aktivist viel bessere Chancen bei Camille (Deragh Campbell) hätte. Ohne Lösung fürs Dilemma und vor allem ohne genug Geld in der Tasche nimmt der Jungregisseur Arbeit im Havelland an. Auf der Apfelplantage trifft er Sancho (Beniamin Forti) und Hong (Kyung-Taek Lie), die man im Museum gefeuert hat, nachdem ein Dürer-Bild und ein Feuerlöscher gestohlen wurden – dummerweise in ihrer Schicht. Beim anstrengenden Obstpflücken spüren Julian, Sancho und Hong in den eigenen Knochen, wie anstrengend der Kapitalismus ist. Immerhin der weise Idiot in Mönchskutte (Ilia Korkashvili) macht ihnen auf der Plantage ein bisschen Hoffnung, erzählt von einem „Kommunismus ohne Kommunisten“ in Italien…
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Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes (DVD)
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Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
3,5
gut
Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes
Von Andreas Staben
Während sich ein Altmeister wie Ken Loach in seinem engagierten Sozialdrama „Ich, Daniel Blake“ mit ungebrochener klassenkämpferischer Überzeugung künstlerisch für eine bessere Welt einsetzt, tut sich ein junger Möchtegern-Kommunist wie Julian (Julian Radlmaier), der frisch von der Filmschule kommende Protagonist der selbstreflexiven Politkomödie „Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes“, noch schwer mit der Agitation. Der Kapitalismus sei so komplex und vielgestaltig geworden, dass man ihn gar nicht mehr abschaffen könne, so seine Erkenntnis. Der vermeintliche kommunistische Filmemacher ist eben zugleich und vor allem ein „bürgerlicher Windhund“, was er zwischendurch selbst am meisten bedauert, auch weil er meint, als echter Hardcore-Aktivist bessere Chancen bei der Kanadierin Camille (Deragh Campbell) zu haben… Was uns Regisseur Julian Radlmaier („Ein proletarisches Wintermärchen“) und