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Veröffentlicht am 17. Oktober 2017
Ein Popsternchen hat eine Affäre mit einem schwerreichen Bauunternehmer, der beste Beziehungen zur Präsidentenfamilie hat, und wird eines Morgens ermordet im Hotelzimmer aufgefunden. Was sich nach übler Kolportage anhört, ist 2008 tatsächlich in Dubai geschehen und erschütterte Ägypten, da das prominente Liebespaar von dort kam.
„Die Nile Hilton Affäre“ hat sehr damit zu kämpfen, dass sie lange in den ausgelatschten Pfaden uralter Krimi-Motive stecken bleibt und erst im Lauf der 105 Minuten vielschichtiger und interessanter wird.
Immerhin werden Probleme Ägyptens werden sehr deutlich thematisiert: Korruption, Abhängigkeit von feudalistischen, patriarchalen Strukturen, Gewalt von Polizei und Staatssicherheit bis zur Folter. Das Filmteam musste deshalb auch im Lauf der Dreharbeiten ins marokkanische Casablanca ausweichen, Nach dem politischen Roll-back mit General al-Sisi an der Spitze waren den Sicherheitsbehörden Ägyptens die aufgeworfenen Fragen offensichtlich immer noch zu heikel.
Sehr fragwürdig an diesem Film ist das dreiste Product Placement, mit dem einschlägig bekannte Zigaretten-Markennamen in Großaufnahme präsentiert werden.
Ich hab den Film auf Arabisch mit deutschem Untertitel gesehen, was ich nur empfehlen kann, da es die Atmosphäre doch verbessert und mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Die Kriminalgeschichte ist sehr spannend und misteriös. Durch diesen Fall wird man sehr gut und geschickt in die bestecherischen, armen und reichen Verhältnisse von Kairo. Die Revolution wird leider nur sehr nebensächlich behandelt, da wurde etwas Potenzial verpasst.
Bei diesem Film bin ich komplett unvorbereitet ins kalte Wasser gestoßen worden, das kann in Sneak Previews halt schonmal passieren. Heißt, ich kannte weder den Film nicht die Darsteller in die es geht, ebensowenig die politischen Hintergründe vor denen der Film spielt. Eigentlich also beste Bedingungen die in diesem Falle bei mir und für mich komplett nicht aufgingen: im Kern ist dies ein Krimi, nicht mehr oder weniger: ein ord passiert, ein Ermittler sucht, fertig. Eigentlich nichts verkehrt daran und eine Sache macht der Film auch immens gut: die Hauptfigur, eine desillusionierte arme Sau wird insbesondere in ihrem trostlosten Alltag sehr exakt und sehr genau vorgeführt. Die Ermittlungen hingegen weichen oftmals und gerne von gängigen Krimiplots ab, lassen auch mal wichtige Handlungen (wie etwa die allwissende Zeugin) lange Zeit außen vor und je höher die Verwicklungen gehen desto schwerer wird es noch jeden zuständigen, Schuldigen ect. Richtig zuzuordnen. Ob der Film das Lebensgefühl und die Stadt Cairo dabei ordentlich wiedergibt vermag ich nicht zu sagen, wohl aber daß der Film eine ganz eigene Art der Atmosphäre hat die definitiv mal was anderes darstellt, aber vielleicht nicht jedermans Ding ist. Fazit: Komplexer Thriller in trostlosem Umfeld – hat einiges drin, fordert aber immens!