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Inglourious Filmgeeks
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2,0
Veröffentlicht am 27. Februar 2017
[...] Noch trauriger als diesem Versagen zuzuschauen, ist es jedoch, dass jeder kritische Ansatz des ersten Teils fallen gelassen wurde. Das lässt befürchten, dass diese ein reines Zufallsprodukt waren. So stellt sich nämlich wieder die Frage nach der Daseinsberechtigung dieser Klamotte, die sich jedoch dieses mal ganz leicht verneinen lässt. Es ist schade und erschreckend typisch deutsch, dass die Qualität keine zwei Filme lang aufrecht erhalten wurde. Letztlich wird wohl der dritte Teil entscheident in der Bewertung des TV-Events sein, denn diesen Film hat man in Windeseile vergessen.
Als großer Karl May- und Winnetou-Fan habe ich in Bezug auf Ihre Neuverfilmung eine/einige Beschwerde/n einzureichen.
* Außer den Namen hat beinahe keine Szene etwas mit den echten Karl May-Romanen oder -Filmen zu tun. Die Filme haben demnach keine Berechtigung, den Namen "Winnetou" zu tragen.
* In unserer Zeit der Gleichstellung sollten auch "indianische" Schauspieler die Möglichkeit haben, sich einen Namen zu machen -- warum hat man denn nicht "Indianer" für die Rollen der Apachen genommen? Da spreche mir keiner mehr von Gleichberechtigung!
* Einen kleinen Pluspunkt gibt es für das Aussehen des Sam Hawkens, das der Beschreibung in den Romanen ziemlich gleicht. Dafür aber ist Hawkens' Vergangenheit abgeändert worden und er ist viel zu ernst für seine Rolle. Dieser Westläufer heitert bei Karl May jegliche Situation auf, während er bei Ihren Filmen nur als weitere unspannende Nebenrolle fungiert. Anstatt lustig zu sein, ist er teilweise sogar richtig anstrengend.
* Mir scheint, bei diesem Film hat man versucht, die "Indianer" sehr klischeehaft darzustellen. Statt sich den Bräuchen und der Lebensweise der Apachen anzunähern, nahm man den "typischsten" Indianerstamm (allerdings die Lakota) und münzte man alles auf die "Apachen" um. In etwa tragen die Häuptlinge (der Mescaleros und der meisten anderen Apachenstämme) keine Federhauben.
* DAS ALLERSCHLIMMSTE aber war die Sprache: Warum mussten Sie denn die "Apachen" Lakota sprechen lassen? Ja, Sie haben versucht, von dem erfundenen Silbenkauderwelsch der 1960er-Verfilmung wegzukommen (was an sich gar nicht so schlecht ist), doch die Apachen reden nun mal ihre eigene Sprache und nicht die der Sioux. Ist es so schwer, einen Apache-Muttersprachler herzubringen? Sie könnten genauso gut eine spanische Armee in den Film eingebaut haben, deren Soldaten Schwedisch sprechen (ist doch auch eine europäische Sprache) und die untertitelt wird. Der gleiche Blödsinn.
* Aber das ist ja noch nicht alles. Nein, es reicht nicht, "Apachen" Lakota sprechen zu lassen -- die Untertitel sind nach Belieben zurechtgebogen. Ich will als Beispiel "Niš tok." nennen, das in etwa (wenn ich mich recht erinnere) mit "Was ist mit dir?" (oä) übersetzt wurde. Warum bleibt man nicht einfach bei der Wahrheit und untertitelt "Und du?"? oder warum lässt man die Leute nicht "Was ist mit dir?" genau so auf Lakota sagen?
* Im zweiten Teil, recht am Anfang beim "Dankestanz" von Nscho-tschi ruft sie immer "Pilámayaye". Das Volk (männl. u. weibl.) antwortet ihr ebenfalls mit "Pilámayaye" -- die Männer müssten aber "Pilámayayo" (männl. Endung des Wortes) antworten. Dies mag nun ein Streitpunkt sein, aber da sonst die Wortendungen meist richtig gebraucht wurden, kann dies auch in Bezug auf die rituelle Handlung verwendet worden sein...
Résumé der ganzen Geschichte: Den Film hätten Sie sich, meines Erachtens, sparen können! Es wäre vielleicht ein ganz guter Western geworden, hätten Sie nur das ganze rund um "Karl May" weggelassen. Andere Namen, dann wäre alles gut gewesen. So aber?!
Mit enttäuschten Grüßen und Erwartung auf eine Antwort
Während "Eine neue Welt" noch redlich bemüht war Figuren und Szenario zu etablieren, startet der zweite Teil direkter. In der Zwischenzeit muss einiges passiert sein, denn die beiden Helden verstehen und sprechen die Sprache des jeweils anderen mittlerweile recht gut, die Freundschaft wurde ebenfalls gefestigt. Dennoch hat man immer wieder das Gefühl, der grundsätzlich sehr gut spielende Nik Xhelilaj hätte lediglich eine Nebenrolle bekommen. Der Fokus liegt meist auf Old Shatterhand und Nscho Tschi, die im Vergleich zu den Romanvorlagen eine intensivere Beziehung führen und leicht abweichende Schicksale erleiden. Trotz der relativ kurzen Laufzeit von neunzig Minuten weist die eigentlich geradlinige Handlung einige Längen auf, mit der Logik hapert es ebenfalls. So lassen die ruchlosen Banditen Töpfe voller Chilibohnen in der Wildnis zurück, H.P. Lovecrafts fiktive Gottheit Ctulhu ist auf einmal ein indianischer Mythos und Old Shatterhand konstruiert in Windeseile eine physikalisch unmöglich funktionierende Taucherglocke, um den Silbersee zu erkunden. Immerhin belebt Szenendieb Milan Peschel als Trapper Sam Hawkens die etwas unausgewogene Mischung aus Abenteuerfilm und Buddy-Movie und stiehlt seinen Kollegen gleich mehrfach die Schau.
Im zweiten Teil geht der Film-Crew merklich die Luft aus. Wenig erfrischende Ideen, dafür aber viele langatmige und nebensächliche Dialoge. Old Shatterhand ist außerdem viel zu schüchtern und immer noch kein richtiger Westmann. Vor lauter langer Weile sehnt man sich als Zuschauer regelrecht danach, dass gleich Winnetou auf seinem Ross erscheint und die weltberühmte Musik erklingt, damit das Abenteuer endlich beginnt. Aber Fehlanzeige. Von der Inszenierung erinnert der Film mehr an die alten DEFA-Indianerfilme und nicht an die alten Winnetou-Klassiker. Dazu eine schauspielerische Leistung, die bisweilen auf Filmfestspiele-Niveau herabrutscht. Summa Summarum ist dieser Film leider kein großes Kino.