Ein ganz interessantes Kapitel deutscher Nachkriegsrechtsprechung ist das sogenannte “Dreher-Gesetz”. Demnach wurden viele NS Verbrechen nicht mehr als Mord eingestuft, sondern als Totschlag. Da Totschlag nach 15 Jahren verjährt, waren plötzlich alle Nazi Schergen im Nachhinein für ihre Greueltaten im Krieg nicht mehr zu belangen. Das wusste ich auch noch nicht.
Der Fall Collini behandelt genau dieses Thema. Fabrizio Collini ermordet den Großindustriellen Hans Meyer. Er richtet ihn förmlich hin. Danach lässt er sich festnehmen und sieht seinem Prozess entgegen. Die Motive des Italieners liegen zunächst im Dunkeln. Als Collinis Pflichtverteidiger wird der Nachwuchs-Verteidiger Caspar Leinen bestellt. Und welch Zufall, dieser Caspar Leinen ist ausgerechnet der Ziehsohn des Opfers. Ungeachtet dieser Verwicklung übernimmt Leinen die Verteidigung und findet heraus, dass Hans Meyer ein Nazi-Verbrecher war, der Unschuldige hinrichten ließ, darunter Fabrizio Collinis Vater. Collini, der als kleiner Junge den Mord an seinem Vater mit ansehen musste, nimmt späte Rache, nachdem das “Dreher-Gesetz” in Kraft trat und offizielle Strafverfolgung des Mörders nicht mehr möglich war.
Die kleine Geschichtsstunde ist interessant. Ist es der Film auch? Die Meinungen werden wohl auseinandergehen. Ich persönlich habe mich sehr gelangweilt. Die ganze Geschichte wirkt auf mich wie an den Haaren herbeigezogen. Dramaturgische Verwicklungen wie in einem Kapitel aus die Sendung mit der Maus. Spannungsbögen, die nicht der Rede wert sind. Ich bin immer wieder eingeschlafen und habe mich in Etappen in Richtung Schlussakkord gequält.
Elyas M`Barek als Casper Leinen ist eine glatte Fehlbesetzung. Der hat in seine Rolle gar keine Tiefe reinbekommen. Ich glaube schon, dass er ernste Rollen kann, aber hier hat er sich einen Bruch gehoben.
Franco Nero als Fabrizio Collini kam rüber wie Django, dem jemand seinen Hut gestohlen hat.
Heiner Lauterbach als zwielichtiger Anwalt der Gegenseite hat auch nur leidlich gezündet. Nicht Fisch. Nicht Fleisch.
Alexandra Maria Lara, die als Enkelin des Nazi-Schergen im Rennen war, sind vor lauter Ernsthaftigkeit fast die Gesichtszüge entglitten.
Nö. Der Film konnte, abgesehen von seiner erwähnten Geschichts-Lektion, nicht viel. Misslungener Versuch einen spannenden deutschen Thriller auf die Leinwand zu bringen. Selbst Tatorte aus dem Frankenland sind spannender und plausibler. Fahrkarte.