Regisseur Paolo Sorrentino sorgt stets für Aufmerksamkeit. „Loro - Die Verführten“ ist sein aktueller Kinofilm.
Silvio Berlusconi (Toni Servillo) möchte mal wieder Ministerpräsident werden. Der prestigegeile Halodri Sergio Morra (Riccardo Scamarcio) organisiert eine Party, um in das Umfeld des mächtigen Mannes einzudringen.
Auf deutschen Leinwänden flimmert die 158 Minuten lange, aber kurzweilige Version eines zusammengeschnittenen Zweiteilers, dessen Bestandteile im Original insgesamt erheblich mehr Spielzeit aufweisen. Der Film zeigt die Anbahnung der oben erwähnten Veranstaltung und besteht im Weiteren aus aneinandergehängten Szenen, die Silvio überwiegend in für ihn kompromittierenden Situationen auf dem Weg zu seinem hohen Amt zeigen.
Herrlich zum Anschauen spielt Toni Servillo den skandalumwobenen Italiener. Insbesondere das durch Schönheitsoperationen eingezwängte Lächeln ist eine Show. Servillo durfte für Sorrentino mit Giulio Andreotti bereits einen anderen Staatsmann verkörpern („Il Divo“, 2008).
Nicht nur Servillo überzeugt, an jeder Einstellung darf sich das Publikum sattsehen, denn Sorrentino hat - wie nicht anders zu erwarten - seinem Werk ein farbenprächtig stylisches Outfit verliehen.
„Loro - Die Verführten“ ist als Satire zu verstehen, welche von Sorrentino wohltemperiert wurde. Die präsentierten Momente sprechen auch mit kaum merklicher Übertreibung für sich. Das macht Berlusconi zu einer Karikatur seiner selbst. Zum Vergleich wirkt „The Wolf of Wall Street“ erheblich mehr überzogen, teilweise ins Alberne.
Silvio erläutert seinem Enkel, dass die Wahrheit keine Rolle spielt, sondern nur das, was die Leute glauben. Viele weitere einfallsreiche Dialoge bereiten beste Unterhaltung und zeigen, dass Silvios Eloquenz unschlagbar ist. In der Folge unschlüssig sind dann Passagen, die den Politiker als dumm darstellen; er wird schon selbst wissen, dass er eine Mehrheit hinter sich versammeln muss, um das angestrebte Amt zu erreichen.
Sorrentino ist dem Regeldrama mit unerwarteten Twists abgeneigt. Das gilt auch für „La Grande Bellezza“ (2013, mit Toni Servillo) und „Ewige Jugend“ (2015). Die Stärke von Sorrentino liegt darin, seine Hauptfiguren in durchlebten Situationen allmählich zu einer entscheidenden Erkenntnis kommen zu lassen. „Loro - Die Verführten“ hat leider nichts davon und dreht sich im Kreis, denn Silvio ist unbelehrbar und gewinnt durch seine Überzeugungskraft stets die Oberhand, bis er (mal wieder) dem Ende gegenübersteht. Die symbolträchtigen Sequenzen (z.B. Schaf, Müllwagen, Jesusskulptur) laden zwar zum amüsanten Interpretieren ein, verpuffen jedoch nutzlos.
„Loro - Die Verführten“ ist erheiternd, gut gespielt, ohne Längen und bietet jede Menge Schauwerte, aber es fehlt einiges an Sorrentino-Power.