Man beginnt sehr eisenbahnig: Im Prolog erscheint einem jungen Besucher eines Eisenbahnmuseums eine Vision der Vergangenheit in glühenden Kohlen, die schon andeuten, was diese Geschichte sein möchte. Eine Sage, eine Legende aus einer Zeit in der man sich noch aus eigener Kraft ernähren musste und gegen feindliche Besatzer gewitzt zur Wehr setzte. Ein Denkmal für die kleinen Leute, das man ohne den ganzen politischen Hintergrund ganz gut ertragen könnte. Wenn dann aber das höchste Ziel plötzlich lautet, den Feind zu vernichten oder der umjubelten Befreiungsarmee beizutreten, dann wird aus dem verschmitzten Abenteuer schnell blutiger Ernst.
Wie so oft sind es vor allem die kreativen Stunts, die diesen Film sehenswert machen. Martial Arts tauchen hier im Vergleich zu Jackie Chans anderen Filmen etwas weniger auf, wenn es allerdings darum geht einen fahrenden Zug zu besteigen oder Panzerduell auf fahrenden Güterwagen auszufechten, dann liefert das Stuntteam Höchstleistungen ab. Die rundum gelungene Kameraarbeit fängt das alles mit großzügigen Bildern ein, die die endlosen Weiten der chinesischen Landschaft verdeutlichen, durch die heutzutage teils immer noch die gleichen Dampfzüge wie im Film fahren.
Davon und von den der Besetzung vorausgehenden blutigen Konflikten im Chinesischen Bürgerkrieg (die Japan seinerseits für eine kolonialistische Machtpolitik ausnutzte) wird freilich nichts erwähnt. Das China dieses Films ist in der Gegenwart ein sauber-aufgeräumtes und in der Vergangenheit ein in nostalgisch goldenes Licht getauchtes Land voller Idealisten, die stolz auf ihre Heimat sind. Kollaborateure findet man kaum, vielmehr scheinen sich alle einig zu sein, dass die Japaner zu dämlich sind, um die Unterstützung von irgendjemandem zu verdienen.
Entsprechend schamlos vermöbelt und erschießt man den Feind, was im Rahmen einer heiteren Abenteuerkomödie befremdlich wirken kann. Denn meistens macht der Film trotz seiner naiven Erzählweise und den häufig unglücklich überspitzten Reaktionen auf das Geschehen allerhand Spaß beim Angucken. Zum Glück nimmt sich die Räuberbande um den stets gut aufgelegten Altmeister Chan nicht übermäßig ernst und leistet sich selbst allerhand amüsante Patzer.
Am Ende muss es dann aber doch noch ein emotionaler Höhepunkt in einem physikalisch völlig unmöglichen Finale sein, das endgültig die wahre Botschaft der Geschichte enthüllt: Wenn ihr uns angreift werden wir euch vernichten, selbst wenn wir dabei draufgehen. Ein unangenehmer Nachgeschmack eines eigentlich ziemlich heiteren Films, der unbedingt noch eine zeitlose Botschaft für das moderne China vermitteln will.
Damit ist "Railroad Tigers" am ehesten für Jackie-Chan-Fans und Eisenbahnfreunde zu empfehlen. Das Cover zitiert zwar Indiana Jones, damit hat dieser Film aber höchsten den Prolog von "Der letzte Kreuzzug" gemeinsam. Alles andere funktioniert nur, wenn man mit undbeholfener Dramaturgie und wenig glaubwürdigen digitalen Effekten leben kann.