Von Stephen Kings „Es“ kommt 2017 eine Neuauflage ins Kino und Regisseur Jon Watts darf nach seinem Erfolg mit „Clown“ als nächstes den neuen „Spider-Man“-Blockbuster „Homecoming“ inszenieren – das Clown-Horror-Genre boomt also wie eh und je! Aber bevor im Herbst Pennywise nach dem TV-Zweiteiler von 1990 erstmals auch auf der großen Leinwand meucheln darf, gibt es mit „The Night Watchmen“ von Mitchell Altieri nun erst noch einen sehenswerten Heimkino-Clown-Splatter-Spaß, der sich in erster Linie an Fans von Horror-Komödien aus den 1980er Jahren (von „Die rabenschwarze Nacht“ bis „Bad Taste“) wendet – und für die hat der Regisseur von „The Hamiltons“ und „Von der bösen Art“ noch ein Extra-Schmankerl im Köcher, denn hier sind die Clowns nicht wie in „Killer Klowns From Outer Space“, „Stitches“ oder „Killjoy Goes To Hell“ einfach „nur“ meuchelnde Spaßmacher, sondern als ganz besondere Dreingabe auch blutrünstige Vampire.
Als der Leichnam von Blimpo dem Clown, der auf Tournee in Rumänien an einer mysteriösen Krankheit verstorben ist, zur Obduktion zurück in seine Heimatstadt Baltimore verschifft wird, kommt es zu einer Verwechslung: Statt in der Gerichtsmedizin landet der noch immer voll kostümierte Clown in der Lagerhalle eines lokalen Zeitungsverlages, wo er in der folgenden Nacht als Vampir aus seinem Sarg steigt und eine Blutsauger-Epidemie auslöst. Während die Zeitungsreporter beißend übereinander herfallen, ist es an den Nachtwächtern Ken (Ken Arnold), Luca (Dan DeLuca), Jiggetts (Kevin Jiggetts) und Neuzugang Rajeeve (Max Gray Wilbur), dem blutigen Treiben in der Redaktion Einhalt zu gebieten. Aber gerade als sie glauben, ihre untoten Kollegen wieder einigermaßen unter Kontrolle gebracht zu haben, stürmt der zwischenzeitlich alles andere als untätige Blimpo mit einer ganzen Armada an Clown-Vampiren auf das Gebäude zu…
Das gleich vorweg: Die Action-Szenen und Blut-Momente sind in „The Night Watchmen“ zwar kompetent umgesetzt (selbst wenn das deutsche DVD-Cover wie Billigst-Horror anmutet, sind die Produktionswerte absolut okay), aber man merkt schnell, dass die Macher hierauf nicht ihr Hauptaugenmerk gelegt haben. Stattdessen stehen im Zentrum vor allem die Protagonisten und ihre zotigen Kabbeleien untereinander: In den trockenhumorigen Dialogen geht es um die üblichen Themen – Sex (Kara Luiz‘ von allen angehimmelte Klatsch-Reporterin entpuppt sich als schlagfertige Lesbe), Rasse und Religion (Jiggetts ist ein schwarzer Jude, was für ein, zwei gar nicht so dumme Jokes gut ist). Dabei hilft die Liebenswürdigkeit des überzeugend besetzten Außenseiterhaufens immer wieder darüber hinweg, dass eine Menge der Gags eben auch mit ordentlichem Schwung ins Leere läuft. Dafür setzt Regisseur Altieri aber nicht platt auf selbstreferenzielle Zitate (das können wir auch einfach nicht mehr sehen), sondern versucht sich an einer glaubhaften Neuauflage des Camp-Humors der 1980er, nur dass die augenzwinkernd-sexistischen Pointen 30 Jahre später beide Geschlechter gleichermaßen treffen. Mit Innovationen halten sich die Macher ansonsten eher zurück – es ein allenfalls ein netter kleiner Einfall, wenn auf den Aufnahmen der Überwachungskameras von den Blutsauger-Horden nichts zu sehen ist. Und dass die Clown-Vampire jedes Mal einen fahren lassen, wenn man ihnen einen Pfahl durchs Herz rammt, unterstreicht noch einmal den betont pubertären Ton des Films.
Fazit: Stimmiges 80er-Feeling, ein toller Synthie-Score und von den zotigen Pointen findet zumindest jede zweite ihr Ziel – für Fans von Oldschool-Horror-Comedys ist „The Night Watchmen“ auf jeden Fall empfehlenswert. Gelegenheitsgucker werden diese Vampir-Clowns aber wohl eher nicht umhauen.