Wer meint, hier sei der Name Programm, wird absolut kalt erwischt. Konnte man bei Alejandro González Iñáritu's "Biutiful" aufgrund der Rechtschreibung, immer noch vage erahnen, dass man böse überrascht wird, so gibt hier allenfalls die Produktionsfirma "Why Not Films" einen winzigen Fingerzeig, auf das, was auf einen zukommen könnte.
Bei Lynne Ramsey's Drama-Thriller gibt es nichts zu lachen, nichts zum Wohlfühlen, zu keiner Sekunde.
Joe (Joaquin Phoenix), ehemaliger Kriegsveteran und FBI-Agent ist eine wandelnde posttraumatische Belastungsstörung, verdient seine Brötchen mit der äußerst kompromisslosen Befreiung minderjähriger Mädchen aus dem organisierten Menschenhandel. Er nutzt keine Waffen mit Schalldämpfer, ihm genügt ein Hammer und eine Rolle Tape aus dem Baumarkt. Hat er einen Job erledigt, entsorgt er seine Hilfsmittel und widmet sich liebevoll seiner verwirrten Mutter.
Kamera und Schnitt sind dabei absolut bemerkenswert. Sie unterstreichen den tiefen Abstieg in menschliche Abgründe. Der verstörende Score von Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood würde das Gesamtpaket schon komplettieren, wäre da nicht noch dieser herausragende Schauspieler, Joaquin Phoenix. Wenn irgendein Film eine Referenz für die Besetzung, einer anderen sehr gestörten Filmfigur (Joker) darstellt, dann wohl dieser. Das Finale fand ich schlichtweg herausragend!
Absolute Empfehlung für Arthouse-Fans only!
Über die Zeile von Chef-Redakteur Christoph Petersen, dass es ein "Taken 4" unter der Regie von Jim Jarmusch sein könnte, habe ich sehr gelacht. Sehr treffend!!!