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    Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki
    Von Carsten Baumgardt

    Die Hälfte des Jahres bekommen die fünf Millionen Einwohner Finnlands im nördlichsten Europa nur für ein paar Stunden täglich das Sonnenlicht zu sehen, bevor irgendwann am frühen Nachmittag die Dunkelheit einsetzt. Nicht umsonst belegt das Land einen Spitzenplatz bei der Anzahl von Depressionserkrankungen und weist eine überdurchschnittlich hohe Selbstmordrate auf. Die langen Winter prägen das beschauliche, etwas andere Leben im hohen Norden und hinterlassen auch im finnischen Filmschaffen ihre Spuren, das jahrzehntelang von den Brüdern Aki („Der Mann ohne Vergangenheit“) und Mika Kaurismäki („Zombie und die Geisterbahn“) dominiert wurde. Die große Tradition dieser die Stimmung ihres Landes in sich tragenden Melancholiker setzt Debütregisseur Juho Kuosmanen in seinem romantischen Boxer-Drama „Der glücklichste Tagim Leben des Olli Mäki“ fort. Er ergänzt die typisch finnische lakonische Schrulligkeit in seinem Schwarz-Weiß-Film allerdings durch einen erfrischenden, zutiefst menschlichen Optimismus. Mit dieser Mischung gewann Kuosmanen bei den 69. Filmfestspielen von Cannes 2016 den Hauptpreis in der Nebenreihe Un Certain Regard.

    Schon allein der bittersüße Titel „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“ beschreibt perfekt die Stimmung und die Natur dieses Films: Mit feinem Humor und milder Melancholie erzählt Juho Kuosmanen von alten Zeiten und unverfälschten Gefühlen. Seine naturalistisch-stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Bilder rufen die Atmosphäre Finnlands in den frühen 60er Jahren wach, aber was auf den ersten Blick vor allem die Chronik eines sporthistorischen Ereignisses zu sein scheint, entwickelt sich immer stärker zu einer ebenso betörenden wie unaufgeregten Ode an die Liebe: Der vielversprechende 26-jährige Leichtgewichtsboxer Olli Mäki (stark: Jarkko Lahti) bekommt die einmalige Chance auf einen WM-Titelkampf gegen den in 64 Kämpfen unbesiegten US-Titelverteidiger Davey Moore (John Bosco Jr.) in Helsinki, dafür muss er allerdings zwei Gewichtsklassen ins Federgewicht (bis 57 Kilogramm) absteigen. Doch dann kommt die Liebe dazwischen und Olli will seine frische Beziehung zu Raija (Ooona Airola) nicht über den sportlichen Erfolg stellen, was seinen Manager Elis Ask (Eero Milonoff) zur Weißglut treibt ... So wie sein Protagonist ganz eigene Prioritäten setzt, stellt der Regisseur die Regeln des Sportfilms auf den Kopf und lässt Liebe und Zuneigung ganz still und leise über Wettkampf und Ehrgeiz triumphieren.

    Fazit: Newcomer Juho Kuosmanen findet in seinem Boxer- und Liebesdrama „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“ die richtige Balance zwischen Romantik, Menschlichkeit, Melancholie und sportlichen Ambitionen und empfiehlt sich als starke neue Stimme des finnischen Kinos.

    Wir haben „The Happiest Day In The Life Of Olli Mäki“ im Rahmen der 69. Filmfestspiele von Cannes gesehen, wo der Film in der Reihe Un Certain Regard gezeigt wurde.

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