Es gibt schon Filme, da fragt man sich als Filmfreund: "Warum hab ich den nicht schon eher gesehen?" Als Freund des Horrors, als jemand, der David Cronenberg schätzt, grenzt es schon an einer Schande, dass man "Die Fliege" anno 2010 zuvor noch nicht gesehen hat. Und leider muss ich gestehen. Andererseits ist es auch schön, wenn man dann einen solchen Klassiker das erste Mal gucken kann. Lange Rede, kurzer Sinn: Mir hat "Die Fliege" äußerst gut gefallen.
Die Story basiert auf einer Erzählung und wurde bereits 1958 verfilmt. 1986 machte sich dann Cronenberg an den Stoff und er scheint wie geschaffen für dieses Thema. Die Story an sich ist total simpel, aber wahnsinnig effektiv und schon fast genial. Es dreht sich um ein missglücktes Experiment, nach dem ein Mann sich langsam zur Fliege entwickelt. Was absurd klingt wurde meisterhaft umgesetzt und kommt zu jedem Zeitpunkt glaubwürdig daher.
Am Anfang wird die Person von Seth Brundle und die der Veronica Quaife eingeführt. Es wird viel Wert auf eine Charakterisierung gelegt, welche gerade bei der Figur von Brundle äußerst wichtig ist. Er zeigt ihr, was er entwickelt hat, die beiden verlieben sich und schließlich wagt er das Selbstexperiment. Jeff Goldblum spielt seine Rolle sehr stark, kommt total sympathisch rüber und hat mir einfach gefallen. Doch auch Geena Davis spielt völlig glaubwürdig und sehr charmant. Diese beiden Rollen sind am wichtigsten und sonst gibt es nicht mehr viele weitere Darsteller.
Das Selbstexperiment scheint geglückt, Brundle fühlt sich gut, besser als je zuvor. Allerdings ist etwas schiefgelaufen und er verändert sich langsam. Anfangs ist dies noch nicht weiter tragisch, doch der Horror kommt hier allmählich in Fahrt. Was anfangs noch harmlos wirkte, wird langsam zur Bedrohung. Brundle entwickelt sich zu einem Insekt, zu einer Fliege. Er sieht immer schlimmer aus und ist bald nicht mehr als Mensch zu identifizieren. Veronica liebt ihn aber irgendwie noch immer. Gerade die gute Charakterzeichnung des ersten Drittels kommt "Die Fliege" dann zu gutem, weil man mit diesen beiden Personen mitleiden kann und es einem nicht völlig egal ist, was aus ihnen wird.
Am Ende wird der Horror dann zu einem richtigen Albtraum, vom Mensch Brundle ist nichts mehr übrig. Er ist nun wirklich eine Fliege. Das Finale ist wirklich gelungen und auch noch recht emotional. Wenn die Fliege, welche mal Brundle war, nur noch kriechend am Boden liegt, Veronica nicht abdrücken mag, aber die Fliege den Lauf sogar noch gegen ihren Kopf hält, hat das was dramatisches, ja fast was trauriges. Auch hier wirkt "Die Fliege" nur so packend, weil man die Figur des Brundles irgendwie liebgewonnen hatte.
Das alles wurde stark inszeniert von David Cronenberg, der für einen solchen Stoff wie geschaffen scheint. Die Inszenierung ist überwiegend ruhig, es wird sich Zeit gelassen für die Figuren und auch der Horror nimmt nur langsam an Fahrt auf. Dafür wirkt er dann aber umso intensiver. Die Atmosphäre ist auf jeden Fall stark. Anfangs hat der Film was leicht unbeschwertes, wirkt locker, doch es wird immer bedrohlicher und im Endeffekt ist das ganze Szenario auch ziemlich traurig. Man hat es also mit einem Horrordrama zu tun.
Der Unterhaltungsfaktor ist super. Selten vergingen 90 Minuten so schnell für mich. Die Zeit verging wie im Flug und es kam nicht ein Hauch von Langeweile auf. Das Geschehen ist wirklich dauerhaft interessant und packend. Spannung kommt gelegentlich ebenfalls auf. Was "Die Fliege" zusätzlich noch ausmacht, sind die Effekte. Cronenberg zeigt Gewalt immer recht explizit und so ist es auch hier. Es sind allerdings nicht die blutigen Szenen, welche so häufig vorkommen, sondern die Effekte an sich. Es fließt Blut und viel Schleim und die Fliege an sich, sieht auch total stark aus. Es macht einfach Spaß solch von handgemachte Effekte zu sehen. Der Score passt sich dem Geschehen gut an und ist passend.
Fazit: "Die Fliege" ist für mich ein Klassiker und ein echt starker Film. Im Endeffekt freue ich mich, dass ich ihn vorher nie gesehen habe, denn so konnte ich mich 90 Minuten an diesem echt tollen Film erfreuen, ohne zu wissen, wie es weitergeht. Fans von Cronenberg kann man "Die Fliege" sowieso empfehlen, aber auch jedem anderen Fan von intensiven, dramatischen Horror mit tollen Effekten, kann ich nur eine Empfehlung aussprechen. Toll!