Den Film sollte man sich schon deshalb anschauen, weil die Figuren nicht nur sympathisch, sondern vor allem ehrlich sind. Auch wenn Lucas Gregorowicz (Mirko Talhammer) die Hauptrolle mimt, ist doch Frederick Lau als dessen Bruder der eigentliche Star des Films. Nicht umsonst ist Frederick Lau in den letzten Jahren vielbeschäftigt und wird ein aufs andere Mal lobend erwähnt. Auch die Nebenrollen liefern solides Schauspielhandwerk ab. Die Story ist zwar ziemlich weit hergeholt, wird aber durch viel unterschwelligen Humor und Situationskomik erträglich rübergebracht. Kann der Filmstarts-Kritik (mal wieder) nur widersprechen. Im Gegensatz zu den "Ludolfs" ist "Schrotten" durchaus amüsant und hat für mich das Prädikat "abendfüllender Film" durchaus verdient.
Auf den ersten Blick ein alternativer Familienfilm, wie er prinzipiell auch irgendwo im Abendprogramm der öffentlich-rechtlichen Sender landen könnte. Fernsehfilm und fertig. Einmal gesendet und dann vergessen. Lässt man sich aber ein bisschen auf die Geschichte ein, dann wird klar, dass "Schrotten!" auf der großen Leinwand eigentlich besser aufgehoben ist. Vor allem die detailliert mit reichlich Retro-Flair ausgestatteten Sets, deren Hintergründe der Regisseur ausführlich recherchierte, sowie die norddeutsche Herbstlandschaft kommen dort bestens zur Geltung. Die heimlichen Stars des Films sind die Nebenfiguren. Lucas Gregorowicz agiert in seiner Hauptrolle mehr routiniert als engagiert, sein Gegenüber Frederick Lau alias "Letscho" rettet aber so gut wie alles mit der eckig-prolligen Verkörperung eines scheinbaren Antihelden, der sich mit reichlich Bauernschläue kreativ durchzumogeln versteht. Auch die übrigen Rollen sind gut besetzt, der Zuschauer ist jederzeit auf der Seite der mal mürrischen und doch liebenswerten Figuren. Erzählerisch mischen sich konventionelle Elemente mit einigen kreativen Ideen. War irgendwie klar, dass sich auf dem väterlichen Schrottplatz eine potentielle Partnerin für Mirko rumtreibt, die geschickt mit dem Schweißbrenner ist. Auch das Ende mit seinen unübersehbaren Western-Referenzen zeichnet sich spätestens nach der Hälfte des Films ab. Immerhin ist die Zugentführung, die an so manchen klassischen Gaunerfilm erinnert, gut umgesetzt. Eisenbahnfans werden sich zwar an den Kopf fassen, wenn aus dem Nichts mal eben eine Weiche an einer aktiv befahrenen Bahnstrecke installiert wird, aber Filme haben ja bekanntlich ihre eigenen Regeln. Man gönnt den Möchtegern-Ganoven ihren schelmischen Coup und genau das macht viel von der Qualität der ganzen Geschichte aus. Die Underdogs im Kampf gegen die ungerechte Welt - das geht immer. Auch wenn es sich nicht um die nächste große Offenbarung der deutschen Filmkomödie handelt, taugt "Schrotten!" doch für neunzig Minuten gute Unterhaltung und beweist ganz nebenbei, dass entspannt humorvolles Kino hierzulande immer noch möglich ist.
Der Film lief im Januar auf dem Max-Olphüls-Festival und hat da zu Recht den Publikumspreis abgeholt. Eine wundervolle Familiengeschichte in einem obskuren Milieu mit einem leisen, norddeutschen Humor, den man in so manchen deutschen Film vermisst - und der Zugraub ist spektakulär.