Der Film ist nicht nur was für Fans von Aki Kaurismäki, weil die Figuren alle mit Ladehemmung agieren und einen Spazierstock verschluckt zu haben scheinen. (Gesichtslähmung inklusive). Auch nicht, weil sich am Ende alles wie in einem Märchen zum Guten wendet, ohne dass der Zuschauer genau weiß warum. Das Anschauen lohnt sich aus zwei Gründen: die Musik ist gut und die wenigen Gags erheitern den vor sich hindämmernden Zuschauer. Der Plot ist eine Wundertüte aus der Realitätsretorte und kommt wie eine Dokumentation daher mit einem ausnehmend hübschen Titel. Der syrische Immigrant Khaled landet zufällig in Finnland und will politisches Asyl beantragen. Als die Abschiebung droht, taucht er unter. Außerdem sucht er seine Schwester, die er auf der Balkanroute verloren hat. Parallel dazu zieht der Handlungsreisende Wikström zu Hause aus, weil seine Frau trinkt und macht ein Restaurant auf. Er gibt Khaled einen Job. Rassisten sind ihm aber auf der Spur und lauern ihm auf. So lobenswert die Absicht des Regisseurs auch sein mag, eine brennende Frage der Zeit zu thematisieren, man muss schon seinen eigenartigen Stil mögen: lange Passagen ohne Worte, minimale Gesten - von einer gelegentlichen Umarmung mal abgesehen. Da bleibt die Distanz emotionslos auch wenn am Ende Khaled vom Rassisten verletzt still unter einem Baum liegt und aufs Wasser schaut, seine Schwester gefunden hat und Wikström wieder heimkehrt, weil seine Frau nicht mehr trinkt… Es ist eine mögliche Betrachtungsweise für das Problem der illegalen Immigration, die hier stilsicher aber etwas gewollt hingebogen wurde. Die Begeisterung der Kritiker kann ich leider nicht teilen.
Witzigerweise kann man diesen Film wohl fast als 'klischeehaft typisch finnisch' bezeichnen, jedenfalls ist der ganze Film geprägt von der sehr knappen, geradezu pointierten, Ausdrucksweise der Figuren, dazu kommen eine kleine Dosis 'skandinavischer' schwarzer Humor und erstaunlich passende sentimentale Musik. Das trägt neben dem unverkennbaren langsamen und ruhigen Stil Kaurismäkis sicher einen guten Teil zur Originalität des Films bei, der das wichtige Thema der Flüchtlingskrise und der Schattenseiten staatlicher Macht auf sehr interessante Weise darstellt. Ein empfehlenswerter Film, der mehr Zuschauer verdient hätte, wobei Kaurismäkis wirklich subtiler Stil wohl leider nie ganz mainstream-tauglich sein wird.
Unterschiedliche Protagonisten versuchen, sich mit Witz, Einfallsreichtum und Zusammenhalt durch das Menschenaffentum zu schlagen, was ihnen zunächst auch gelingt. Dann werden ihnen jedoch zu viele Steine in den Weg gelegt. Die Aufnahmen der einzelnen Szenen sind hervorragend, die Musik ist spitzenklassen, die Handlung ist bitter-böse-humorvoll. Am besten fand ich das Geräusch von dem Fingerprint-Scanner in die Stille des Kinosaals hinein. Den Film kann ich gut empfehlen!
Aki Kaurismäkis Film ist beides: sowohl die von ihm seit den 80er Jahren gewohnte finnische Tragikomödie mit wortkargen Eigenbrötlern, die melancholisch in ihrem Paralleluniversum dämmern, als auch ein starkes Statement zur Integration der Flüchtlinge.
In der gewohnten Melancholie und Entschleunigung schleppt sich der Film dahin und dauert gefühlt viel länger als 98 Minuten. Wie von diesem Promi des europäischen Autorenkinos gewohnt gibt es auch immer wieder Momente zum Schmunzeln, besonders über den kurzen Gastauftritt von Kaurismäkis Lieblings-Schauspielerin Kati Outinen, die mitten in der Tristesse ihres natürlich ebenso schlecht laufenden Ladens vom Hula-Tanzen auf Hawaii träumt.
Alles in allem ist der neue Kaurismäki-Film ein solides Alterswerk, das seinen Anhängern viel Gewohntes bietet. Der Jury der Berlinale 2017 war dieser Film dennoch einen Silbernen Bären für die Beste Regie wert. Wie Martin Schwarz in der zitty feststellte, sagt dies vor allem etwas über das Niveau des restlichen Berlinale-Jahrgangs aus.