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    In The Grayscale
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    In The Grayscale
    Von Ulf Lepelmeier

    Claudio Marcones stellt in seinem in Santiago de Chile spielenden Drama „In The Grayscale“ die Klarheit der Architektur dem Gefühlschaos seines Protagonisten gegenüber  und inszeniert die von Erwartungen und Verpflichtungen erschwerte Suche nach dem eigenen Glück in lichtdurchfluteten Bildern. Besonnen und trotzdem feinfühlig folgt der chilenische Regisseur seinem 35-jährigen Protagonisten, der sich mit einer schwerwiegenden Identitätskrise konfrontiert sieht. Dabei verdeutlicht „In The Grayscale“ ein weiteres Mal, dass sich das facettenreiche chilenische Kino im Aufwind befindet, was auch bei der Berlinale 2015 schon zu sehen war, wo etwa Patricio Guzmán mit seinem faszinierenden Essayfilm „Der Perlmuttknopf“ und Pablo Larraín mit seinem bitterbösen kirchenkritischen Drama „El Club“ für Aufmerksamkeit sorgten.

    Der erfolgreiche Architekt Bruno (Francisco Celhay) verlässt seine Familie, um sich darüber klarzuwerden, was ihn innerlich umtreibt. Als er den Auftrag für den Entwurf eines Monuments in Santiago de Chile bekommt, wird ihm der Touristenführer Fer (Emilio Edwards) an die Seite gestellt.  Schnell entwickelt sich zwischen ihnen mehr als eine Freundschaft. Doch während Fernando zu seiner Sexualität und seinen aufkeimenden Gefühlen steht, ist sich Bruno unsicher. Irgendwann muss er sich zwischen der jungen Liebe zu Fer und seiner Familie entscheiden.

    Bruno ist an einem Punkt in seinem Leben angekommen, an dem nichts mehr wirklich Sinn zu ergeben scheint. Er wird von dem Gefühl geplagt, dass ihm irgendetwas fehlt, aber er weiß zunächst nicht, was das sein könnte. In sensibel-sinnlichen Aufnahmen widmet sich Regisseur Marcones in seinem Debütfilm der Selbstfindung seines Protagonisten und kann dabei auf seinen Hauptdarsteller Francisco Celhay zählen. Gemeinsam vermitteln sie Brunos innere Zerrissenheit auf unaufgeregte und glaubhafte Weise, wobei weder die erstmals zugelassene bisexuelle Neigung noch das familiäre Glück, das Bruno ebenso wenig missen möchte, idealisiert wird.

    Fazit: „In The Grayscale“ ist ein ansprechender Debütfilm über die Grauzone der menschlichen Gefühlswelt und den schwierigen Prozess der sexuellen Orientierung.

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