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Josi1957
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4,0
Veröffentlicht am 14. März 2023
Ein typischer Vertreter des heimischen Mittelstands wird durch Kündigung aus der Bahn geworfen - eine durchaus *normale* Geschichte. Der Regiedebütant Josef Hader verlässt aber die Normalität, indem er seinen Protagonisten Rachegelüste ausleben lässt. Dabei schlägt seine Story wilde Haken und mixt viel menschliches Drama mit Hader-typischem Humor.
Schöner Filmspaß auf Österreichisch. Streckenweise schwer zu verstehen, zu streng ist der Dialekt. Das tut dem Film kaum Abbruch. Eine gute Portion Lokalkolorit und Zynismus halten die gut gestaltete Handlung stetig in Schwung. Der Film unterhält sehr gut.
Josef Hader gibt mit der Tragikomödie „Wilde Maus“ sein Regiedebüt. Drehbuch und Hauptrolle hat er ebenfalls übernommen.
Wien: Georg (Josef Hader) wird entlassen. Der promovierte und mit Johanna (Pia Hierzegger) verheiratete Musikkritiker ist zu teuer geworden. Rache an seinem Vorgesetzten (Jörg Hartmann) ist angesagt. Georg trifft seinen alten Schulkameraden Erich (Georg Friedrich), der Geldprobleme hat. Sie helfen sich gegenseitig.
Josef Hader ist schon eine Marke. Der österreichische Kabarettist, Schaupieler, Autor und Regisseur ist mit seiner Rolle als Ex-Polizist Brenner groß rausgekommen. Wolfgang Murnauer („Der Knochenmann“), dem im Abspann gedankt wird, habe ihm vieles gezeigt, sagte Hader nach einer Vorstellung im Münchner Monopol-Kino. Das sieht man dem Film auch an: Der Erzählrhythmus ist flüssig, das Gag-Timing richtig gut gesetzt. Besonders Georg Friedrich, der in Norddeutschland ohne Untertitel kaum zu verstehen sein wird, trumpft mit seinem Wiener Extra-Schmäh auf. Der Regisseur hat sich die Rolle auf den Leib geschrieben. So ist Georg der Brenner-Typ, der überreagierende und so dermaßen tieftraurig dreinschauende Verlierer. Das kann wohl nur Hader, und das Zuschauen macht doppelt Spaß. Schadenfreude ist schließlich die größte Freude.
Rache ist das Thema dieses Films. Das ist jedoch nicht so ausgestaltet, wie es z.B. Quentin Tarantino in „Kill Bill“ zelebriert. Hader setzt auf Menschliches und Zwischenmenschlichens, Georg bleibt der normale Arbeitslose mit seinen Möglichkeiten, erwachter krimineller Energie und weiteren Misserfolgen. Im Grunde eine gute Idee. Gerade hier ist der Film aber zu sehr vollgestopft und vieles davon ist nur angerissen. Die Baustellen erzeugen kleine Längen. Unterm Strich ist alles nicht so bissig und schwarz wie erhofft.
„Wilde Maus“ ist ein gelungenes und sehr unterhaltsames Regiedebüt, dem ein bisschen der Pfiff fehlt.
Die pointierten Dialoge sind die Stärke des Films. Der schwarze Humor, der Wiener Schmäh, die hingerotzten Beleidigungen und die vernuschelten kleinen Bemerkungen machen den Reiz des Films aus, der beim Untertiteln oder Synchronisieren verloren geht.
In den hübsch beobachteten und montierten Szenen gibt es viele Momente zum Schmunzeln, aber nur selten sorgte die Komödie für echte Lacher.