Kurt Cobain und seine Grunge-Band Nirvana zählen fraglos zu den großen popkulturellen Leuchttürmen der 90er Jahre. Auf fiktionale Weise huldigte Gus Van Sant dem legendären Frontmann mit „Last Days“, während Nick Broomfield mit der Doku „Kurt and Courtney“ eine Verschwörungstheorie rund um Cobains Selbstmord erdichtete. „Cobain: Montage of Heck“ von Brett Morgen, der nach seiner Weltpremiere in Sundance in der Berlinale-Sektion Panorama läuft, ist nun der erste von der Cobain-Familie autorisierte Film über den Musiker. Cobains Tochter Frances Bean fungierte gar als ausführende Produzentin der Dokumentation und ermöglichte Morgen den Zugriff auf ein umfangreiches Archiv. Unter den bislang meist unveröffentlichten Materialien befinden sich Demotapes und Homevideos, Skizzen, Gemälde und Skulpturen von Cobain sowie Interviews mit Wegbegleitern. So entsteht 20 Jahre nach Cobains Suizid ein umfangreiches Porträt, das die Gedankenwelt und den Leidensdruck eines Genies beleuchtet.
Kurt Donald Cobain kam am 20. Februar 1967 in Aberdeen im US-Bundesstaat Washington zur Welt. Als umtriebiger Musiker suchte er mit Nirvana einen eigenen Sound und schrieb mit den drei Studioalben „Bleach“ (1989), „Nevermind“ (1991) und „In Utero“ (1993) Musikgeschichte. Die meisten der repetitiven Songtexte hat jeder im Ohr, genauso wie die charakteristische Stimme Cobains. Auch an die Bilder, die Nirvana nach den Auftritten beim Zertrümmern des Equipments zeigen, werden sich viele erinnern. Kurt Cobain selbst zerbrach indes am Weltruhm und hatte massive Drogenprobleme, schließlich wählte er im Jahr 1994 den Freitod. Zwischen 8mm-Aufnahmen aus der Kindheit, Heimvideos von Cobain und seiner Frau Courtney Love oder Interviews mit Wegbegleitern wie dem Nirvana-Bassisten Krist Novoselic kommt Brett Morgen seinem Protagonisten sehr nahe. Auf allzu ikonische Stilisierungen verzichtet der Regisseur dabei und zeigt anstelle des berühmten „Smells Like Teen Spirit“-Videos lieber die zugehörigen Outtakes. Überhaupt geht Morgen geschickt mit der Materialfülle um und setzt weniger auf „sprechende Köpfe“ als auf eine stringente Montage der zahlreichen Dokumente. Der von einem Mixtape Cobains entlehnte Titel „Montage of Heck“ könnte daher kaum passender gewählt sein.
Fazit: Vielschichtiges Doku-Porträt über Kurt Cobain mit einer gelungen arrangierten Fülle bisher unbekannten Materials, das nicht nur für Nirvana-Fans interessant ist.
Dieser Film läuft im Programm der Berlinale 2015. Eine Übersicht über alle FILMSTARTS-Kritiken von den 65. Internationalen Filmfestspielen in Berlin gibt es HIER.