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    Judgment - Grenze der Hoffnung
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Judgment - Grenze der Hoffnung
    Von Asokan Nirmalarajah

    „The Judgment – Grenze der Hoffnung“ ist osteuropäische Vergangenheitsbewältigung, erzählt als Generationendrama zwischen Vater und Sohn. Dass sich die jüngste Regiearbeit des Bulgaren Stephan Komandarev („Die Welt ist groß und Rettung lauert überall“) so simpel zusammenfassen lässt, ist vor allem der abgegriffenen erzählerischen Konstruktion der internationalen Gemeinschaftsproduktion (neben Bulgarien sind auch Geldgeber aus Kroatien, Mazedonien und Deutschland beteiligt) geschuldet. Trotz jeder Menge Lokalkolorit, einer soliden Besetzung mit unverbrauchten Charakterköpfen und einer schnörkellosen Inszenierung vermag das in Bulgarien gefeierte Sozialdrama mit seiner stereotypen Figurengestaltung und seinen allzu geläufigen Erzählmuster nicht wirklich zu fesseln. Lediglich die betörenden Naturaufnahmen vom bulgarisch-türkischen Grenzgebirge strahlen etwas Majestätisch-Erhabenes aus.

    Im Zentrum steht die Geschichte des verwitweten Milchtankerfahrers Mityo (Assen Blatechk, der immer wunderbar niedergeschlagen dreinschaut), der kurz vor dem Bankrott beschließt, ein zwar lukratives, aber auch illegales Angebot seines ehemaligen Armee-Kapitäns (Miki Manojlovic) anzunehmen. Um die Zukunft seines aufmüpfigen Sohnes Vasko (Ovanes Torosian) zu sichern, schmuggelt Mityo fortan syrische Flüchtlinge über die türkische Grenze in die EU. Auf seinem Weg liegt The Judgment, jene einschüchternde Felsklippe, an der viele Flüchtlinge während des Kalten Krieges ihr Leben lassen mussten – auch durch die Schüsse des jungen Grenzwächters Mityo. Die Konfrontation des traurigen Mityo mit seiner Vergangenheit ist ebenso eine Reise in die Psyche des Ex-Soldaten ebenso wie in die seines Landes, das noch immer von den Folgen des Kalten Krieges gezeichnet ist. Dieser filmische Versuch der Vergangenheitsbewältigung fällt allerdings nicht gerade subtil aus, vielmehr steuert Regisseur Komandarev schnurstracks auf ein brachial-melodramatisches Finale zu, in dem die Rollenmuster des Helden, des Bösewichts und des Opfers plump bedient werden. Diese Grobschlächtigkeit erdrückt zunehmend das feinfühlige Spiel der Darsteller, in deren Blicken sich mehr Wahrheit findet als in den Holzhammer-Metaphern des Drehbuchs.

    Fazit: Stephan Komandarevs humanistisches Drama über die Gräueltaten an den europäischen Grenzen während des Kalten Krieges und das ökonomische Elend im heutigen Bulgarien bietet raue Bilder, überzeugende Darsteller und eingängige Musik. Leider entpuppt sich „The Judgement“ inhaltlich jedoch als überdeutliches und wenig differenziertes Schuld-und-Sühne-Drama.

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