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Kinobengel
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4,0
Veröffentlicht am 19. November 2017
Die argentinischen Regisseure Gastón Duprat und Mariano Cohn präsentieren den deutschen Kinogängern ihr Werk „Der Nobelpreisträger“.
Fünf Jahre nach der Verleihung des Literaturnobelpreises folgt der zurückgezogen in Barcelona lebende Daniel Mantovani (Oscar Martínez) einer Einladung seines Heimatortes Salar in Argentinien. Er soll Ehrenbürger werden. Ihn erwartet nach 40 Jahren Abwesenheit nicht nur Positives.
Als Tragikomödie wird „Der Nobelpreisträger“ kommuniziert. Was zu Beginn mit einer Reifenpanne wie angedeuteter Slapstick anmutet, schleicht sich später als unterschwelliger Humor in die Szenen, um dem Publikum hie und da ein schmunzelndes „Aha“ über die Verhaltensweisen der Beteiligten zu entlocken. Auffallend gleichmäßig geschieht dies, um das Reale nicht von der Hand zu lassen. So wird unterstrichen, dass Daniel einer romantischen Versuchung erlegen war und vor vier Jahrzehnten seine Mitbürger aus Salar mitgenommen und als Romanfiguren zu Gestalten seiner fernen Erinnerung gemacht hat. In dem übersichtlichen, auf Steigerung angelegten Plot sieht Daniel in mehr verblüffenden als skurrilen Szenen offener und versteckter Ablehnung entgegen. Auch Versuchen zur Instrumentalisierung seiner Person muss er sich erwehren. Irene (Andrea Frigerio) hängt noch an ihm, doch sie hat Antonio (wuchtig und imposant: Dady Brieva) geheiratet, der seinem „Amigo“ das spüren lässt. Oscar Martínez gibt Daniel die Ausstrahlung eines stolpernden Intellektuellen, ausgestattet mit sorgfältig gewählten Worten. Allmählich lassen die Filmemacher den rebellisch denkenden und mit Zurückhaltung agierenden Schriftsteller in die Erkenntnis laufen, das Visier im Rücken.
Zahlreiche nationale sowie internationale Preise und Nominierungen errangen „Der Nobelpreisträger“ und Hauptdarsteller Oscar Martínez. Die Juroren wissen warum, denn es gibt kaum eine Filmproduktion, die ein Nebeneinander mehrerer verbundener Welten auf eine so entzaubernde Art beschreibt.
Der Gewinner eines Silbernen Löwen (Venedig 2016) entpuppt sich beim Kinostart in Deutschland mehr als ein Jahr später als tempoarme Tragikomödie über einen Clash zweier Kulturen: Hier der fiktive, weltweit gefragte Starautor, der längst nicht mehr zum Schreiben kommt, da er mit Einladungen für Grußworte, Konferenzbeiträge und Lesereisen überschwemmt wird, die seine Agentin für ihn abwimmelt. Dort das Dorf Salas, dem er vor Jahrzehnten den Rücken gekehrt hat, dessen Einwohner aber leicht verfremdet durch seine Romane geistern.
Der Plot erschöpft sich darin, dass ihm die Dorfbewohner die Ehrenbürgerschaft antragen und er sich tatsächlich in einer Mischung aus Melancholie, Neugier und Angewidertsein in die alte Heimat aufmacht.