Mit "Florence Foster Jenkins" erzählt der Brite Stephan Frears die Geschichte der gleichnamigen Dame. New York City 1944: Die überaus reiche Kunstmäzin Florence (Meryl Streep) unterstützt gemeinsam mit ihren Ehemann St Clair (Hugh Grant) die New Yorker Kunst-/Musikwelt wo sie nur können. Nach einem Besuch in der Oper, beschließt die an Syphilis erkrankte Florence, wieder selbst aktiv zu werden. Allerdings kann sie überhaupt nicht singen! Da sie jedoch zweifelsohne von ihrem gesegneten Talent überzeugt ist, versucht ihr Ehemann mit aller Macht (in Form von Bestechung) diesen Glauben aufrecht zu erhalten. Als Florence jedoch in der legendären Carnegie Hall vor 3000 Soldaten auftreten will, droht die große Lüge zu platzen...
"FFJ" ist wohl einer der lustigsten Filme, die ich jemals gesehen habe. Höhepunkt ist eindeutig, als der anstrebende Pianist Cosmé McCoon zur ersten Probe antritt. Florence fängt gemeinsam mit ihren Musiklehrer an zu singen, Cosmé rutscht der Kinnladen runter, weil Florence nicht einen Ton trifft. Schlimmer noch: obwohl sie grässlich singt, ist sie so von ihren Talent überzeugt. Als wäre das nicht schon skurril genug, loben sie St Clair und der Musiklehrer über alle Maßen! Das Publikum im Kino lachte und lacht und ich kam ebenfalls nicht mehr raus aus dem Lachen. "FFJ" strotzt nur so vor solchen irrwitzigen Momenten. Regisseur Frears schafft es hier auch wunderbar die perfekte Balance zu schaffen. Er reitet nicht immer wieder auf diese Situation herum. Wenn Florence voller Inbrunst selbstbewusst singt und alle Welt um sie herum lacht, wirkt das stets dosiert und nie zu viel. Ich war auf zwei Dinge sehr gespannt: 1. wie wird man die Handlung abseits des nicht vorhandenen Talents erzählen und 2. meine Sorge sich nur darauf zu konzentrieren. Frears schafft es zwar nicht über die volle Distanz den Film interessant zu füllen, aber dafür sehr unterhaltsam! In der Mitte geht dem Film etwas die Luft aus und man wagt hin und wieder einen kurzen Blick auf sein Handy. In den restlichen 85% wurde ich köstlich amüsiert. Dass der Film auch so gut funktioniert, hat er auch seinen Darstellern zu verdanken. Was Meryl Streep angeht, muss man hier große Worte verlieren. Sie ist die vielleicht beste Schauspielerin unser Zeit. Es ist schlichtweg faszinierend wie sie mit voller Ernsthaftigkeit diese lächerliche Maskerade verkörpert und dabei Florence nie zu einer Witzfigur verkommen lässt. Am Anfang lacht man noch kräftig mit, gegen Ende tut sie einen aber leid, und man wünscht ihr einfach den ersehnten Erfolg. Streeps Figur macht einen Mut. Selbstbewusst an etwas heran zu gehen, obwohl die ganze Welt dir das Gegenteil sagt! Bravo Frau Streep. Hugh Grant is back! Und wie! Der britische Schönling und Prinz der Damen, war lange von der Bildfläche verschwunden. Ich hatte gar nicht mehr mit ihm gerechnet. Hier meldet er sich eindrucksvoll zurück! Ich wäre alles andere als überrascht, wenn er für einen Oscar nominiert werden würde! Grant spielt seine Figur mit solch einer Hingabe und Gefühl. Aufopferungsvoll kümmert sich um seine Frau und hält alles aufrecht. St Clair hat jedoch eine Affäre! Dank Grants wunderbaren Spiel, bleibt es bis zum Ende unklar, ob er Florence wirklich liebt, oder ob er nur nach ihren Reichtum aus ist! Als große Überraschung entpuppt sich Big Bang Theory Star Simon "Howard" Helberg. Als sehr dünner und schüchterner Pianist, sorgt er für einige Lacher. Er ist im Prinzip der neutrale Zuschauer und man schließt ihn schnell ans Herz. Bemerkenswert mit welch Ruhe er mit den beiden großen Stars mithalten kann.
"FFJ" kann man getrost als Kostümfilm ansehen. New York der 40er Jahre! Welch eine Zeit! Der Mann von Welt stets mit Anzug und Hut, die Dame mit Kleid und Hut. Alles wirkt recht echt. Ich habe mich gerne in diese Welt verguckt und immer wieder interessante Sachen entdeckt, die nicht penible sein könnten. Beispielweise Zeitungen die aus dem Krieg in Europa berichten.
FAZIT: "FFJ" ist ein wunderbarer Film, über eine Dame, die alles gegeben hat, was sie hatte und noch mehr! Ich habe mich köstlich amüsiert und war am Ende zu Tränen gerührt. Frears hat einen wunderschönen Kostümfilm geschaffen. Meryls 4. Oscar dürfte damit sicher sein. Hugh Grant überrascht mit seiner erstaunlichen Leistung. In der Mitte wird der Film etwas zäh und die Handlung rundum die Affäre wirkte etwas deplatziert, ansonsten sehr ansehnlich.