Schon bei den Nürnberger Prozessen, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, liefen unzählige Kameras, um die Weltöffentlichkeit über die Gräultaten der verurteilten Nazi-Verbrecher zu informieren. Dennoch flohen einige bedeutende Protagonisten des Dritten Reichs in andere Länder und konnten erst spät oder in manchen Fällen auch gar nicht mehr gefasst werden. Das enorme Interesse am Eichmann-Prozess wurde dank des hier porträtierten Fernsehteams zum Medienereignis, der Fall selbst zum vermutlich bis dato am detailliertesten aufgezeichneten Prozess überhaupt. Die Verfilmung der Hintergründe dieser Produktion bietet tatsächlich ebenfalls reichlich Stoff für ein klassisches Filmdrama. Anfangs versucht Fruchtman noch ein wenig in Ocean's-Eleven-Tradition ein Team zusammenzustellen und muss ein ums andere Mal kreativ diverse Hindernisse umgehen. Als die Kameras der Lautstärke wegen schließlich mehr oder weniger in die Wand eingemauert werden, kann es losgehen, doch so manche Angehörige der Crew bringen diverse Altlasten aus dem Holocaust mit.
Anthony LaPaglia gelingt dabei ein intensives Porträt des Regisseurs Hurwitz, der Eichmann als Menschen darstellen will, der verführt wurde, wie es theoretisch jedem passieren könnte. Eine Einstellung, die vor allem einen gewissen Kameramann zur Weißglut bringt. Die Frage, inwiefern da nun ein Monster oder doch ein Mensch vor Gericht steht wird immer wieder aufgegriffen, was Hurwitz angesichts der fehlenden Reue Eichmanns zur Verzweiflung bringt. Und dann ist da ja noch Martin Freemans Produzent Fruchtman. Freeman, der laut Abspannfoto fast keine äußerlichen Ähnlichkeiten mit dem realen Fruchtman hat, spielt den engagierten Medienmann britisch stilvoll und mit weit weniger beschwingter Exzentrik, als man es von vielen anderen seiner Rollen gewohnt ist. Trotz der zurückhaltenden Art bleibt der innere Konflikt seines Charakters stets erkennbar, der für diese Produktion mehr als einmal mit dem Tod bedroht wird. Und das obwohl seine Sendung neben anderen weltbewegenden Ereignissen wie der Kuba-Krise und dem ersten Menschen im Weltraum beinahe unterzugehen droht.
Trotz reichlicher Dialoge und einer relativ begrenzten Auswahl von Schauplätzen bleibt der Film bis zum Ende spannend. Gerade diese neue Sichtweise auf das Geschehen zeigt nicht nur das übliche Abschreckungsporträt irgendwelcher Nazigrößen, sondern vor allem die Spuren, die deren Taten über Generationen hinweg hinterlassen. Noch dazu sind Austattung, Casting und Kamera an vielen Stellen derart akribisch umgesetzt, dass der Wechsel zwischen Spielszenen und historischem Filmmaterial (im Gegensatz zu vielen anderen Filmen, die so "authentischer" wirken wollen) weder die Handlung unterbricht, noch auf andere Art negativ auffällt. Das muss man erstmal nachmachen. Die im Gerichtssaal gezeigten Szenen der Auschwitzer Leichenberge und halbverhungerter Menschen sind übrigens nichts für schwache Nerven.