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    Duff - Hast du keine, bist du eine
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Duff - Hast du keine, bist du eine
    Von Andreas Staben

    Als Jungschauspielerin Mae Whitman („Parenthood“) die Hauptrolle in Ari Sandels Schulkomödie „Duff – Hast du keine, bist du eine“ angeboten wurde, hatte sie den Begriff „Duff“ noch nie gehört. Wieviele Teenager das Wort (es steht für „Designated Ugly Fat Friend“) tatsächlich verwenden, ist schwer zu sagen. Aber jeder, der schon mal von seinem eigenen heimlichen Schwarm über seinen Sportskanonenkumpel oder über seine wunderschöne beste Freundin ausgefragt wurde, kennt das Gefühl, ein oder eine Duff zu sein: ein zugängliches, aber selbst nicht weiter interessantes Anhängsel in den Cliquen der wirklich Populären. Genau auf dieser Stufe der unbarmherzigen Highschool-Hierarchie stehe auch die von Whitman gespielte Bianca - das behauptet jedenfalls ihr einstiger Sandkastenfreund und jetziger Footballstar Wesley (Robbie Amell). Das keineswegs fette oder hässliche Mädchen ist verletzt und verunsichert, aber statt mit seinen nichtsahnenden besten Freundinnen Jess (Skyler Samuels) und Casey (Bianca Santos) zu reden, sagt es sich direkt von ihnen los. In einer vielsagenden Szene kappt Bianca all jene digitalen Verbindungen, die heutzutage Freundschaften besiegeln: Es wird entfreundet, entfolgt, gekündigt und gelöscht, was das Zeug hält. Der amüsante Wutausbruch gehört zwar genau wie die spätere „Wir verpassen dir einen neuen Look“-Montage im Einkaufszentrum oder der unvermeidliche Homecoming-Ball am Ende schon lange zum Standardrepertoire des Genres, doch hier bekommt vieles bis zum etwas glatt-konventionellen Finale, das nicht recht zur „Sei du selbst“-Botschaft passt, einen frischen Dreh.

    Mit viel Witz und Charme nimmt Regisseur Ari Sandel (der für den Musical-Kurzfilm „West Bank Story“ einen Oscar gewonnen hat) die Regeln des Highschool-Lebens und –Films auf die Schippe und erzählt dabei von dem Druck und den Erwartungen, die auf den Jugendlichen lasten. Die Episode zum Cyber-Mobbing etwa bringt bei aller augenzwinkernden Leichtigkeit auch die Peinlichkeiten und Grausamkeiten eines total vernetzten Lebens auf den Punkt – ganz ohne erhobenen Zeigefinger und deutlich glaubwürdiger als in ernsten Versuchen zum Thema wie „#Zeitgeist“ oder auch der Neuverfilmung von „Carrie“. Wenn schließlich alle Telefone und Tablets konfisziert werden und ein Schüler eines seiner fünf (!) Handys in der Socke versteckt, dann ist das eine vieldeutige ironische Zuspitzung – ein Smartphone ist eben kein Messer. Es sind vor allem die Erwachsenen, die von der neuen Welt überfordert werden, wobei Allison Janney („Mum“) als wohlmeinende Mutter und Ken Jeong („Community“, „Hangover“) als ahnungsloser Lehrer viel aus ihren grob gezeichneten Figuren rausholen. Unangenehm unsympathische Nebenfiguren sind nur die obligatorische Oberzicke Madison (Bella Thorne) und Biancas verpeilt-unaufrichtiger Schwarm Toby (Nick Eversman). Die eigentliche zentrale Romanze zwischen dem nerdigen Horrorfilm-Fan Bianca (Mae Whitman zeigt echtes Starpotenzial) und dem Quarterback mit Nachhilfebedarf (Wesley ist natürlich doch ganz anders als es am Anfang scheint) nimmt dagegen nicht nur einige verblüffende Umwege, sondern überzeugt auch mit viel Herz.           

    Fazit: Ebenso clevere wie witzige Teenager-Komödie – bis zum leicht enttäuschenden Ende.

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