In Dänemark ist das 1972 veröffentlichte Kinderbuch „Otto ist ein Nashorn“ von Ole Lund Kirkegaard ein kleiner Klassiker und die Geschichte wurde dort bereits 1983 erstmals verfilmt. Nach dieser Realfilm-Adaption folgt nun eine zweite Leinwandversion: Regisseur Kenneth Kainz setzt das Kinderbuch, in dem ein kleiner Junge ein gezeichnetes Nashorn zum Leben erweckt, in seinem liebevoll gestalteten Animationsfilm vorlagengetreu als einfach gestricktes Abenteuer um, dem selbst die kleinsten Kinogäste folgen können. Allerdings ergeben sich die einzelnen Stationen der episodenhaften Handlung oft recht zufällig und da ausgerechnet der tierische Titelheld sich dazu noch als recht eindimensional erweist, kommt es zu einigen arg betulichen und spannungsarmen Passagen.
Der zehnjährige Topper (Stimme: Lasse Guldberg Kamper) fühlt sich oft alleine. Sein Vater ist ein Seemann, der nur selten in heimatlichen Gefilden verweilt – und so bleiben dem Jungen nur seine Mutter (Kaya Brüel) und sein bester Kumpel Viggo (Nikolai Aamand). Eines Tages findet Topper auf einem Streifzug durch die Nachbarschaft einen magischen Bleistift. Was er mit diesem Stift zeichnet, erwacht bald zum Leben – so auch ein großes, gelbes Nashorn, das Topper auf die Wand seines Kinderzimmers im dritten Stock malt. Schnell richtet das auf den Namen Otto getaufte Nashorn Chaos an und ruft unter anderem die Feuerwehr auf den Plan. Dabei hat Topper eigentlich schon genug um die Ohren, seit er sich in seine Mitschülerin Sille (Asta Danielsson) verknallt hat...
In „Otto ist ein Nashorn“ steht die Vorstellungskraft eines kleinen Jungen im Mittelpunkt – neben den Unsicherheiten, die eine erste Verliebtheit mit sich bringen kann. Der Protagonist Topper wird als Träumer eingeführt, der sich mit seiner blühenden Fantasie ausmalt, wie sein Vater aufregende Abenteuer in Afrika erlebt. Dass Toppers Zeichnungen schließlich buchstäblich ein Eigenleben entwickeln, ist da fast die einzig logische Konsequenz. Und auch dass die anderen Jungen und Mädchen dem Nashorn mit Neugierde begegnen, während die erwachsenen Figuren wie etwa die Polizeibeamten, die das Tier wegschaffen wollen, als depperte Störenfriede daherkommen, passt zu der ganz auf die Kinder und ihre Erlebniswelten zugeschnittenen Geschichte.
Im Vergleich zum Detailperfektionismus in den Filmen von Pixar, Dreamworks und Co. sehen die Computer-Animationen in „Otto ist ein Nashorn“ auf den ersten Blick ein wenig unfertig aus. Dazu wirken die meisten Bilder recht aufgeräumt – nach den ungezählten Kleinigkeiten, von denen es in den Werken der hoch budgetierten (und zuweilen überladenen) Hollywood-Konkurrenz nur so wimmelt, hält man hier vergebens Ausschau. Trotzdem besitzen die einfachen und klaren Bilder aus „Otto ist ein Nashorn“ einen ganz eigenen Charme und erinnern an die Illustrationen der Buchvorlage sowie vieler ähnlicher Kinderbücher. Dies ist schließlich ein Film für ein ganz junges Publikum, das zeigt sich nicht nur in der Gestaltung, sondern auch in der Erzählweise. So werden keine großen Handlungsbögen geschlagen, vielmehr besteht die Geschichte aus nur lose zusammenhängenden kurzen Episoden.
Für den inneren Zusammenhalt der kleinen Kapitelchen sorgt vor allem der sympathische Topper, der als Identifikationsfigur nicht nur diverse Nashorn-Abenteuer, sondern auch seine erste Verliebtheit meistern muss. Das ist alles nett anzusehen und im Großen und Ganzen liebenswert umgesetzt. Als großer Hemmschuh erweist sich aber ausgerechnet das Nashorn Otto selbst, das im Verlauf des Films so gut wie gar keine Charakterisierung erfährt. Im Grunde steht das Rhinozeros tagein, tagaus im Kinderzimmer, frisst die Vorhänge und stößt gelegentlich einen besonders ausgiebigen und geräuschvollen Rülpser aus – für viel mehr ist das Tier nicht zu haben. So kommt es trotz der kurzen Laufzeit immer wieder zu einigem Leerlauf und einer gewissen Langatmigkeit.
Fazit: „Otto ist ein Nashorn“ ist ein liebevoll gestalteter und sehr einfach erzählter Kinderfilm für junge Kinofreunde, der in einigen Passagen ein wenig mehr Schwung vertragen hätte.