Als ich den Trailer dieses Filmes sah, stellte ich mich auf einen düsteren und spannenden Abend ein; war doch sowohl Grundidee als auch Atmosphäre vielversprechend. Und "The Monster" hätte auch wirklich ein packendes Thrillerdrama sein können --- jahaa... "hätte" und "können". Doch leider erwies sich der Film als überforderter Naivling, der das Potenzial nicht einmal ansatzweise ausschöpft. Dies hatte gleich mehrere Gründe. Zum einen war da die an sehr vielen Stellen dahingezweckte Geschichte. Kaum etwas nimmt einem Film mehr die Qualität als stetige Fragen wie "Weswegen zum Geier hat er oder sie das jetzt gemacht?". Im Film gab es da gleich mehrere solcher Stellen, die leider derartige Schlüsselszenen waren, dass sie nicht zu übersehen waren. Sei es der
Wagenservice-Dienst, der trotz vehementer Aufforderung zur Abfahrt seitens der Protagonisten erstmal ewig unter dem Wagen Mechaniker spielen musste, um ein Wagen mit Achsenbruch mit einer Taschenlampe reparieren zu wollen
oder
die Ambulanz, die die Protagonistin mit starker Biss/Kratzwunde zwar in den Krankenwagen schafft, aber dann erstmal gemütlich einen Waldspaziergang macht, um sich mittels Taschenlampe die Landschaft anzuschauen.
Sei es die
Flucht mit der Ambulanz mit Höchstgeschwindigkeit, bei dem das ominöse Monster es trotzdem schafft weiter hinten plötzlich just in time von der Seite direkt in den Wagen zu springen und es umzukippen
oder die lächerliche Anführung, dass sich das
riesige Etwas zwar durch eine simple Taschenlampe verjagen lässt, aber gleichzeitig in ein beleuchtetes Wageninnere eindringt oder selbst bei eingeschalteten Autostrahlern das Fahrzeug angreift.
. Es gibt etliche solcher Szenen mehr, etwa ein
gerissener Wolf, der trotzdem aufrecht auf der Straße steht, um den Unfall zu verursachen
oder die
Protagonisten, die Teile ihres Halses verliert, aber trotzdem noch herumkreischen kann
. Diese unnötigen Logikfehler nehmen dem Film nicht nur die Spannung, sondern lassen ihn zudem dilettantisch und einfallslos erscheinen.
Der zweite Schwachpunkt des Films ist sein vergeblicher Versuch, als Drama zu wirken. Denn der Versuch, das Monster als Metapher für deren Probleme zu sehen, scheitert aufgrund der schwachen und unlogischen Durchführung der Geschichte und auch aufgrund des Endes. Somit ist die Problematik der Mutter und des Kindes im Grunde komplett überflüssig, nicht zuletzt, weil die Protagonisten dem Zuschauer mit fortschreitendem FIlm zunehmend auf den Zeiger gehen, sodass man sich am Ende selbst der Tochter noch das Ableben wünscht, damit die zwei Quarktaschen endlich still sind. Der Hauptgrund dafür ist gleichzeitig seine dritte und größte Schwäche:
Die Sprechrollen. Ich habe selten einen Film erlebt, der sich derart als Trinkspiel eignet. Galt noch "Sissi" mit seiner sich stets wiederholenden "Ihre Majestät" als Klassiker, ist es hier der lachhafte Versuch, den Protagonisten und ihrer Krise aber auch der Spannung im weiteren Verlauf im Wald dadurch verstärkten Ausdruck zu geben, dass 99 % aller Aussagen der Mutter und Tochter mindestens 2- oder 3x (zum Teil aber auch noch öfter) hintereinander gesprochen werden. Dafür liefert der Film zuverlässiges Lachpotenzial. Manche Szenen wie z.B. die
Tochter, die über der sterbenden Mutter steht
und dabei "please please please get up, sorry sorry sorry, please please please get up, mommy mommy, lizzy lizzy, please please please..." ablassen, lassen sich bestens als Lied mitsingen. Als ich aus dem Nichts heraus anfing, daraus eine Melodie zu machen, bekam meine Partnerin, mit der ich den Film sah, einen derartigen Lachflash, dass wir erstmal den Film für 5 Minuten unterbrechen mussten. In jedem Fall verdient der Drehbuchschreiber einen ordentlichen Nackenklatscher für diese über den gesamten Film hinaus bestehe unfreiwillige Komik. Denn damit verdirbt sich der Film endgültig die Möglichkeit, in irgendeiner Weise ernstgenommen zu werden. Das ist leider schade, denn sowohl Zoe Kazan als abgefallene Alkoholiker-Jungmutter als auch Ella Ballentine als Tochter, die für ihre überforderte Mom Mutter spielen muss, sind in ihrer Gestik, Mimik und ingesamt schauspielerischen Leistung durchaus überzeugend, sodass sie den Film mit einem guten Drehbuch mit sinnvollen Sprechrollen und geschickten Szenen durchaus ohne Probleme hätten bewältigen können.
Fazit: Hier wurde traurigerweise viel Potenzial verschwendet. Der Zuschauer ist mehr damit beschäftigt, sich aufgrund der unlogischen Situationen an den Kopf zu fassen als vom Film gepackt zu sein. Der Film ist trotz düsterer Atmosphäre und guter Grundidee sichtlich überfordert. Auch das Monster selbst erinnert mehr an frühe Godzilla-Kostüme und ist dem heutigen Standard kaum gewachsen, um wirklich zu erschrecken. Allein der unfreiwillige Unterhaltungsfaktor durch die durchgehend zumindest doppelten Sätze der Sprechrollen bilden zuverlässiges Amüsement.
Eine überzeugendere Alternative zu diesem Film wäre "Haze", ein asiatischer Kurzfilm (ca. 50 Minuten), der mit originellen Ideen sowohl dramaturgisch als auch im Psycho-Horror-Segment weitaus geschickter punktet und den Zuschauer darüberhinaus intellektuell fordert, was das Ende anbelangt.