Es ist leicht, nach den im Vorfeld veröffentlichten Trailern schlimmsten Kitsch zu befürchten, doch man muss streng genommen gar kein Disney-Fan sein, um dieser Neuverfilmung etwas abgewinnen zu können. Einerseits wurde sehr nah am "Original" gearbeitet, andererseits aber auch behutsam Musik, Handlung und Figuren ergänzt, was das Endprodukt sogar noch besser als die Trickfilmvorlage macht. Der gute alte Disney-Zauber wird mit diesem Film erfolgreich ins neue Jahrtausend gerettet, denn "Die Schöne und das Biest" funktioniert als Märchen, Musical und Hommage gleichermaßen. In erster Linie dürfte es Kenner der 1991er-Version ansprechen, die mittlerweile erwachsen geworden sind und sich von einem Kinofilm mehr als rucklige Animationen erhoffen.
Die roboterhaften Bewegungen mancher lebender Gegenstände, ihre leeren Augenhöhlen und manche gruselige Verfolgungsjagd sind vielleicht nicht für jeden Sechsjährigen geeignet, darüber hinaus kombiniert Regisseur Bill Condon Charme und Realismus mit Bravour. Es ist nicht leicht den knuffigen Charakter der bekannten Gesichter einzufangen, besonders Emma Watson und Dan Stevens geben allerdings ein sehr gutes Paar ab. Obwohl man sie nicht gerade als Musicaldarsteller im Kopf hat, leisten sie und das übrige Ensemble in dieser Hinsicht Erstaunliches. Choreografien und Gesang sind ebenso wie die detailverliebten Sets in jeder Hinsicht gelungen. Lediglich die Bilder zum Song "Sei hier Gast" fallen mit ihrer knallbunten Gestaltung ein wenig aus dem Rahmen.
Die Hysterie um den laut Regie schwulen Charakter LeFou (Josh Gad) wäre unnötig gewesen. Disney setzt besonders in diesem Film ohnehin schon sichtbar auf ethnische Diversität, also hätte man analog dazu jegliche Deutung auch unkommentiert dem Zuschauer überlassen können, anstatt Befürwortern und Kritikern Material für eine Schlammschlacht zu liefern. Die augenzwinkernden Nebensätze LeFous und die Existenz eines farbigen Pfarrers im Frankreich des siebzehnten Jahrhundert sprechen ohnehin eine ganz eigene Sprache und würden im humorvollen Grundton des Films nicht weiter auffallen, hätte man nicht ständig diese Debatte im Kopf. Deren bloße Existenz lässt die Abbildung von Diversität dann leider wie einen missglückten Marketing-Schachzug wirken.
Jenseits solcher Konzepte, ob sie nun in einem Kinderfilm etwas verloren haben oder nicht, fällt es leicht, sich in diesem Film wohlzufühlen. Die Geschichte wird mit ebensoviel Herz wie Verstand erzählt, die Bilder, ob echte oder digitale, zelebrieren Kinomagie auf höchstem Niveau und dank sympathischer Darsteller und toller Musik lässt man sich gerne auf die Reise in das verwunschene Schloss ein, egal wie oft man sie schon gesehen haben mag.