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    Zu Ende ist alles erst am Schluss
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Zu Ende ist alles erst am Schluss
    Von Andreas Günther

    Hierzulande kommt die französische Tragikomödie „Les Souvenirs“ (auf Deutsch: „Die Erinnerungen“) von Jean-Paul Rouve als „Zu Ende ist alles erst am Schluss“ in die Kinos – und beim Schauen dämmert einem dann auch, was es mit dem zunächst nichtssagenden Titel auf sich hat: Man soll als Zuschauer Geduld mit dem Film haben, denn erst wenn der Literaturstudent und Nachtportier Romain (Mathieu Spinosi) nach der Hälfte der Spielzeit in einer sonnigen, mit Charles Trenets Chansons „Que reste-t-il des nos amours“ („Was bleibt uns von unseren Lieben?“) unterlegten Sequenz von Paris in die Normandie fährt, breitet sich beim Publikum nach viel Stillstand erstmals ein optimistisches Glücksgefühl aus. Aber dann folgt auch schon eine Szene an einer Tankstelle, die mit ihrer überdeutlichen Brachial-Philosophie alle Hoffnung gleich wieder einreißt. „Zu Ende ist alles erst am Schluss“ hat wundervolle Momente – aber die sind leider rar gesät.

    Die Jungen rennen, die Alten gleiten ins Grab: Als Romain außer Atem und zu spät zur Beerdigung seines Großvaters erscheint, sind seine Eltern Nathalie (Chantal Lauby) und Michel (Michel Blanc) stinksauer - nur Oma Madeleine (Annie Cordy) zeigt sich großmütig. Sie und ihr Enkel kommen sich in den folgenden Wochen allmählich näher, während es in der Ehe der Eltern nach der Pensionierung des Vaters zunehmend kracht. Romain besucht seine Großmutter im Heim, wo sie gemeinsam über die albernen Ölbilder an den Wänden lachen und gemeinsam dem Maler nachstellen. Madeleine weiht Romain zudem ein bisschen in ihre Erinnerungen ein, doch dann ist sie plötzlich fort - ausgerissen!

    „Wenn die Gegenwart nichts mehr bietet, muss man die Vergangenheit auftanken“, empfiehlt der Mann an der Tankstelle. Der Schauspieler Jean-Paul Rouve setzt in seinem dritten Spielfilm als Regisseur alles auf die Nostalgie-Karte, kommt dabei über derartige Kalendersprüche aber selten hinaus. Natürlich ist es rührend, wenn Madeleine nach fast 80 Jahren erstmals wieder in einem Klassenraum ihrer alten Schule sitzt und den Knirpsen von der Zeit erzählt, als sie selbst noch klein war. Aber die Szene funktioniert auch nur, weil so getan wird, als ob die Kinder noch nie einen alten Menschen außer ihr gesehen oder gesprochen haben.

    Fazit: Es gibt Momente zum Lachen und Weinen – aber am Ende zerbricht der Film doch an seiner überbordend-sentimentalen Nostalgie.

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