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    Hatchet - Victor Crowley
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Hatchet - Victor Crowley
    Von Christoph Petersen

    Während die 1970er und 80er mit Michael Myers, Freddy Krueger, Jason Voorhees, Leatherface und der Mörderpuppe Chucky noch massenhaft Horror-Ikonen hervorgebracht haben, sind in den 1990ern mit „Scream“-Killer Ghostface und „Ring“-Brunnenmädchen Samara zumindest noch zwei richtig prominente Neuzugänge hinzugekommen. Das angebrochene Millennium hat in dieser Hinsicht allerdings bisher erschreckend wenig zu bieten: Neben Folter-Maestro Jigsaw gibt es da eigentlich nur noch Victor Crowley. Allerdings sind dessen „Hatchet“-Filme derart heftig brutal (auch in Deutschland ist die Trilogie nur geschnitten zu haben), dass sich der missgestaltete Sumpf-Schlächter vor allem unter Hardcore-Fans einen Namen gemacht hat. Für die war es dann auch eine besonders freudige Überraschung, als „Hatchet“-Schöpfer Adam Green im August 2017 zu einer Jubiläumsvorstellung des ersten Teils in Los Angeles einlud – und dem Publikum kurz vor dem Start offenbarte, dass er im Geheimen einen vierten Film gedreht habe und diesen nun direkt vorführen werde: „Hatchet 4 – Victor Crowley“ bietet noch mehr augenzwinkernden bis albernen Meta-Humor bei gleichbleibend ultrabrutalen Splatter-Späßchen.

    Zehn Jahre, nachdem der Bayou Butcher mehr als 40 Menschen im Honey Island Swamp in der Nähe von New Orleans in Stücke gehackt hat, tingelt der einzige Überlebende Andrew Yong (Parry Shen) durch die TV-Talkshows, um seine von einem Ghostwriter großzügig getunte Autobiografie „I, Survivor“ in den Bestsellerlisten zu platzieren. So wirklich geht der Plan allerdings nicht auf, denn gar nicht so insgeheim glauben alle, dass in Wahrheit nicht die Sumpf-Legende Victor Crowley, sondern Andrew selbst die Opfer abgeschlachtet hat. Obwohl er sich geschworen hat, nie wieder an den Ort des grausamen Geschehens zurückzukehren, willigt Andrew auf Drängen seiner pillenverschlingenden Publizistin Kathleen (Felissa Rose) schließlich doch ein, für eine Primetime-Show einen Beitrag im Sumpf zu drehen – für ein Rekordhonorar von einer Million Dollar. Aber dann stürzt der Privatjet mitsamt der TV-Crew mitten im Honey Island Swamp ab – und weil Victor Crowley kurz zuvor unbeabsichtigt durch ein YouTube-Video von den Toten zurückgeholt wurde, geht das Gemetzel direkt wieder von vorne los…

    Während die ersten drei Teile jeweils direkt aneinander anknüpfen und insgesamt einen Zeitraum von nur 48 Stunden umschließen, spielt „Hatchet 4“ nun ganze zehn Jahre später – aus dem einst so einsamen Sumpf ist in der Zwischenzeit eine Touristenattraktion mit Victor-Crowley-Puppen verkaufenden Fanshops geworden. Horror ist ein Geschäft – und die publicityträchtige Ausschlachtung oft absurd. Das weiß natürlich niemand besser als „Hatchet“-Schöpfer Adam Green selbst, der in seinem immens populären Filmpodcast „The Movie Crypt“ jede Woche abstruse Geschichten von Horror-Conventions und Fan-Begegnungen zum Besten gibt. Deshalb verwundert es auch nicht, dass in „Hatchet 4“ nun ausgerechnet die Szenen am treffendsten und lustigsten geraten sind, in denen Green direkt auf die ihm vertrauten abgründigen Seiten der Celebrity-Kultur anspielt: Als Andrew eine Autogrammstunde gibt, sagt ihm einer der Anstehenden direkt ins Gesicht, dass er sein Buch zwar niemals kaufen werde, er aber trotzdem gerne eine Unterschrift auf seinem Schrumpelpenis hätte, den er dann auch direkt aus der Hose holt und auf den Tisch legt. Als Andrew sich weigert, wird ihm Homophobie vorgeworfen – die Brüste der Frau zuvor habe er ja schließlich auch unterschrieben.

    Vor dem Sprung zehn Jahre in die Zukunft geht es im Prolog erst einmal zurück ins Jahr 1964, wo ein aufgeregter junger Mann seiner Angebeteten im Sumpf einen Heiratsantrag macht. Aber als die Braut in spe mitbekommt, was da gerade passiert, fängt sie nicht einfach nur an zu heulen, nein, sie schnoddert derart krass herum, dass ihr Geliebter es sich fast noch einmal anders überlegt. Die „Hatchet“-Filme waren schon immer ausgewiesene Horror-Komödien, aber in „Hatchet II“ und vor allem „Hatchet III“ hat sich trotzdem eine gewisse Ernsthaftigkeit zumindest in Bezug auf die Hintergründe der Crowley-Legende eingeschlichen. Diese ist jetzt definitiv wieder verschwunden – schließlich reicht in „Hatchet 4“ ein simples YouTube-Video, um den beilschwingenden Muskelprotz wieder zurückzuholen. Es gibt deutlich mehr und oft auch sehr viel albernere Pointen – so funktioniert gerade die temporeiche erste Hälfte vor allem als Popkultur-Parodie ganz hervorragend. Sobald das versammelte Figurenarsenal dann im Flugzeug feststeckt, während Victor Crowley jeden einen Kopf kürzer macht, der einen Fuß vor die Maschine zu setzen wagt, gibt es aber schon auch die eine oder andere Durststrecke. Dafür liefert der bisher schönste Crowley-Abgang - eine sich lange ankündigende, aber deshalb nicht minder effektive Indiana-Jones-Reminiszenz - zum Schluss noch einmal ein blutbrockenspritzendes Highlight.

    Fazit: Fun-Splatter-Fans kommen hier trotz einiger Längen in der zweiten Filmhälfte voll auf ihre Kosten!

    Wir haben „Hatchet 4 – Victor Crowley“ auf dem Fantasy Filmfest 2017 gesehen, wo der Film im offiziellen Programm läuft.

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