In Deutschland gehört es schon seit längerem zum guten Ton, mithilfe von Filmen auf erschreckende Ereignisse im eigenen Land hinzuweisen. Geschichte und Gegenwart geben ja durchaus genug Stoff her, um ein wenig fiktiv investigativ diesen oder jenen Gegenstand zu beleuchten. Christoph Hochhäuslers neuer Film versucht genau das und wählt dafür ein äußerst spannendes Thema.
Der Trailer kündigt einen spannenden Thriller an. Da man genau das von einheimischen Filmemachern relativ selten zu sehen bekommt, machen die ersten Bilder und die Inhaltsangabe durchaus neugierig. Zumal der Zuschauer ja generell eine Portion nicht ganz ungerechtfertigtes Misstrauen gegen "die da oben" hegt. Da wäre doch eine brisante Enthüllungsstory, noch dazu aus der Sichtweise eines einigermaßen idealistischen Reporters, nicht das Schlechteste.
In der Tat ist vor allem die Leistung von Florian David Fitz am bemerkenswertesten. Er gibt dem von seiner Arbeit regelrecht besessenen Schreiberling ein authentisches Gesicht und trägt den Film ohne große Mühen auf seinen Schultern. Die ihm zur Seite gestellte Lilith Stangenberg bleibt als Volontärin Nadja vergleichsweise blass. Das hat einerseits sicher mit ihrem Charakter zu tun, andererseits wirkt ihre Figur dadurch permanent wie ein Fremdkörper in ihrer Umgebung. Die verwickelte Skandalgeschichte könnte aus der Realität gegriffen sein, das Verhalten der Politiker und "Skandalmanager" entspricht, wenn auch leicht überzeichnet, dem, was vielleicht tatsächlich in den Hinterzimmern der Mächtigen ausgefochten wird. Vor allem deren Phrasendrescherei ist gut getroffen. Das Tagesgeschäft der Zeitungsmacher wird weitgehend authentisch dargestellt, inklusive anschließender Redaktionskonferenz vor der Veröffentlichung der neuesten Ausgabe. Dazu noch schöne Bilder, die auf der großen Leinwand richtig was hermachen.
Ein hoffnungsvoller Beginn also. Allerdings steht dem Film seine oft unkonventionelle und vermutlich gewollt auf künstlerisch-alternativ getrimmte Erzählweise im Weg. Ein Thema wie dieses sollte trotz seines Anspruchs doch eigentlich darauf ausgelegt sein, viele Zuschauer zu erreichen. An mehreren Stellen muss man sich jedoch fragen, ob dieser Film überhaupt verstanden werden will, oder ob er in seinen wiederkehrenden Bildmontagen und sprunghaften Schnitten eher jene Verwirrung vermitteln will, die durch das Vertuschen unangenehmer Geschichten entsteht. Am Ende bleibt ein unbefriedigendes Gefühl zurück, das seine Ursache nicht nur in der überraschenden Auflösung des Ganzen hat. Sobald die Handlung einmal Fahrt aufnimmt, wird das Tempo meist wieder herausgenommen und der mit gradlinigeren Produktionen verwöhnte Durchschnittszuschauer verliert womöglich spätestens da trotz des spannenden Themas jegliches Interesse.
Damit bleibt Die Lügen der Sieger ein schön gefilmter und meist überzeugend inszenierter Kunstfilm, der seine Brisanz aber nur einer kleinen Schicht von Filmliebhabern offenbart, die bis zum Ende durchhalten.