"Greta" von Neil Jordan ist ein gelungener klassischer Thriller, der es versteht, mit recht einfachen Mitteln Spannung aufzubauen. Man kann dem Film möglicherweise vorwerfen, dass es vereinzelt zu Längen kommt, die Logik manchmal arg strapaziert wird und die Handlung weitestgehend vorhersehbar ist - aber das ändert meines Erachtens nichts am positiven Gesamteindruck.
Die Spannung entsteht insbesondere durch die Beziehung der beiden Hauptfiguren zueinander. Isabelle Huppert und Chloe Grace Moretz spielen hervorragend zusammen und insbesondere Isabelle Huppert scheint einen Heidenspaß an ihrer Rolle zu haben. Das gleitet zuweilen haarscharf an den Rand der Knallcharge, aber insgesamt ist sie als
stalkende Psychopathin
sehr überzeugend. Und Chloe Grace Moretz gibt das etwas zurückhaltende, liebe Mädchen, das sich verloren fühlt, ebenfalls sehr gut, sodass man sie ins Herz schließen und mit ihr mitfiebern kann. (Aus Erfahrung weiß ich, dass es ziemlich schwierig ist, nette, brave Mädchen zu spielen, ohne dass es langweilig wird.
Atmosphärisch ist das hier auch sehr gut geworden, man kann die anfängliche Freundschaft zwischen den beiden Frauen,
die allmählich entrückt und für die eine zur Obsession, für die andere zur Bedrohung wird,
auch in der mise en scène, musikalisch und von der Farbgebung her ausgezeichnet nachempfinden.
Auch sieht man hier, mit welchen Schwierigkeiten Stalking-Opfer auch neben dem eigentlichen Stalking zu kämpfen haben: Man nimmt sie nicht ernst, speist sie hilfloserweise mit Allgemeinplätzen à la "einfach ignorieren" ab, spielt ihre Sorgen herunter, ... andererseits sind Polizei und Justiz eben auch aus gesetzlicher Sicht oftmals die Hände gebunden, solange der Stalkende nicht handgreiflich wird und das Leben des Opfers ernsthaft gefährdet - aber wenn es soweit ist, ist es oft schon zu spät. Eine Zwickmühle.
Fazit: Thriller, der mit klassischen Mitteln arbeitet - und funktioniert. Spannend, kurzweilig - kann man sich gut angucken.