Hirokazu Kore-Eda, ein für Dramen bekannter japanischer Regisseur, hat mit „Like Father, Like Son“ ein weiteres solches Werk geschaffen und das Drehbuch geschrieben.
Ryota Nonomiya (Masaharu Fukuyama), ein prinzpientreuer, vielbeschäftigter und gut verdienender Geschäftsmann, hat mit seiner Frau Midori (Machiko Ono) Sohn, der bei der Geburt mit dem Kind von Yudai (Lily Franky) und Yukari Saiki (Yoko Maki) vertauscht wurde. Yudai ist ein selbständiger Gewerbetreibender mit bescheidenem Einkommen und beschäftigt sich viel mit seinen drei Kindern. Die Nachricht über die absichtliche Vertauschung durch eine Krankenschwester ist für die Eltern nach sechs Jahren nicht nur schockierend, Ryota sieht eine Erklärung für vieles, das ihm an seinem Sohn nicht passt.
Kore-Eda blickt auf emotionsgeladene Augenblicke mit überraschender Distanz und beschäftigt sich tiefgreifend mit der Frage, ob Kinder ihren leiblichen Eltern zuzuführen sind und welches Gewicht Erziehung, Zusammenwachsen und Blutsverwandtschaft haben. Wie Eltern und Kinder mit den erwarteten Folgen sowie den tatsächlichen Folgen während der Tauschphase umgehen, ist dem Regisseur erheblich wichtiger als Tränendrüseneffekte à la Hollywood zu erzeugen. Das wirkt authentisch und regt das Interesse des Publikums für die Beobachtung der Handlung an.
Das Hauptaugenmerk ist auf die Väter als Familienoberhäupter gerichtet, die Mütter spielen nebengeordnete Rollen, werden oberflächlich betrachtet, erscheinen fast gleich. Tatsächlich ist die Rollenverteilung mit dem Vater als Geldverdiener und der Mutter als Hausfrau in Japan gegenwärtig. Kore-Eda hat vor allem Ryota im Fokus und ihn durch seine engstirnigen Ansichten und Äußerungen - wenn auch behutsam und sachlich - zum Unsympathen des Publikums gemacht, um ihn dann durch die Entwicklung der Story zu Erfahrung und Einsicht zu zwingen. Das liest sich beinahe einfach, gelingt dem Regisseur aber wie kaum einem anderen mit den passenden Nuancen ohne Übertreibungen mehr als gut, wenn auch der Abstand zum Geschehen in einigen Situationen zu weit und der Unterschied zwischen Ryota und Yudai recht groß gewählt wurde. Dazu liefern die Schauspieler mit ihren Leistungen eine natürliche Umgebung von Familienleben ab.
Der Film setzt sich deutlich von Mainstreamware ab, gibt letztendlich weder Rezept noch die Ideallösung, sondern zeigt echt wirkende Charaktere beim Umgang mit schwierigen Lebenssachverhalten in detailreicher Darstellung und deren Weiterführung ohne Langeweile zu erzeugen. „Like Father, Like Son“ ist eine kleine Perle unter den Familiendramen.