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    Kein Ort ohne Dich
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Kein Ort ohne Dich
    Von Christian Horn

    „Kein Ort ohne dich“ ist bereits der zehnte Roman von Schnulzenkönig Nicholas Sparks ("Message in a Bottle"), der es auf die große Leinwand schafft. Und wer auch nur einen der neun vorherigen Filme gesehen hat, der kann sich schon ziemlich genau ausmalen, was ihn dieses Mal erwartet. Denn obwohl die Geschichte von „Kein Ort ohne dich“ in zwei weit auseinanderliegenden Jahrzehnten spielt, finden Regisseur George Tillman Jr. und sein Drehbuchautor Craig Bolotin kaum frische Ideen und schon gar keine interessanten Wendungen, stattdessen strotzt der trotz Doppelerzählung simpel gehaltene Plot nur so vor Klischees. So erweist sich der erste Ausflug von „Notorious B.I.G.“-Regisseur George Tillman Jr. ins Romantikfach als immerhin routiniert inszenierte Schnulze nach allzu bekannten Erzählmustern.

    Die Kunststudentin Sophia (Britt Robertson) lebt in North Carolina und steht kurz davor, ein aussichtsreiches Praktikum in einer New Yorker Kunstgalerie anzutreten. Vorher schleppt ihre Mitbewohnerin sie allerdings noch zu einem Rodeo-Event. Sophia ist zunächst wenig begeistert, trifft dann jedoch auf den markigen Bullenreiter Luke (Scott Eastwood), der nach einem schweren Unfall gerade an seinem Comeback arbeitet. Die beiden sind vom ersten Moment an voneinander fasziniert, aber die aufkeimende Liebesbeziehung droht an ihren unterschiedlichen Lebensentwürfen zu scheitern. Nach einem Picknick am See nimmt die Geschichte jedoch eine Wende: Am Straßenrand entdeckt das Paar ein brennendes Auto, aus dem die beiden den 91-jährigen Ira Levinson (Alan Alda) zerren. Im Krankenhaus liest Sophia dem ans Bett gefesselten Ira aus dessen 70 Jahre alten Liebesbriefen vor: Diese handeln von der Liebe des jungen Ira (Jack Huston) zur Emigrantin Ruth (Oona Chaplin) und eröffnen der Vorleserin eine neue Sichtweise auf ihr eigenes Beziehungsdilemma…

    Ähnlich wie „Wie ein einziger Tag“ und einige andere Sparks-Storys besteht auch „Kein Ort ohne dich“ aus einer Doppelhandlung. Die Liebesgeschichte zwischen Ira und Ruth beginnt am Vorabend des Zweiten Weltkriegs und wird noch dadurch verkompliziert, dass Ira in der Schlacht seine Zeugungsfähigkeit verliert. Dennoch raufen sich die beiden zusammen und führen eine innige, wenn auch über die Dekaden nicht immer einfache Beziehung. Das Problem von Sophia und Luke liegt indes nicht in einem Krieg, sondern in den konträren Lebensvorstellungen der beiden begründet - und erscheint so im Vergleich mit der existenziellen Bedrohung in der Rückblenden-Handlung eher wie ein leicht verschmerzbares Wehwehchen. Die Berührungspunkte zwischen beiden Erzählsträngen bleiben dann auch lange Zeit zu vage, als dass der Zuschauer aus der Parallelerzählung wirklich einen Mehrwert ziehen könnte. Und am Ende lautet die arg fade Moral dann ganz simpel: Es lohnt sich, für die Liebe zu kämpfen!

    George Tillman Jr. hat mit Subtilität offenbar wenig am Hut, denn in „Kein Ort ohne dich“ wird wirklich jeder Konflikt mit einer solchen Deutlichkeit ausgestellt, dass man als Zuschauer praktisch gar nicht mehr mitdenken muss: Dass die kunstinteressierte Sophia nichts mit der archaischen Rodeo-Welt ihres neuen Freundes anfangen kann, ist vom ersten Moment an ebenso glasklar wie der Umstand, dass Luke zwar ein moderner Cowboy, aber ganz sicher kein Fan moderner Kunst ist. Ähnliches gilt für die Annäherung zwischen den beiden Welten: Es lässt sich zwar emotional kaum nachvollziehen, dass sich Sophia immer mehr auf die testosterongetränkte Leidenschaft ihres Freundes einlässt – stattdessen muss es für das Publikum an dieser Stelle einfach ausreichen, dass sie nicht länger nur sexy Cowboystiefel, sondern dazu auch noch einen Cowboyhut trägt. Tillman Jr. hat offenbar sowieso ziemlich viel Spaß an dem Westernstyle, denn mit seinem exzessiven Einsatz von Zeitlupen romantisiert er nicht nur seine Liebesgeschichte, sondern auf fragwürdige Weise auch den Rodeo-„Sport“.

    Fazit: Eine einfach gestrickte, überzeugend gespielte Romanze ohne große Überraschungen – wer einige der Geschichten von Nicholas Sparks kennt, der weiß schon vor dem Kinobesuch ziemlich genau, was ihn auch diesmal wieder erwartet. Eine dringend nötige Sparks-Pause gibt es aber trotzdem nicht, stattdessen soll „The Choice“ nach aktuellem Stand auch noch 2015 in die Kinos kommen.

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