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    Jäger des Augenblicks - Ein Abenteuer am Mount Roraima
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Jäger des Augenblicks - Ein Abenteuer am Mount Roraima
    Von Christian Horn

    Ein Dokumentarfilm steht und fällt oftmals mit seinen Protagonisten. Die Filmemacher Christian Lonk, Philipp Manderla und Malte Roeper haben dabei für ihre Dokumentation „Jäger des Augenblicks - Ein Abenteuer am Mount Roraima“ alles richtig gemacht: Denn mit den professionellen Extrembergsteigern Stefan Glowacz, Holger Heuber und Kurt Albert porträtieren sie drei auf sehr unterschiedliche Art faszinierende Charaktere, wobei vor allem der mehrfache Kletter-Weltmeister und Berufs-Abenteurer Glowacz im Mittelpunkt steht. Mit sehenswerten Aufnahmen begleiten sie ihre drei Protagonisten bei einer Bergbesteigung in Südamerika und liefern dabei nicht nur die spannende Chronik eines Abenteuers, sondern verhandeln gleichzeitig ganz allgemeingültige menschliche Emotionen.

    Im Dreiländereck zwischen Brasilien, Venezuela und Guyana erhebt sich der Tafelberg Roraima 2810 Meter in die Höhe. Der aus Sandstein bestehende Berg, der wegen seiner Lage mitten im Dschungel nur schwer erreichbar ist, scheint wie gemacht für die passionierten Bergsteiger Glowacz, Heuber und Albert, die es sich zum Ziel gesetzt haben, „schwierige“ Berge auf aller Welt zu besteigen, und dabei Routen zu wählen, die vor ihnen kein Bergsteiger genommen hat. In dem Dokumentarfilm „Jäger des Augenblicks“ werden die Freunde bereits während der Anreise zum Tafelberg begleitet. Weil es für sie zum ganzheitlichen Erleben eines Berges dazugehört, lassen sich die Männer nicht per Helikopter zur Felswand chauffieren, sondern wählen den unpässlichen Weg durch den südamerikanischen Dschungel – eine Anreise, die sich über einen Zeitraum von zwei Wochen hinzieht. Als die Bergsteiger den Felsen schließlich erreichen, haben sie also schon ein Abenteuer hinter sich, doch es ist noch ein im wahrsten Sinne des Wortes steiniger Weg, der vor ihnen liegt.

    Die Dokumentation „Jäger des Augenblicks“ ist vor allem so außergewöhnlich, weil die Geschichte dramatische Wendungen nimmt, die zu Projektbeginn niemand vorhersehen konnte. So misslingt beim ersten Versuch die Bergbesteigung des Trios, weil starke tropische Regenfälle und eine Fußverletzung Glowaczs das Vorhaben torpedieren – ganz abgesehen davon, dass die Vorräte an Nahrungsmitteln wegen der unplanmäßig längeren Anreise durch den Dschungel schwinden. Durch dieses Scheitern geht die Dokumentation über ein simples Portrait der Bergsteiger hinaus und es werden die Menschen dahinter und ihre Emotionen noch stärker in den Fokus gerückt. Während der Wochen, die die Bergsteiger in der Zwischenzeit in Deutschland verbringen, um neue Kräfte zu sammeln, bleibt die Kamera dabei.  Im Gespräch offenbaren Glowacz, Heuber und Albert ihre Innenwelten weit stärker als sie es wohl während der Besteigung selbst getan hätten. Schließlich bekommt der Film nochmals eine neue Dimension, weil Kurt Albert, der für Glowacz und Heuber vor allem in jungen Jahren eine Vorbildfunktion erfüllte und über die Jahre zum Freund wurde, bei einer Routine-Klettertour tödlich verunglückt. Berührend gelingt es den Regisseuren den Umgang mit dem Verlust und die Trauer der zurückgebliebenen Kameraden zu verdeutlichen.

    Glowacz und Heuber brechen schließlich noch zu einem zweiten Besteigungsversuch auf. Die beeindruckenden Landschaftsbilder, die bei diesem und der Erstunternehmung eingefangen wurden, sind dabei ein Kapitel für sich: Ob der überwucherte Dschungel oder der majestätische Berg Roraima, der sich wie ein Denkmal aus dem Dickicht erhebt – abseits der inhaltlichen Spannung, die bei der Darstellung der Protagonisten und ihrer Ängste entsteht, bietet „Jäger des Augenblicks” auch starke Kinobilder, vor allem wenn es um das Erklimmen des Felsmassivs geht. So campen die Bergsteiger beispielsweise in luftiger Höhe auf einem schmalen Vorsprung oder befestigen die Sicherungshaken in brenzligen Situationen – Schwindelgefühle im Zuschauerraum sind da nicht ausgeschlossen.

    Fazit: Die Bergsteiger-Doku „Jäger des Augenblicks - Ein Abenteuer am Mount Roraima“ funktioniert nicht nur als Reisebericht einer abenteuerlichen Bergbesteigung, sondern auch als intimer Einblick in menschliche Gefühlswelten, die auch abseits von Kletterrouten ihre Gültigkeit haben. Ein Ansatz, der auch dank der charismatischen Protagonisten voll aufgeht.

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