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    Waiting for the Sea
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Waiting for the Sea
    Von Asokan Nirmalarajah

    Das in seiner hypnotisierenden Wirkung und seiner metaphorischen Wucht vielleicht eindrucksvollste Bild, das der europäische Autorenfilm hervorgebracht hat, ist das eines besessenen Träumers mit Hut, der den Transport eines gigantischen Flussdampfers über einen Berg im Urwald beaufsichtigt. Mit dem genialen Wagemut und der wahnsinnigen Sturheit des Exzentrikers Fitzcarraldo aus dem gleichnamigen Film von Werner Herzog konnten sich all jene Visionäre identifizieren, die ähnlich waghalsige (Film)-Projekte in Angriff nahmen. Auch in „Waiting For The Sea“, dem jüngsten Kinomärchen des tadschikisch-russischen Regisseurs Bachtijar Chudojnasarow („Luna Papa“), wagt ein von der Gesellschaft misstrauisch beäugter Individualist das schier Unmögliche, um seinen Traum zu verwirklichen. Allerdings entpuppt sich das Drama um einen in Ungnade gefallenen Schiffskapitän als behäbig-kauziger Bildersturm mit reichlich Melancholie, aber wenig Tiefgang.

    Ein Fischerdorf irgendwo in Zentralasien. Während die einheimischen Frauen den Morgen mit einstudierten Ritualen beginnen, um sich vom Meer eine ruhige See und einen ergiebigen Fang für ihre fischenden Männer zu erbeten, eilt Marat (Egor Beroev), passionierter Schiffskapitän zu seinem kleinen Fischerboot. Gegen die Warnungen seiner Zunftgenossen vor unruhigem Wetter bricht der überzeugte Fischermann mit seiner Mannschaft und seiner jungen Frau Dari (Anastasia Mikulchina) auf. Binnen weniger Meilen aber wird sein Schiff von einem Sandsturm eingehüllt. Einige Jahre später macht sich Marat als einziger Überlebender der Naturkatastrophe nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis auf, um sich sein altes Schiff zurückzuholen. Doch er trifft auf eine vorwurfsvolle Dorfgemeinde, den verbitterten Vater (Dinmukhamet Akhimov) und die verliebte Schwester Tamara (ebenfalls Anastasia Mikulchina) seiner verschollenen Frau. Zudem ist das Schiff Meilen vom Meer in einer kargen Wüste gestrandet…

    Die internationale Co-Produktion entstand mit Finanzmitteln aus Russland, Belgien, Frankreich und Deutschland und mit Unterstützung aus Kasachstan und der Ukraine. Das aufwändige Fantasy-Drama lief bereits 2012 als Eröffnungsfilm auf dem Festival von Rom (wo es recht verhalten aufgenommen wurde) und findet erst über zwei Jahre später seinen Weg auf deutsche Leinwände. Ins Kino gehört „Waiting for the Sea“ mit seinen hochatmosphärischen und vitalen Bildkompositionen auch unbedingt, vor allem die surreale Einstellung eines verrosteten Kahns, der durch eine staubige, karge Einöde gezogen wird, ist überaus eindrucksvoll. Abgesehen von dem Verweis auf „Fitzcarraldo“ steht die Aufnahme sinnbildlich für die Kollision zwischen moderner Technik und erbarmungsloser Natur, aber auch für den unbeugsamen Willen des Menschen, wenn er unbeirrbar ein Ziel verfolgt, selbst wenn es ihn umbringen mag.

    Eine ökologische Katastrophe - das systematische Austrocknen des Aralsees, eines Binnenmeeres in Zentralasien an der Grenze zwischen Usbekistan und Kasachstan, zu Bewässerungszwecken - diente Regisseur Bachtijar Chudojnasarow als Inspiration für eine eigentlich fesselnde Geschichte. Allerdings krankt das Drehbuch von Sergej Ashkenazy an einer klischeelastigen Figurengestaltung und einer antriebslosen, episodenhaften Erzählung. Dagegen kann auch die solide Besetzung wenig ausrichten. Neben dem erdigen Moskauer Theaterstar Ego Beroev als Marat kann vor allem das attraktive Fashionmodel Anastasia Mikulchina in der Doppelrolle der Schwestern Dari und Tamara überzeugen, die sich beide mit Hingabe auf den Protagonisten werfen. Wie bereits in seinem größten Kinoerfolg „Luna Papa“ findet Chudojnasarow auch diesmal eine Rolle für einen Deutschen und teilt Detlev Buck den wenig aufregenden Part des treuen Freundes zu, den dieser aber mit Spielfreude ausfüllt.

    Fazit: Eine hübsch bebilderte, melancholische Parabel mit ausgefallenen Gesichtern, Schauplätzen und Tönen, die aber durch ihre einfallsarme Erzählweise, die stereotype Figurenzeichnung und die schwachen visuellen Effekte gehandicapt wird.

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