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Michael S.
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4,5
Veröffentlicht am 23. April 2018
Diese Verfilmung funktioniert auf zwei Arten: Zum einen als Geschenk für die langjährigen Fans der Originalserie. Denn nur Eingeweihte verstehen Hartnells Gefühle beim Anblick einer Tardis-ähnliches Polizeinotrufzelle oder wissen die ausführlichen Kameraschwenks durch nostalgische Studiodekors zu Originaldialogen richtig zu schätzen. Fanservice gibt es jede Menge, zum Beispiel anhand klassischer Kreaturen (Cyberman, Schmetterlingsmenschen, Daleks ...) und entsprechend der Vorlage kommt auch hier der Humor nicht zu kurz.
Zum anderen widmen sich die knapp neunzig Minuten einfühlsam dem Schicksal des ersten Doktors William Hartnell, dem David Bradley, bekannt für grummelige Figuren aller Art, ein denkwürdiges Porträt spendiert. Nach vielen Rückschlägen darf der alternde Hartnell noch einmal brillieren, nur um seine vermutlich größte Rolle wenige Jahre später aufgrund von Alterserscheinungen abgeben zu müssen. Das sorgt für die tragische Note, die jedoch durch das kurze Erscheinen des 2013 gerade aktuellen Doktor-Darstellers Matt Smith abgemildert wird.
Die anfangs zur Hauptfigur aufgebaute Verity Lambert verschwindet nach zwei Dritteln des Films ohne Angabe von Gründen aus dem Stab der Serie. Das macht sich zwar dramaturgisch bemerkbar, neben Bradleys Auftritt verblasst aber selbst der als Emanzipationsgeschichte aufgebaute Kampf Veritys gegen altmodische weiße Männer in Führungspositionen zu einer Randnotiz. Brian Cox dagegen scheint keine Probleme zu haben, mit seinem Newman als witzige Nebenfigur für die meisten Lacher zu sorgen.
Die wirklich großen Fragen lässt der Film allerdings unbeantwortet. So ist das Drehbuch zur ersten Folge einfach plötzlich da, die vielfältigen Kreaturen werden nicht erst ausgedacht, sondern tauchen fertig am Set auf und warum die Tardis eigentlich innen größer als außen ist hinterfragt kaum jemand. Lediglich dem Design des Raumschiffs widmet Drehbuchautor Mark Gatiss eine vielsagende, kreativ erdachte Sequenz, während man sich den Rest einfach denken muss.
Somit ist diese in ihrer Art vermutlich einzigartige Serien-Vorgeschichte für Neueinsteiger zu verwirrend, um in ihrer Gesamtheit eine schlüssige Geschichte zu erzählen. Alle Whovians mit etwas Vorwissen dürfen sich allerdings auf ein durchaus gelungenes Special freuen, dass den besten Folgen der neuen Serie in nichts nachtsteht.